Schauspielerin Franka Potente küsste schon Frauenschwarm Johnny Depp, rannte um ihr Leben quer durch Berlin und spielte an der Seite von Hollywood-Star Matt Damon. Jetzt wird man die in Los Angeles lebende gebürtige Dülmenerin in einer ganz neuen Rolle sehen – als Erotikunternehmerin. Im ZDF-Fernsehfilm „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“ (Sonntag, 9. Oktober 2011, 20.15 Uhr) spielt sie die Titelrolle.
Die Schauspielerin war allerdings erst nicht sicher, ob sie die richtige Besetzung ist. „Anfangs war ich skeptisch“, sagt die 37-Jährige. Schließlich sei es das eine, über eine berühmte Persönlichkeit einen Film zu machen, „es aber gut recherchiert zu tun und der Person wirklich näher zu kommen, ist nicht so einfach“. Potente fing an, alles zu lesen, was sie über die Unternehmerin finden konnte. „Ich war fasziniert von dieser progressiven Frau. Was sie damals alles geleistet hat, leisten musste, als alleinerziehende Mutter, Stuntfliegerin und dann Ehefrau und Großunternehmerin, ist enorm“, sagt Potente. Für die Rolle der Frau und „die Gleichberechtigung in Liebe und Sexualität“ sei Uhse äußerst wichtig gewesen.
Beate Uhse schaffte tatsächlich etwas, was für die Zeit, in der sie lebte, absolut ungewöhnlich war. 1919 als Tochter eines Landwirts auf einem Gut in Ostpreußen geboren, erhielt sie eine sehr gute Bildung und Flugstunden. Im April 1945 gelang es ihr, mit ihrem zweijährigen Sohn Klaus in einem selbstgesteuerten Flugzeug aus Berlin nach Norddeutschland zu fliehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon verwitwet. Ihr Mann Hans-Jürgen Uhse war bei einem Flugunfall ums Leben gekommen.
In der Nachkriegszeit verfasste Uhse eine dreiseitige Erläuterung zur Geburtenkontrolle, ließ sie im Tausch gegen fünf Pfund Butter drucken und legte damit die Fundamente eines Versandhandels, der im Lauf der Jahrzehnte zum größten Erotik-Konzern Europas heranwuchs. Einfach war das nicht. Ihren Erfolg musste Beate Uhse immer wieder in zahlreichen Gerichtsverfahren verteidigen: Mehr als 2000 Anzeigen wurden bis 1992 gegen ihr Geschäft eingereicht.
Moralische Bedenken, weil der Name Beate Uhse hauptsächlich mit Sex-Shops in Verbindung gebracht wird, hatte Potente aber nicht. „Das fühlt sich nicht anders an als andere Rollen. Die ‚moralische Bewertung' hat ja mit mir nichts zu tun“, sagt sie. Für Potente war Uhse „wie ein Sprachrohr. Sie hat ja nicht wirklich etwas Neues erfunden, sondern den unterdrückten sexuellen Bedürfnissen vor allem von Frauen eine Stimme gegeben und ein Warenangebot erstellt, für das es eine Nachfrage gab“. Uhse habe einfach zur richtigen Zeit die richtige Idee gehabt und sie „vor allen Dingen auch umgesetzt“.
Zur richtigen Zeit hatte auch Franka Potente einst die richtige Idee. Und zwar schlicht: auf Toilette zu gehen. Die Schauspielschülerin stand Mitte der 90er-Jahre in einer Münchner Kneipe an einem Waschtisch, eine Frau musterte sie. „Wie würdest du dich in einem Satz beschreiben?“, fragte diese Frau, die Deutschlands erfolgreichste Castingagentin Nessie Nesslauer war. Manchmal stimmt das Timing eben. Schon am nächsten Tag stand Potente für Probeaufnahmen vor der Kamera von Regisseur Hans-Christian Schmid, der sie prompt für seinen Film „Nach Fünf im Urwald“ engagierte. Und 1997 wurde sie dann mit Tom Tykwers „Lola rennt“ zum Shootingstar.
In den vergangenen zwei Jahren hörte man eher wenig über sie. Zuletzt sorgte Potente für Spekulationen, weil sie Mutter einer Tochter wurde, und weder den Namen des Vaters noch den des Kindes verraten wollte. Sex sells – Sex lässt die Kassen klingeln, war das Unternehmensmotto von Beate Uhse. Und vermutlich wird ihre Geschichte auch die Einschaltquoten für Franka Potente mal wieder ordentlich in die Höhe treiben.