Berlin. Marius Bülter beißt die Zähne zusammen. Bauchmuskeltraining, Liegestütze und Stabilisierungsübungen auf dem Gymnastikball – Bülter kämpft, so wie er es in seinem ersten halben Jahr beim 1. FC Union stets getan hat. Weil es seinem Naturell entspricht.
Und weil er weiß, dass sein Platz, den er sich in seiner ersten Hinrunde in der Bundesliga bei Union erarbeitet hat, keineswegs sicher ist. Was nicht an seinen Qualitäten liegt, sondern eher dem Konkurrenzkampf im großen Kader geschuldet ist.
Einen kleinen Vorgeschmack, was den Aufsteiger beim Aufsteiger erwarten kann, hat der 26 Jahre alte Fußball-Profi bereits in der zweiten Hälfte der Hinrunde ein wenig zu spüren bekommen. Stand er in den ersten zehn Partien stets in der Anfangsformation, pendelte er danach zwischen Ersatzbank und Startelf.
Aufsteiger Bülter bleibt bei Union Berlin auf dem Boden
Für jemanden, der vor gut eineinhalb Jahren noch in der Regionalliga beim SV Rödinghausen gespielt hat, kann Enttäuschung über diese Entwicklung nur Jammern auf hohem Niveau sein. Doch vielleicht ist sie auch ein Grund dafür, dass Bülter das vergangene halbe Jahr mit Demut reflektiert.
„Es ging alles sehr schnell. Aber ich komme damit ganz gut klar. Meine Familie und meine Freundin holen mich da schon wieder auf den Boden zurück, sodass ich ganz gut abschalten kann“, erzählt Bülter.
Der gebürtige Ibbenbürener glaubt jedoch nicht, „dass es solche Phasen gab, in denen ich gedacht habe, dass ich besser oder ein besserer Mensch bin. Aber natürlich bin ich auch ein wenig stolz darauf“, gibt Bülter zu. 16 Einsätze im Oberhaus, drei Tore, zwei davon beim ersten Saisonsieg der Köpenicker überhaupt gegen Borussia Dortmund können sich mehr als sehen lassen.
Bülter weiß die Bank-Zeit bei Union Berlin einzuordnen
Dass Trainer Urs Fischer ihn in den vergangenen Wochen auch mal auf die Bank setzte, „weiß ich gut einzuordnen, weil wir oft in einem System gespielt haben, in dem es meine Position nicht gab“. Bülter kommt im 4-3-3-System über die linke Außenbahn.
„Und wir haben die Spiele gewonnen, also gab es für mich auch keinen Grund, irgendwie sauer zu sein. Zumal ich ohnehin immer eingewechselt wurde. Wenn ich gespielt habe, war die Leistung in Ordnung, denke ich. Sicher waren am Ende die Tore nicht mehr da, wobei ich zwar Chancen hatte, aber es hat ein wenig Glück gefehlt. Das gilt es jetzt wieder zu erarbeiten.“
Bülter tut dies mit Nachdruck, auch wenn er sich bei der Rumpfübung schon mal korrigieren lassen muss. Kein Problem für den 1,88-Meter-Mann, der seinem persönlichen Fußball-Märchen weitere Kapitel hinzufügen will.
Bülter sieht schwierigen Start für Union Berlin
Er weiß, dass auf Union und ihn „ein schwieriger Start“ wartet, mit drei Gastspielen in den ersten vier Spieltagen, darunter bei Spitzenreiter Leipzig (Sonnabend, 18 Uhr) und in Dortmund. „Aber vielleicht rechnet auch niemand damit, dass wir Punkte holen. Ich sehe uns auch nicht als auswärtsschwach. Wir haben zwar wenig Punkt geholt, aber eigentlich immer gut gespielt.“
Selbstbewusstsein ohne abzuheben, das zeichnet Bülter aus. Das wird nicht zuletzt dann deutlich, wenn er an jenen Klub denkt, von dem er über Magdeburg per Leihvertrag bis Saisonende (inklusive Kaufoption) zu Union gekommen ist.
„Ich drücke Rödinghausen die Daumen. Natürlich verfolge ich die Regionalliga nicht mehr so intensiv, aber ich bekomme schon noch mit, dass die da oben mitspielen“, sagt Bülter. Sein ehemaliger Klub wird für den Aufstieg in die Dritte Liga kämpfen. So wie Bülter für den Klassenerhalt von Union kämpfen wird. Und für ein neues Kapitel in seinem Fußball-Märchen.
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