Eröffnet von der Hollywoodschauspielerin Sarah Jessica Parker und mit ein paar Neuerungen im Konzept sind am Donnerstagabend in Potsdam zum 62. Mal die Bambis verliehen worden. „Guten Abend, Deutschland und herzlich willkommen zum Bambi!“, begrüßte der „Sex and the City“-Star die rund 800 geladenen Gäste auf Deutsch. Dann ging sie wieder zum Englischen über.
Wohl mit dem Ziel, der Fernsehgala etwas frischen Wind zu geben, war auf das bisherige Konzept mit einem festen Moderatorenteam verzichtet und Parker als „Gastgeberin“ engagiert worden. Vor Lampenfieber blieb der Weltstar bei seinem Live-Auftritt nicht verschont: „Ich bin sehr nervös. Ich bin eine bessere Zuschauerin“, verriet sie am roten Teppich und fügte hinzu: „Ich weiß noch nicht mal, warum sie mich für diese Aufgabe hier ausgewählt haben.“ Ihrem Ruf als Mode-Ikone wurde Parker mit einer tief ausgeschnittenen Robe in Silber-Braun aber wieder gerecht.
Hannah Herzsprung beste Schauspielerin
Über den ersten Bambi des Abends durfte sich die Schauspielerin Hannah Herzsprung freuen. „And the Bambi goes to..“ sagte Parker ähnlich wie beim Oscar und überreichte ihrer jungen Kollegin das goldene Rehkitz. „Das ist Wahnsinn“, staunte Herzsprung. Sie wurde für ihre Rolle in der ARD-Serie „Weissensee“ über zwei Familien in der DDR in den 80er Jahren ausgezeichnet und setzte sich damit gegen ihre mitnominierten Kolleginnen Anna Loos („Wohin mit Vater?“, ZDF) und Christiane Paul („Der Doc und die Hexe“, ZDF) durch.
Bei stehendem Applaus nahm Fußball-Nationalcoach Joachim Löw - nach dem Deutschen Fernsehpreis und dem Verdienstorden der Bundesrepublik – eine weitere Ehrung entgegen. Gemeinsam mit seinem Trainerteam erhielt er den Sonderpreis der Jury. Löw und sein Team hätten die Mannschaft bei der WM in Südafrika zu außergewöhnlichen Leistungen geführt, „mit denen sie alle Welt überraschten“, hoben die Juroren hervor.
Die Laudatio hielt Nationalspieler Mesut Özil, der auch als Preisträger zu der Gala gekommen war – in der neuen Kategorie „Integration“. Während Popstar Shakira vor allem den bekannten blauen Pullover von „Jogi“ rühmte, dankte Özil – vor Aufregung in mehrere Anläufen – seinem Trainer für das Vertrauen. „Viele Fußballexperten haben vor der WM gesagt, ein so junges Team bei der Weltmeisterschaft, das kann nicht gut gehen“, betonte er. Shakira hatte zuvor ihren WM-Hit „Waka Waka“ präsentiert.
Löw gab den Dank an „jeden einzelnen Spieler“ und die deutschen Fans weiter. „Diese Begeisterung hat uns natürlich durch das Turnier getragen“, sagte er. Torwarttrainer Andreas Köpke kündigte an, sie sähen Bambi als Talismann für einen großen Titel nehmen.
Schlingensief posthum geehrt
Unmittelbar vor Beginn der Gala wurde bekannt, dass knapp drei Monate nach seinem Tod der Regisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief posthum der Medienpreis in der Kategorie Kultur verliehen wurde. Schlingensief war am 21. August im Alter von 49 Jahren gestorben. Es ist nach dem Entertainer Peter Frankenfeld (1979) erst das zweite Mal in der mehr als 60-jährigen Bambi-Geschichte, dass ein Preisträger posthum geehrt wird.
Insgesamt hatte der Burda-Verlag in diesem Jahr Bambis in 16 Kategorien zu vergeben. Für sein Lebenswerk wurde der Rockmusiker Udo Lindenberg geehrt. Der 64-Jährige stellte aber schon zu Beginn der Gala klar: „Das ist eher ein Preis für ein Lebensabschnittswerk. Ich habe noch viel vor.“
Zum besten Schauspieler ernannte die Jury Florian David Fitz. Er überzeugte mit seiner Rolle eines Tourette-Kranken im Kinofilm „Vincent will Meer“, zu dem er auch das Drehbuch geschrieben hatte.
In der Kategorie Sport wurden zwei Damen ausgezeichnet: Ein goldenes Rehkitz ging sowohl an die Biathletin und vielfache Paralympics-Siegerin Verena Bentele sowie die Leichtathletik-Europameisterin über 100 Meter, Verena Sailer. Die blinde Sportlerin Bentele sagte: „Ich würde mir wünschen, dass die Paralympics für immer mehr Menschen ein Publikumsmagnet sind und dass immer mehr Menschen zuschauen.“
An Hollywoodschauspieler Orlando Bloom („Fluch der Karibik") vergab die Jury einen Bambi für sein Engagement für Kinder in Not. Der Frauenschwarm wird demnächst zum ersten Mal Vater und kennt Potsdam bereits. Er hat bis vor kurzem den 3D-Film „Die drei Musketiere“ in den Studios Babelsberg gedreht.
Zu den weiteren Preisträgern zählten die US-Band Gossip um Frontfrau Beth Ditto (Pop International), die Aachener Band Unheilig (Pop National) und die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall („Unsere Erde“-Bambi). Der erst zum fünften Mal vergebene „Millennium“-Bambi ging – 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung – an den früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher. „Sein diplomatisches Geschick war ein wichtiger Faktor bei der Beendigung des Kalten Krieges und beim Zusammenwachsen Europas“, hieß es zur Begründung.