Bundesliga

Ujah fühlt sich schon als Teil von Union

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Michael Färber
Der neue Union-Stürmer Anthony Ujah (l.) im Trainingsduell mit Unions neuem Innenverteidiger Keven Schlotterbeck.

Der neue Union-Stürmer Anthony Ujah (l.) im Trainingsduell mit Unions neuem Innenverteidiger Keven Schlotterbeck.

Foto: Matthias Kern / Bongarts/Getty Images

Unions Zwei-Millionen-Mann Ujah will sich nicht unter Druck setzen lassen. Doch der Stürmer weiß um die Erwartungen an ihn.

Berlin. Anthony Ujah war gut gelaunt. „Es war ein guter Tag. Wir hatten Spaß von der ersten Einheit an“, sagte der neue Stürmer des 1. FC Union. Soeben hatte der Profi das Auftakttraining des Bundesliga-Aufsteigers für die Premierensaison im Fußball-Oberhaus absolviert.

Und es kommt nicht von ungefähr, wenn der 28 Jahre alte Nigerianer nach den ersten 90 Minuten festhielt: „Es liegt eine Menge Arbeit vor uns.“ Ujah weiß, wovon er spricht, spielte er doch für Mainz 05, den 1. FC Köln und Werder Bremen bereits insgesamt 109 Mal in der Bundesliga, erzielte dabei 27 Tore.

Mit Union sollen nun ein paar hinzukommen. Geht es nach den Köpenickern, dürfen es ein paar mehr sein. Ujah weiß um die Erwartungen, die an ihn gestellt werden. „Doch es geht nicht um mich, sondern nur um die Mannschaft.“ Der Angreifer gibt sich verbal zurückhaltend. „Ich bin schon lange genug in Deutschland und weiß, wie es hier zugeht. Ich muss um meinen Platz kämpfen“, ließ er wissen.

Ujah kennt zwei Mitspieler schon länger

Statt sich selbst als neuen Anführer der Abteilung Attacke zu inszenieren, stellt er jene in den Vordergrund, die den Traum Bundesliga erst möglich gemacht haben. „Es ist gut, dass immer noch ein großer Teil der Aufstiegsmannschaft da ist“, sagte Ujah.

Er selbst kennt bereits zwei Akteure von seinen vergangenen Stationen: Felix Kroos aus der Bremer Zeit sowie Marcel Hartel aus den Kölner Tagen. Das hilft beim Eingewöhnungsprozess.

Schon vor Monaten hatte Union den Kontakt zu Ujah hergestellt. Zu einem Zeitpunkt, an dem überhaupt noch nicht abzusehen war, in welcher Liga Union in der Saison 2019/20 spielen wird. Über beide Möglichkeiten wurde gesprochen. Doch ob Verbleib in Liga zwei oder doch Aufstieg – „schnell ging es nicht mehr nur um die Liga, sondern darum, ein Teil dieser Union-Familie zu werden“.

China-Engagement als Familienhilfe

Dass Familie ihm wichtig ist, offenbart er, als es um sein Engagement in China geht. „Ich wollte etwas anders erleben. Und es war ein gutes Angebot“, erklärte Ujah. Und: „Als Afrikaner mit großer Familie wollte ich der Familie natürlich auch helfen.“

Für 13 Millionen Euro war Ujah 2016 von Bremen zum Liaoning FC gewechselt. Kolportiert wurde ein Jahresgehalt von sechs Millionen Euro. Viel Geld, um seiner Familie zu helfen.

„Aber es war von Anfang an der Plan, nicht zu lange dort zu bleiben, sondern nur zwei Jahre. Das Fußball-Niveau ist auch nicht so hoch wie in Deutschland. Aber es war eine gute Erfahrung“, erzählte Ujah.

Ujah mit Union gleich nach Bad Saarow

Das galt auch für die erste Trainingseinheit bei seinem neuen Klub. Kurzes Einlaufen, erste Sprintübungen, ein Sechs gegen Vier, dann das erste Trainingsspiel – Union legte gleich ordentlich los, bevor es am Sonntagnachmittag ins erste Trainingslager nach Bad Saarow geht (bis 3. Juli).

Vor gut 30 Fans wurden Ujah und Co. mit Applaus empfangen. Im Vergleich zu sonstigen Union-Trainings eine recht ordentliche Zahl, für den ersten Auftritt des neuen Erstligisten dennoch überraschend wenig. Union hatte im Vorfeld gebeten, den Besuch des Trainingsauftakts wegen der geringen Platzkapazität zu meiden.

Insgesamt 26 Profis konnte Trainer Urs Fischer begrüßen, darunter auch den neu verpflichteten Innenverteidiger Keven Schlotterbeck (für ein Jahr vom SC Freiburg ausgeliehen). Neben dem polnischen Torwart Rafal Gikiewicz und dem schwedischen Stürmer Sebastian Andersson – beide spielten mit ihren Nationalteams nach dem Aufstieg noch in der EM-Qualifikation, fehlten auch der neue Angreifer Marcus Ingvartsen (gerade mit Dänemark bei der U21-EM aktiv) sowie Suleiman Abdullahi, der wegen Passproblemen noch nicht wieder in Berlin ist.

Union-Trainer Fischer freut sich auf Konkurrenzkampf

Trainer Urs Fischer war zufrieden mit dem Auftakt. „Die Jungs kamen sehr fit aus den Ferien zurück. Das ist ein sehr positives Zeichen für einen Trainer“, freute sich der Schweizer.

Und der Coach ließ auch gleich durchblicken: „Die Offensive ist ein Punkt, in dem wir uns steigern müssen.“ Dank Ujah, aber auch Ingvartsen „besteht jetzt eher auch die Möglichkeit, mit zwei Sturmspitzen zu agieren“. Der Konkurrenzkampf nicht nur für die etablierten Sebastian Andersson und Sebastian Polter „ist jetzt auch größer, aber ich denke, die Jungs haben damit keine Probleme. Das sind sie gewohnt.“

Der Druck wird größer. Das weiß auch Ujah – und will sich gar nicht erst unter Druck setzen lassen, trotz der Tatsache, der mit zwei Millionen Euro Ablöse teuerste Transfer der Union-Historie zu sein. „Damit kann ich nicht erfolgreich sein. Aber als Stürmer will man natürlich viele Tore schießen“, sagte der Angreifer. Wie viele er sich in seinem ersten Union-Jahr vorgenommen hat? Ujah muss lachen und bleibt defensiv: „Ich habe mir noch nie eine Zahl als Ziel gesetzt.“

Ujah hilft beim Einräumen der Bälle

Stattdessen geht er vorbildlich voran und räumt schon gleich die Bälle nach dem Training zusammen. „Weil meine Mannschaft verloren hat“, musste er die erste Niederlage im Trainingsspiel grinsend eingestehen. „Aber nur so bekommst du das Gefühl für Zusammenhalt“, erklärte Ujah bestens gelaunt. Es war ein guter Tag.

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