Die 15 Jahre alte Weltumseglerin Laura Dekker hat ein Problem. Sie ist pleite. Und Hilfe ist nicht in Sicht.

Wenn Dick Dekker über seine Tochter redet, schwingt schon der natürliche Stolz eines Vaters mit, doch da ist auch etwas seltsam distanziertes in seinen Worten, eine Distanz, die sich die meisten Eltern erst nach einem langen, oft schmerzhaften Abnabel-Prozess angewöhnen.

„Ein Kind ist nicht das Eigentum der Eltern“, sagt Dekker etwa ganz gerne. Und, dass der Einfluss, den man auf seine Kinder habe doch eher begrenzt sei. Es sei Lauras Wille als jüngster Mensch die Welt zu umsegeln, und es sei nur Lauras Wille, sagt Dekker dann, er unterstütze seine Tochter lediglich mit allen Mitteln. Ob seine Mittel allerdings reichen werden, damit der Traum des holländischen „Segelmädchens“ Wirklichkeit wird, weiß im Moment gerade wieder niemand. Und diesmal sind es keine juristischen Hürden, die das Unternehmen Weltumseglung in Gefahr bringen: Laura und ihrem Team, das hauptsächlich aus Familienmitgliedern besteht, geht schlicht das Geld aus.

Dabei schien im August vergangenen Jahres alles klar zu sein: Über Monate hatte sich 2009/ 2010 ein Streit zwischen den niederländischen Jugend-Behörden auf der einen Seite und Laura und ihrer Familie auf der anderen Seite hingezogen: Darf ein so junger Mensch sich auf eine solch gefährliche Reise machen, selbst wenn er es will und die Erziehungsberechtigten einverstanden sind? Zunächst untersagte ein Gericht Laura die Reise, schränkte sogar das Sorgerecht der Eltern ein. Nachdem Laura und ihre Eltern allerdings die Auflagen des Gerichts - unter anderem ein Überlebenstraining - erfüllt hatten, gaben die Richter in ihrer Heimatprovinz Zeeland Grünes Licht für den immer noch riskanten Törn.

Laura stieß schließlich in See, unter reger Anteilnahme der nationalen und internationalen Presse. Wenn sie es in den kommenden knapp zwei Jahren schafft, allein die Welt zu umsegeln, bedeutet das einen neuen Rekord, auch wenn die Firma Guinness World Records und auch der internationale Rat für Segelrekorde die Kategorie jüngster Alleinsegler wegen der Gefährlichkeit längst abgeschafft hat. Sie würde die Australierin Jessica Watson überflügeln, die erst im Mai vergangenen Jahres drei Tage vor ihrem 17. Geburtstag nach mehr als 20.000 Seemeilen als „Australiens neueste Heldin“ wie ihr Premierminister sie nannte in den Hafen von Sydney einlief.

Bis dahin allerdings ist es noch ein weiter Weg. Nach der Überquerung des Atlantiks hat sie nun rund 4000 Seemeilen zurückgelegt und macht auf ihrem Weg um die Welt Station auf Saint Martin in der Karibik. Sie ist zu Gast auf der „Stad Amsterdam“, einem Großsegler, der mit reichen Kreuzfahrttouristen durch die Karibik schippert als Teil der Crew. „Es ist schön einmal nicht Kapitän und für alles allein verantwortlich zu sein“, schreibt Laura in ihrem Blog im Internet, wo sie regelmäßig von ihrer Reise berichtet.

Zum Spendensammeln nutzt sie die Zeit auf dem Luxusschiff wohl nicht, obwohl sie die bitter nötig hätte, wie ihr Vater sagt. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm nun, Sponsoren aufzutreiben, um wenigstens die bis vor kurzem noch ausstehenden Gebühren zur Durchquerung des Panama-Kanals zu bezahlen. Allerdings sei damit die Finanzierung des Projekts noch lange nicht sicher, sagt Dekker, der sich vor Weihnachten mit einem Hilfeersuchen an niederländische Medien gewandt hatte.

Ein Vertrag mit dem niederländischen Fernsehen sei geplatzt, größere Sponsor ebenfalls zurzeit nicht in Sicht. Auch durch den Aufruf auf der Internetseite („Helft Laura die Welt zu umrunden“) kämen höchstens 30 Euro in der Woche zusammen, sagt Dekker. Auch ein Buch, das seit September zu kaufen ist, verkauft sich weniger gut, als man gedacht hatte.

„Durch die Berichterstattung in den Medien denken die Menschen immer, Laura käme aus einer reichen Familie, das ist aber nicht wahr“, sagt Dekker. So könne er es sich etwa nicht leisten, seine Tochter zu besuchen. Dafür fehlten einfach die Mittel, so Dekker. Laura wurde ebenfalls während einer Weltreise ihrer Eltern Dick Dekker und Barbara Müller auf einem Segelboot in Neuseeland geboren. Durch ihren Vater besitzt sie die niederländische, durch die Mutter die deutsche und durch den Geburtsort die neuseeländische Staatsangehörigkeit. Die Eltern sind geschieden, sie hat eine 11 Jahre alte Schwester, die ebenfalls bei ihrem Vater wohnt.

Vor allen Dingen die Reparaturen an Lauras 11,5 Meter langem Zweimaster „Guppy“ gingen ins Geld. Dabei halte sich das Schiff bisher gut, sagt Dekker, was auch daran liegen mag, dass Laura bisher auf ihrer Reise von größeren Stürmen verschont blieb. So konnte sie die meiste Zeit auf ihrem Schiff mit Kochen und Lesen verbringen, selbst zum Gitarrespielen blieb ihr Zeit, obwohl sie während der Atlantiküberquerung nie mehr als eine Stunde Schlaf bekommen hätte. Selten habe sie unter Heimweh gelitten, allerdings hätte es schon Zeiten gegeben, in denen sie sich gefragt habe, warum sie all das auf sich nehme.

Nach der Durchquerung des Panamakanals will Laura nach Australien und Thailand weitersegeln. Auf den Galapagos-Inselns ist wieder ein Zwischenstopp geplant. Ihre Route führt die bis dahin wohl 16-jährige auf durch den Golf von Aden vor der Küste Somalias, ein von Piraten durchsetztes Gebiet.

Einen Rekord hält sie schon jetzt: Sie ist der jüngste Mensch der je alleine den Atlantik gesegelt ist.