Berlin. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Benjamin Brand (Unterspiesheim) kam einer Erlösung gleich. Wegen des eisigen Windes, der durch das Stadion an der Alten Försterei pfiff. Auch wegen des Auftritts des 1. FC Union, der erneut nicht wirklich erwärmend gewesen ist. Vor allem aber – und das ist die wichtigste Botschaft für alle Anhänger des Fußball-Zweitligisten – weil er den zweiten Heimsieg in Folge sicherte. Das 2:1 (2:0) der Köpenicker gegen den SV Sandhausen war zumindest vom Ergebnis her die Wiedergutmachung, die man sich nach der blamablen Darbietung eine Woche zuvor in Braunschweig (0:1) erhofft hatte. Mehr aber auch nicht.
„Was wir in Braunschweig abgeliefert hatten, war – ich will nicht sagen eine Frechheit – aber schon ziemlich dürftig. Da war eine Wiedergutmachung schon nötig“, sagte Steven Skrzybski. Der Stürmer wusste aber nur zu gut, dass allenfalls die ersten 30 Minuten dazu dienten, im letzten Saisondrittel für eine Resthoffnung zu sorgen, was Relegationsplatz drei angeht. „Man muss nicht immer schön gewinnen, sondern auch mal dreckig die Punkte holen“, ergänzte Skrzybski. Genau das gelang ihm und seinen Mitspielern.
Der 25-Jährige selbst war es, der mit seinem frühen Treffer für eine Anfangsphase sorgte, in der Union die Chancen eiskalt nutzte und die am Ende entscheidend für den Spielausgang war. Dreieinhalb Minuten waren gespielt, als Skrzybski nach Doppelpass mit Simon Hedlund von der Strafraumgrenze einfach abzog und nicht nur Sandhausens Torwart Marcel Schuhen, sondern auch die 18.974 Zuschauer überraschte.
Skrzybskis elftes Saisontor, Pedersens Premiere
„Ich wollte den Ball eigentlich auf die lange Ecke ziehen, habe ihn aber nicht mehr rumgekriegt“, erklärte der Angreifer seinen elften Saisontreffer. So schlug der Ball in der vom Schützen aus gesehen rechten Ecke ein. Endlich mal wieder eine schnelle Führung für die Mannschaft von Trainer André Hofschneider.
Dass es nach 20 Minuten bereits 2:0 für Union stand, war im Matchplan ebenso vorgesehen. „Standardsituationen waren vor dem Spiel noch mal ein Riesenthema bei uns“, sagte Christopher Trimmel. Unions Rechtsverteidiger war dann auch der Ausgangspunkt für den erfolgreichen Abschluss eines Eckballs. An den Fünfmeterraum schlug der Österreicher den Ball, wo er von Marc Torrejon zunächst an die Latte geköpft wurde und dann am zweiten Pfosten schließlich Kristian Pedersen fand. Der Däne brauchte nur noch einzuschieben. „Von einem Tor für Union habe ich schon immer geträumt“, gestand der Abwehrmann. Nun ist ihm die Torpremiere endlich gelungen, „noch dazu mit meinem schwachen rechten Fuß“, strahlte Pedersen.
Warum Union dann allerdings in den Verwaltungsmodus schaltete, muss bis zum nächsten Spiel am Freitag beim Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr, Sky) schnellstens geklärt werden. Trainer Hofschneider hatte eine einfache Erklärung dafür: „Ein Teil der Mannschaft wollte das Spiel offenbar ruhiger zu Ende bringen. Wir haben ja viele offensive Spieler, die ihr Kerngeschäft nicht in der Verteidigung sehen.“
Falsche Laufwege und ungenaue Anspiele
Seine Mannschaft hatte sich in der ordentlichen Anfangsphase „den Zweikämpfen entziehen können“, wie Hofschneider beobachtete. Doch als dann die kämpferischen Tugenden gefragt waren, offenbarten sich erneut spielerische Mängel, wenn Union den Ball hatte. Falsche Laufwege, ungenaue Abspiele und zu viele hohe Bälle prägten das Spiel der Berliner nach der Pause. Sandhausen präsentierte sich dagegen nun als jene „eklige Mannschaft“, die Hofschneider vor der Partie erkannt hatte – bei aller Wertschätzung für die Leistung des Gegners, versteht sich.
Der Anschlusstreffer nicht einmal drei Minuten nach Wiederbeginn tat sein Übriges. Philipp Förster veredelte einen schnörkellos vorgetragenen Angriff über Richard Sukuta-Pasu und Korbinian Vollmann – begleitet von Unions passiver Defensive (48.). Dass Union den Sieg über die Zeit brachte, war dem fehlenden letzten Pass der spielerisch gefälligen Gäste zu verdanken. Und einer „Steigerung im kämpferischen Bereich“ (Hofschneider) der Hausherren.
„Von der Qualität her kann Union nicht unser Maßstab sein“, sagte Sandhausens Trainer Kenan Kocak nach der Partie. Dass seine Mannschaft aufgrund der stärkeren zweiten Halbzeit einen Punkt verdient gehabt hätte, steht dennoch außer Frage.