Berlin. Als Marco Rose gerade die Gründe dafür erklären sollte, warum es RB Leipzig gelang, den DFB-Pokaltriumph aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen, war es um den Trainer geschehen. Unter großem Jubel stürmten seine Profis in die Pressekonferenz nach dem 80. DFB-Pokalfinale und „gönnten“ ihm die obligatorische Bierdusche.
Gerade erst hatte Rose das 2:0 (0:0) der Leipziger gegen Eintracht Frankfurt im Olympiastadion wie folgt bewertet: „Das ist ein besonderer Moment für uns, wenn man einen Titel verteidigt. Wir haben heute die Kirsche auf die Saison gepackt.“
- Für RB Leipzig ist es der zweite Sieg im DFB-Pokal
- Eintracht Frankfurt verpasst die Europa League
- Fangruppen feiern an Gedächtniskirche und unter dem Funkturm
Die Frankfurter wiederum verpassten es im letzten Spiel von Trainer Oliver Glasner, sich für die Europa League zu qualifizieren. Ihnen bleibt die Teilnahme an der Conference League. „Ich denke, der erste Gegentreffer war ein Schock für uns“, sagte Glasner, „für Leipzig war es ein Boost. Dann haben sich die Kräfteverhältnis auf dem Platz verschoben.“
Dennoch machte der scheidende Eintracht-Coach deutlich: „Ich bin sehr stolz, dass wir den internationalen Wettbewerb noch erreicht haben., Wir haben immer gesagt, dass wir uns nicht auf dieses Finale verlassen wollen. DFB-Pokalfinale, siebter Platz in der Bundesliga, Champions-League-Achtelfinale – das ist sicher eines der besseren Jahre der Eintracht.“
Schweigeminute zu Ehren des verstorbenen Berliner Jugendfußballers
Berlin im Ausnahmezustand. Schon in den Mittagsstunden versammelten sich die Fangruppen, um sich auf dieses 80. Cupfinale einzustimmen. Die Frankfurter Anhänger veranstalteten auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche ein wahres Fanfest, präsentierten auf einer Bühne Eintracht-Legenden, um die Stimmung anzuheizen. Leipzigs Fans nutzen den Hammarskjöldplatz am Messegelände unter dem Funkturm, von wo aus es dann in Richtung Olympiastadion ging.
Im Stadion, mit 74.322 Zuschauern natürlich ausverkauft, wurde noch einmal deutlich: Fußballfeste dieser Art wird es in der kommenden Spielzeit nach dem Abstieg von Hertha BSC in die Zweite Liga kaum geben. Das Bundesliga-Derby gegen den 1. FC Union, welches die Hauptstadt in den vergangenen vier Jahren zweimal pro Saison in den Mittelpunkt der Fußball-Nation gerückt hatte, es wird fehlen, ohne Zweifel.
Nach einer Schweigeminute zu Ehren des am Mittwoch verstorbenen Berliner Jugend-Fußballers – der 15-Jährige war am vergangenen Sonntag bei einem Jugendturnier nach einem tätlichen Angriff eines Gegenspielers lebensgefährlich verletzt worden und am Mittwoch verstorben – ging es dann auch sofort los.
Frankfurts Kolo Muani trifft nur das Außennetz
Keine Abwarten, kein Taktieren, kein Abtasten. Vollgasfußball von der ersten Minute an. Nationalstürmer Timo Werner ließ nach einem Konter nach nicht einmal vier Minuten die Riesenchance zur Leipziger Führung liegen, Eintracht-Torwart Kevin Trapp war zur Stelle. Die Frankfurter meldeten sich mit einem Freistoß, den Evan Ndicka und Tuta nur knapp verfehlten, im Spiel an (8.).
Die Stimmanteile auf den Rängen waren klar verteilt. Die Frankfurter Anhänger war deutlich in der Überzahl. Schon beim Warmmachen (später auch während der Partie) wurden vereinzelt Böller gezündet, flogen Raketen aufs Spielfeld – die Unverbesserlichen wird es wohl immer geben. Alle wirklichen Fans aus Frankfurt hatten nach knapp 16 Minuten den Torschrei auf den Lippen, als Randal Kolo Muani nur das Außennetz traf.
Und es war der Moment, in dem das Finale an Schwung verlor. Die Kreativität eines Mario Götze oder die Geradlinigkeit eines Kolo Muani verfingen sich immer wieder in Ungenauigkeiten. Gleiches galt für das sonst so gefürchtete Leipziger Umschaltspiel. Zur Wahrheit gehörte auch, dass beide Abwehrreihen einen guten Job machten. Erst in der 42. Minute wurde es nochmal durch Leipzig gefährlich. Werner hatte Christopher Nkunku steil geschickt, dessen Schuss wurde jedoch im letzten Moment durch Tuta noch zur Ecke abgefälscht.
Nkunku und Szoboszlai mit späten Treffern für RB Leipzig
Was sich schon vor dem Spiel angekündigt hatte, fand kurz vor Wiederbeginn seinen Tiefpunkt. Gelabelt mit dem Banner „Fußballterror im Finale“ wurde im Frankfurter Block in der Ostkurve massiv Pyrotechnik gezündet, wieder flogen Raketen aufs Spielfeld, detonierten Böller. Auf der anderen Seite legten die Leipziger ihre Kurve in dicke Rauchschwaden. Der Anpfiff der zweiten Halbzeit verzögerte sich um einige Minuten.
Knapp eine Stunde war vorbei, als Götze per Steilpass Kolo Muani in Szene setzte. Querpass statt Torabschluss – Chance vertan. Dann scheiterte Götze selbst an RB-Keeper Janis Blaswich (64.). Die Eintracht schien mehr und mehr das Kommando auf dem Platz zu übernehmen. Welch ein Irrtum.
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Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ging es für die Hessen zu schnell. Leipzig kombinierte sich in den Frankfurter Strafraum, Nkunku zog ab – und der Titelverteidiger führte, weil Aurelio Buta den Ball unhaltbar für Trapp abgefälscht hatte (71.). Aus dem Frankfurter Block flogen Böller, die Polizei musste aufmarschieren. Kurz darauf köpfte der eingewechselte Yussuf Poulsen über das Frankfurter Tor (79.). Dominik Szoboszlai machte es in der 85. Minute besser, sein Treffer für Leipzig brachte die Entscheidung.