Lebensmittel

Rügenwalder Mühle postet Werbung und kassiert Shitstorm

| Lesedauer: 4 Minuten
Die Rügenwalder Mühle macht inzwischen 40 Prozent ihres Umsatzes mit fleischlosen Produkten.

Die Rügenwalder Mühle macht inzwischen 40 Prozent ihres Umsatzes mit fleischlosen Produkten.

Foto: imago stock&people / imago/STPP

Braucht es fleischlose „Wurst“? Da scheiden sich immer wieder Geister. Rügenwalder warf im Netz aber auch eine sinnvolle Frage auf.

Berlin. Der Wursthersteller Rügenwalder Mühle hat seit Sortiment erweitert. Seit einiger Zeit finden sich neben den herkömmlichen Fleisch-Produkten auch vegetarische Ersatzprodukte. Fast 40 Prozent des Umsatzes macht Rügenwalder Mühle inzwischen mit vegetarischen Produkten.

Das sorgt nicht bei allen Kunden für Begeisterung. Weil das Unternehmen stramm auf Fleischersatz-Produkte setzt, zieht es Zustimmung und Ablehnung im Lager der Fleisch-Befürworter bzw. -Abstinenzler auf sich.

Dabei ist immer wieder erstaunlich, welche Wut und Wortgefechte ein einfaches Lebensmittelprodukt auf Twitter auslösen kann. Zwei Seiten, die sich, nun ja, zerfleischen. Mal wieder. Auch mit stinknormaler Werbung. Unter einem Post der Firma laufen die radikalen Kommentare fast schon über. „Ganz großes Uff in die Runde“, schrieb Youtuber Rezo zu der „Debatte“.

Viele Nutzer kritisieren den Hersteller dafür, vor allem auf vegetarische Produkte zu setzen. Andere wiederum kritisieren, dass Rügenwalder Mühle einerseits für Umweltschutz werbe, andererseits aber auf Plastik setze. Viele Nutzer sprangen der Firma zur Seite. Die bedankte sich wiederum für die Solidarität.

Rügenwalder Mühle kassiert Shitstorm – Darum geht es:

  • Rügenwalder Mühle setzt konsequent auf Fleischersatzprodukte
  • Fast 40 Prozent des Umsatz erzielt der Hersteller inzwischen mit alternativen Produkten
  • Nicht alle Kunden sind begeistert, ein Beitrag sorgte nun für ein Shitstorm
  • Viele Nutzer bekundeten Solidarität
  • Die Firma bedankte sich dafür

Dabei stößt das Unternehmen an anderer Stelle auch produktiveren Austausch an. Auf Instagram veröffentlichte die Rügenwalder Mühle einen kurzen Clip mit einem Gespräch mit Sebastian Klaus, Professor für Verpackungstechnik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin.

Darin geht der Fachmann auf die Frage ein, warum die Firma ihre Produkte in Plastik verpackt und nicht in Glas. Daran stören sich nämlich viele der umweltbewussten Kunden. Der Professor sagt darin: „Um eine Glasverpackung herzustellen, brauchen Sie unheimlich viel Energie.“ Und mit einem Ein-Weg-Glas komme man nie in die Nähe der Ökobilanz von Kunststoffverpackungen.

Mehr Fragen lässt der Clip nicht zu. Zum Beispiel, was denn mit Mehrweg-Gläsern wäre? Oder einem Verkauf an der Fleischtheke mit Papierverpackung? „Was wäre denn mit Verpackungen aus Hanf oder aus Maisstärke?“, fragt auch ein Nutzer. Ob das wirklich gute Werbung für das eigene Produkt ist, sei mal dahingestellt.

Lesen Sie hier: Schwarzkopf landet mit „Postillon“-Idee Verkaufshit.

Rügenwalder Mühle bedankt sich

In einem weiteren Beitrag auf Twitter bedankte sich der Hersteller für die Solidarität von Nutzern. „Wenn aus Gegenwind Antrieb wird. Danke für eure Solidarität“, schrieb Rügenwalder Mühle. Auch darunter sammeln sich weitere ermutigende Kommentare:

  • „Mich haben die veganen und vegetarischen Produkte überzeugt. So kann ich auch unsere traditionellen Familienrezepte ohne Fleisch kochen, z.B. Bolognese Sauce. Kind und Mann waren auch begeistert.“
  • „Dieses Aufeinander-Losgehen bringt nichts. Menschen haben sich noch nie geändert nur weil andere Meinen ihnen etwas vorschreiben zu müssen. Das gibt’s leider auf beiden Seiten.“
  • „Ihr macht das großartig!“

Vegetarische Fleischersatzprodukte nicht nur bei Rügenwalder Mühle

Burger King: Ab sofort gibt's den Whopper fleischlos
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So oder so. Fleischlose Produkte sind bundesweit weiter im Kommen. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielsen steigt der Wert der im Einzelhandel verkauften vegetarischen Produkte deutlich an. Doch es gibt Streit: So sollen vegetarische Nahrungsmittel keine Fleisch-Bezeichnungen mehr tragen dürfen – so zumindest fordern es EU-Politiker.

Längst überzeugen aber nicht alle Veggie-Fleisch-Produkte. So strafte „Öko-Test“ ein paar vegane Burger ab. Ob er bei Burger King besser schmeckt? Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, ebenfalls einen fleischlosen Veggie-Whopper einzuführen.

Zwischen Mitte 2018 und Mitte 2019 sei Veggie-„Fleisch“ in Höhe von 163,1 Millionen Euro über die Ladentheken gegangen. Ein Zuwachs von zehn Prozent – im Vergleich zum Vorjahr. Auch ein untrügliches Zeichen: Rügenwalder Mühle stellte vor kurzem die Currywurst-Produktion ein. (bekö/les/dpa)