Stuttgart. Der 1. FC Union kann weiter vom Sprung in die Bundesliga träumen. Durch das 2:2 (1:1) beim VfB Stuttgart hat sich der Berliner Fußball-Zweitligist vor 58.619 Zuschauern eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel am Montag in der Alten Försterei verschafft.
„Das ist kein Traumergebnis, aber wir haben noch die Chance, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagte VfB-Kapitän Christian Gentner. „Wir haben bei vielen Luftduellen schlecht ausgesehen.“
„Wir haben in letzter Zeit bewiesen, dass wir in solche Spielen gut aussehen können“, sagte Union-Kapitan Christopher Trimmel. „Das ist ein sehr gutes Resultat.“
Trainer Urs Fischer änderte die Union-Formation, statt mit einer Raute im Mittelfeld agierte der Zweitliga-Dritte in einem 4-3-3 mit Sebastian Andersson als alleiniger Spitze. Stürmer Sebastian Polter musste auf die Bank, für ihn spielte Marcel Hartel. Außerdem ersetzte Michael Parensen in der Innenverteidigung den Gelb-gesperrten Florian Hübner.
Viele Fehler in der Anfangsphase
Die Köpenicker brauchten eine gute Viertelstunde, um in der Partie, um in der Relegation anzukommen. Durchaus mit Respekt gegenüber dem VfB, vielleicht auch bedingt durch die Kulisse, schlichen sich diverse Fehler ein.
Vor allem Manuel Schmiedebach, über die gesamte Saison einer der Pfeiler im Union-Spiel, erlaubte sich Nachlässigkeiten, die nur deshalb nicht bestraft wurden, weil Anastasios Donis (7.) und Chadrac Akolo (8.) die Geschenke nicht zu nutzen wussten.
Die Stuttgarter waren über weite Strecken die aktivere Mannschaft, doch Union hatte inzwischen seinen Platz gefunden. Immer wieder wurden die VfB-Profis früh angelaufen, der Ball ging in den Stuttgarter reihen deshalb oft nur quer oder zurück.
Union gelingt nach dem Rückstand postwendend der Ausgleich
Mit dem Mut, auch nach vorn zu spielen, hatte Fischer seine Mannschaft ins Rennen geschickt. Seine Profis hatten offenbar gut zugehört. Zweimal scheiterte Andersson an VfB-Torwart an Ron-Robert Zieler, nach Flanken von Suleiman Abdullahi (21.) und Ken Reichel (26.).
Nein, die Berliner versteckten sich nicht und bewiesen, dass sie den verpassten Direktaufstieg am vergangenen Sonntag gut verkraftet haben. So musste eine Einzelaktion von Donis herhalten, um Union zu überwinden.
Weit aufgerückt waren die Berliner, zu weit, und der Grieche nutzte den freien Raum zu einem Wahnsinnslauf fast über das gesamte Spielfeld. Sein Pass in den Strafraum fand Christian Gentner, 0:1 nach 42. Minuten.
Union geschockt? Keineswegs. Nur eine Minute nach dem Rückstand schlugen die Berliner zurück. Eine Kopfball-Verlängerung von Andersson verwertete Abdullahi zum Ausgleich (43.). Das so herbeigesehnte Auswärtstor, das aufgrund der Europapokal-Wertung der beiden Relegationsspiele so wichtig ist – Union nimmt es mit ins Rückspiel.
Kroos und Trimmel fehlen im Rückspiel
Stuttgarts Trainer Nico Willig reagierte und brachte nach der Pause Mario Gomez für Daniel Didavi. Und der ehemalige Nationalstürmer zeigte nur sechs Minuten später, wie wichtig er immer noch für den VfB ist.
Mit kräftigen Schritten strebte er in Richtung Union-Strafraum, Unions Abwehrmann Marvin Friedrich lief nur mit, statt Gomez entscheidend zu stören. Zu allem Überfluss fälschte er auch noch Gomez‘ Schuss aus 16 Metern unhaltbar für Union-Torwart Rafal Gikiewicz zum 1:2 ab (51.).
Jetzt war der VfB am Drücker. Union-Kapitän Christopher Trimmel konnte Donis nur per Foul stoppen, sah dafür Gelb (60.) wie auch später Felix Kroos. Beide fehlen wegen der fünften Gelben Karte im Rückspiel am Montag (20.30 Uhr).
Friedrich köpft nach Eckball zum 2:2 ein
Nach dem anschließenden Freistoß und Tohuwabohu im Union-Strafraum konnte erst Friedrich den Ball aus der Gefahrenzone schlagen.
Nun reagierte auch Fischer, brachte mit Joshua Mees für Hartel eine frische Offensivkraft, die das Union-Spiel wieder belebte. Seine Aktion sorgte für jenen Eckball, den Friedrich in der 68. Minute zum 2:2 ins Tor köpfte.
Ein zweiter Auswärtstreffer, der die Chancen im Rückspiel noch einmal verbessert hat.
„Hier regiert der FCU“, schallte es aus dem mit gut 4000 Union-Fans gefüllten Gästeblock. Und sie sangen von der Bundesliga, die zum Greifen nah ist.
Zwei Riesenchancen für Andersson zum Schluss
Die Stuttgarter versuchten in der Schlussphase alles, um wenigstens mit einem Sieg ins Rückspiel zu gehen. Ein Kopfball von Nicolas Gonzales konnte Gikiewicz jedoch parieren (77.), auf der anderen Seite hatte Zieler mehr Mühe, Anderssons Schuss noch über das Tor zu bugsieren (78.) und in der Nachspielzeit einen Kopfball erneut von Andersson zu parieren.
Gikiewicz war noch einmal bei einem Gomez-Kopfball zur Stelle (86.). Dann konnten die Union-Anhänger den so wichtigen Teilerfolg feiern.
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