Explosion in Oslo

Schwerer Terroranschlag erschüttert Norwegen

| Lesedauer: 3 Minuten

Mitten im Regierungsviertel von Oslo ist ein Bombe explodiert. Die Detonation richtete schwere Verwüstungen an. Mindestens sieben Menschen starben bei dem Anschlag. Wer dahinter steckt, blieb zunächst unklar.

Ein schwerer Anschlag hat die norwegische Hauptstadt erschüttert. Nach der Explosion einer Autobombe im Osloer Regierungsviertel wurden mindestens sieben Menschen getötet. Ins Osloer Ulleval-Krankenhaus wurden mindestens 20 zum Teil schwer Verletzte eingeliefert. Laut Augenzeugen sieht es in weiten Teilen des Regierungsviertels aus wie in einem Kriegsgebiet, die Straßen sind übersät mit Scherben und Trümmern. Die Explosion habe sich gegen 15.20 Uhr Ortszeit ereignet. In allen Krankenhäusern in und um Oslo wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

Durch die Wucht der Explosion wurde auch der Sitz von Ministerpräsident Jens Stoltenberg in einem 17 Stockwerke hohen Gebäude schwer beschädigt. In dem Hochhaus mit Stoltenbergs Büro im obersten Stockwerk sind mehrere Ministerien untergebracht. Das Erdgeschoss sei „wie weggeblasen“, heißt es in einem Augenzeugenbericht der Zeitung „Aftenposten“. Das Energie- und Ölministerium ganz in der Nähe sei am schlimmsten verwüstet worden. Regierungschef Stoltenberg kam allerdings nicht zu Schaden. Nach Angaben eines Regierungsberaters arbeitete er am Freitag von zu Hause aus.

Innenstadt gesperrt

Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, Menschenansammlungen zu meiden und sich nach Hause zu begeben. In der Stadt hielten sich Gerüchte über eine zweite Bombe. Aus Angst vor weiteren Detonationen wurde die Innenstadt evakuiert. Erst sperrte die Polizei die Umgebung des Regierungsviertels am Youngstorget weitläufig ab, dann ließ sie auch den Hauptbahnhof räumen.

Der Platz, auf dem die Bombe explodierte, war mit verbogenem Metall und Glasscherben bedeckt. Die Gegend war auch mit Dokumenten übersät, die aus den umliegenden Gebäuden geflogen waren. In den Gebäuden befinden sich neben Büros der Regierung Redaktionsräume führender norwegischer Zeitungen.

Autowrack bei Regierungsgebäuden

Nach Angaben eines Reuters-Reporters fand sich zwischen den Regierungsgebäuden ein Autowrack. Nach seinen Eindrücken kann es sich dabei um die Überreste einer Autobombe handeln. Diese Einschätzung teilten nach einem Bericht der Zeitung „Aftenposten“ auch andere Augenzeugen. „Es explodierte – es muss eine Bombe gewesen sein. Leute liefen in Panik rum“, berichtete eine Passantin.

Ein Polizeisprecher sagte, vor der Explosion sei ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in dem Viertel gesichtet worden. Polizeichef Anstein Gjengdal sagte später, es seien „eine oder mehrere“ Bomben explodiert. Auf die Frage, ob es sich um einen Autobombenanschlag handele, sagte Gjengdal, möglicherweise sei ein Fahrzeug verwendet worden. Eine Bestätigung dafür gebe es aber nicht. Die Osloer Polizei wollte auch nicht darüber spekulieren, wer hinter dem Anschlag steckten könnte.

Es waren die schwersten Anschläge seit Jahrzehnten in Norwegen. Das Nato-Mitglied Norwegen war in der Vergangenheit öfters Ziel von Drohungen des Islamisten-Netzwerks Al Qaida wegen seiner Beteiligung am internationalen Afghanistan-Einsatz. Zudem nimmt Norwegen an dem Einsatz gegen Libyens Machthaber Muammar Gaddafi teil, der mit Anschlägen in Europa gedroht hatte.

Ein Mitarbeiter von Control Risks, einer Fachagentur für Sicherheitsrisiken, sagte in einer ersten Einschätzung: „Es ist sehr schwer zu sagen, was passiert ist. Es gibt sicherlich keine norwegischen Terroristengruppen, auch wenn es einige Festnahmen mit Al-Kaida-Bezug in der vergangenen Zeit gegeben hat.“ Es sei zu früh, um irgendwelche Rückschlüsse aus der Explosion zu ziehen.

( dpa/rtr/AFP/dpad/toto/ap/cb )