Berlin. Union liegt weit hinter dem Saisonziel zurück, Braunschweig noch weiter. Am Sonntag hilft beiden im direkten Vergleich nur ein Sieg.
Das hatte man sich sicherlich ein wenig anders vorgestellt – sowohl beim 1. FC Union, als auch bei Eintracht Braunschweig. Noch keine zehn Monate ist es her, da trafen diese beiden Mannschaften im Endspiel um den dritten Platz der Zweiten Liga aufeinander. Union unterlag 1:3, die Eintracht zog in die Relegation ein.
Am Sonntag (13.30 Uhr, Sky) tritt Rot-Weiß erneut bei Blau-Gelb an. Zu einem Duell der Enttäuschten, die mit dem Aufstiegsrennen derzeit wenig bis gar nichts zu tun haben. Sowohl die Berliner als auch die Niedersachsen sehnen die Rückkehr zu kontinuierlichem Erfolg herbei. Wobei festzuhalten bleibt, dass Union der Eintracht dabei ein Stück voraus ist.
Tatsächlich ist die Rückkehr in die Erfolgsspur nach dem Sieg gegen Düsseldorf vor einer Woche (3:1) gelungen, nach acht Spielen ohne Sieg. Die Braunschweiger warten hingegen schon seit dem 21. Oktober 2017 auf einen Heimsieg. Und während Union mit einem Erfolg den Abstand zu Platz drei auf drei Punkte verringern kann, da Kiel gegen Aue nicht über ein 2:2 hinauskam, braucht die Eintracht unbedingt einen Dreier, um fünf Punkte zwischen sich und den Relegationsplatz zur Dritten Liga zu legen.
Eintracht-Trainer Lieberknecht fast zehn Jahre im Amt
Braunschweigs Manager Marc Arnold sprach von einer „neuen Situation im Verein, nicht nur für Torsten Lieberknecht und mich“. Tatsächlich wird das Klima im Klub seit Wochen auf eine harte Probe gestellt. Mittendrin mit Arnold und Lieberknecht das Duo, das untrennbar mit den Erfolgen der vergangenen Jahre (Rückkehr in die Zweite Liga 2011, Bundesliga-Aufstieg 2013) verknüpft ist.
Seit fast zehn Jahren ist Lieberknecht, dessen Vertrag bis Ende Juni 2020 läuft, nun Coach der Eintracht. Eine beachtliche Marke in der immer schnelllebigeren Profibranche. Doch ausgerechnet wenige Monate vor jenem Jubiläum am 12. Mai wackelt der Stuhl des Trainers so heftig wie noch nie in den vergangenen Jahren.
In den einzelnen Gremien werde „intensiv über die Lage diskutiert“, so Arnold. Mit dem Ergebnis, dass es bereits das erste Endspiel für Lieberknecht gab. Nur der Sieg in Aue (3:1) rettete den Coach, der bei den Fans ein hohes Ansehen genießt. Entsprechend emotional ging es an jenem Nachmittag Ende Januar auch zu. Vom Anhang lautstark gefordert, hatte sich Lieberknecht in die Fankurve aufgemacht, um die ihm geltenden Ovationen entgegenzunehmen. Der Coach tat dies auch – mit Tränen in den Augen.
„Einmal nach oben entflohen“
Emotional wird es auch am Sonntag zugehen. Was nicht zuletzt an Union liegt. So spricht André Hofschneider, Trainer der Köpenicker, von einem „spannenden Spiel“, das er da erwarte. In den vergangenen zehn Jahren sei dies auch schon immer so gewesen. Das 3:4 im Dezember 2012, als Union zweimaleine Führung und ein Heranrücken an die Aufstiegsregion verspielte, zählt zu den packendsten Begegnungen dieser beiden Teams. Seinerzeit sei Braunschweig Union „einmal nach oben entflohen“, so Hofschneider.
Eine Erklärung, warum der Gegner nach der gescheiterten Relegation gegen den VfL Wolfsburg im vergangenen Sommer (zweimal 0:1) einen derartigen Absturz erlebte, hat der Union-Coach auch: „Wenn man so knapp am Aufstieg scheitert, kann es schon schwer sein, diese Situation mental zu verarbeiten.“
Der Karlsruher SC sei ein ähnliches Beispiel. Die Badener scheiterten 2015 am Hamburger SV, auch aufgrund fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen, landeten in der folgenden Spielzeit nur auf Rang sieben und stiegen ein Jahr später als Tabellenletzter sogar sang- und klanglos ab.
2200 Union-Fans im Eintracht-Stadion
So kam auch Hofschneider nicht umhin, seinem Trainerkollegen aufmunternde Worte zukommen zu lassen. „Torsten Lieberknecht ist der dienstälteste Trainer im Profifußball, und das bei nicht wirklich einfachen Bedingungen“, sagte der Union-Coach also. Die Braunschweiger hätten unter ihm „schon verdammt viel Gutes gemacht, und Lieberknecht sei auch bekannt dafür, bestimmte Dinge immer wieder zu ändern“, so Hofschneider weiter.
Soll heißen: Auch gegen Union wird sich der Eintracht-Trainer wieder etwas einfallen lassen, um der Forderung des Klub-Managers nachzukommen. „Es wird Zeit, dass auch in einem Heimspiel endlich mal wieder ein Sieg herausspringt“, sagte Arnold.
Will Union dies verhindern, braucht es eine ähnlich engagierte Leistung wie zuletzt gegen Düsseldorf. Gut 2200 mitreisende Fans werden für die entsprechende Unterstützung im Eintracht-Stadion sorgen. Ansonsten könnte die Enttäuschung der sieglosen Wochen unter Hofschneider schnell wieder zurückkehren.