Die Politiker-Gattin Stephanie zu Guttenberg steht im Fernsehsender RTL2 für eine Dokumentations-Serie vor der Kamera, die mutmaßliche Pädophile entlarven will. „Die Reihe soll die Menschen sensibler dafür machen, wie groß die Gefahr von sexueller Anmache und Missbrauch im Internet für unsere Kinder ist“, sagte die Frau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der „Bild“-Zeitung.
Für die Sendung „Tatort Internet“, die insgesamt zehn Mal zu sehen ist, gewann RTL2 Stephanie zu Guttenberg und Hamburgs Ex-Innensenator Udo Nagel als Präsentatoren. Zu Guttenberg wird allerdings nur durch die erste Ausgabe führen. Das Magazin soll künftig immer montags um 20.15 Uhr laufen.
Guttenberg fordert eine härtere Gangart beim Kampf gegen Kindesmissbrauch. „Das Thema darf nicht zu lax gehandhabt werden“, sagte die 33-Jährige am Donnerstag in Berlin bei der Präsentation der neuen Sendung. Darin geht es um die Jagd nach Tätern, die sich Kindern im Netz nähern. Auf die Frage, warum sie durch diese Sendung bei dem wegen seiner Trash-Formate öffentlich in der Kritik stehenden Privatsender führe, sagte zu Guttenberg: „Es geht nicht um das Reißerische. Es geht um die Aufklärung, was los ist in den Chatrooms dieser Welt.“
Um Pädophile zu überführen, soll sich für die Serie etwa eine 18-Jährige in einem Internet-Forum als Dreizehnjährige ausgegeben haben. Unter anderem habe sich ein bereits als Sexualstraftäter vorbestrafter 48-jähriger Mann aus Bayern in dem Forum gemeldet und mit eindeutigen sexuellen Absichten eine Verabredung mit seinem potenziellen Opfer ausgemacht. Bei der Verabredung sei der Mann dann vor laufender Kamera entlarvt und anschließend angezeigt worden.
Stephanie zu Guttenberg sagte der „Bild“-Zeitung, viele könnten „sich gar nicht vorstellen, was in diesen Chatrooms vor sich geht“. Kinder und Jugendliche würden dort geradezu auf dem Präsentierteller für potenzielle Täter sitzen und bekämen von erwachsenen Männern Sexfotos und Pornofilme zugeschickt. „Viele Eltern ahnen davon gar nichts.“ Sie selbst sei „schockiert, wie schnell und gezielt sich die Täter an die Kinder ranmachen“.
Die 33 Jahre alte Mutter von zwei Töchtern ist Präsidentin der deutschen Sektion des internationalen Vereins Innocence in Danger (Unschuld in Gefahr) und veröffentlichte kürzlich unter dem Titel „Schaut nicht weg“ ein Buch, mit dem sie sexuellen Missbrauch bekämpfen will.
Für RTL2 könnte „Tatort Internet“ der letzte Strohhalm der bisher eher erfolglosen Programmoffensive sein. Mit Abendsoaps wie „Generation Ahnunglos“, „Das Tier in mir“, „Tattoo Attack“ und „Abenteuer Afrika“ war der Sender in der jüngsten Vergangenheit gemessen nach Quoten wenig erfolgreich. Die neue Staffel von Verona Pooths „Engel im Einsatz“ lockte am Dienstag gerade einmal 680.000 Zuschauer vor den Fernseher.
Der Sender und Geschäftsführer Jochen Starke reagierten mit einem „standardisierten Evaluationsprozess“, einer Art Qualitätskontrolle, die aber nicht näher definiert wurde. Die Unterhaltungschefin Julia Nicolas musste ihren Hut nehmen. Hinter der Einführung von „Tatort Internet“ steht dennoch der Name Nicolas. Dem Slogan „it's fun“ will der Sender treu bleiben.