Berlin/Kiel. Die Füchse bekommen Kiels Duvnjak nicht in den Griff und zeigen ungewohnte Angriffsschwächen. Die Folge: die erste Saison-Niederlage.

Jaron Siewert wirkte müde. Erschöpft. Der Trainer der Füchse Berlin sah aus, als hätte er in den vergangenen gut eineinhalb Stunden zusammen mit seinen Spielern auf dem Feld gestanden. Die Partie beim Rekordmeister THW Kiel war für den Handball-Bundesligisten aus der Hauptstadt purer Kampf. Am Ende stand die erste Niederlage der Saison. Ein 26:30 (10:14).

„Ich bin trotzdem stolz auf meine Mannschaft“, erklärte der Coach der Berliner, „wir haben alles reingehauen, haben gefightet, aber am Ende hat‘s nicht gereicht. Kiel ist der verdiente Sieger.“

Füchse Berlin bekommen Duvnjak nicht in den Griff

Während Siewert nach Erklärungen für die erste Liga-Pleite dieser Spielzeit suchte, bekam der Mann des Spiels eine Extraportion Lob. „Dule“-Sprechchöre tönten durch die ausverkaufte Arena in Kiel. Dule, das ist Domagoj Duvnjak, der mit neun Toren maßgeblich am Sieg des Rekordmeisters beteiligt war. „Ohne Dule hätten wir wahrscheinlich nicht gewonnen“, erklärte Kiels Patrick Wiencek.

Der Matchwinner selbst konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt so viele Treffer beisteuern konnte, war aber trotzdem „überglücklich“. Man habe „verdient gewonnen“, sagte Duvnjak. „Dieser Sieg gibt uns Kraft.“ Und er war eine Reaktion auf die bittere Niederlage in der Champions League gegen Aalborg (18:27) vor vier Tagen.

Rekordmeister THW Kiel steckt eigentlich in der Krise

Noch in der vergangenen Saison hätte man in Berlin Punktverluste gegen Kiel einkalkuliert. Zu dominant war der THW unterwegs, meistens als Titelkandidat Nummer eins. Doch nach einem Umbruch im Sommer, mit den Abgängen von Stars wie Sander Sagosen oder Niklas Landin, dümpelt der Nordklub nun jenseits der Champions-League-Ränge herum.

Die kommenden Spiele der Füchse Berlin:

  • 26. Nov., 15 Uhr: Füchse Berlin - HSV Hamburg (Bundesliga)
  • 28. Nov., 18.45 Uhr: Chambery Savoie - Füchse Berlin (European League)
  • 1. Dez., 19 Uhr: HSG Wetzlar - Füchse Berlin (Bundesliga)
  • 5. Dez., 20.45 Uhr: Füchse Berlin - HC Izvidac Ljubuski (European League)

Fünf Niederlagen kassierte die Mannschaft von Trainer Filip Jicha schon in der Liga – mehr als in der gesamten Vorsaison zusammen (vier). Dazu kamen das frühe Pokal-Aus und große Schwierigkeiten in der Königsklasse. Die Konsequenz: Krise.

Kiel bestraft die Fehler der Füchse Berlin

Die Rollen waren also klar verteilt, als der Tabellenführer aus der Hauptstadt in den hohen Norden reiste. Doch gerecht wurden die Berliner ihrem Favoritenstatus nicht. Die Abwehr stand zwar recht zuverlässig, dafür fehlten im Angriff Ideen und Durchsetzungsvermögen. Vier Tore Rückstand zur Halbzeit waren die Folge.

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„Wir haben vorne zu viele technische Fehler gemacht, dadurch konnte der THW schnelle Tore machen. Verteidigt haben wir eigentlich ganz gut“, erklärte Füchse-Spielmacher Nils Lichtlein. „Wir schaffen es nie, den THW in den Rückstand zu zwingen. Sie haben unsere Fehler einfach bestraft.“

Füchse nutzen Chancen auf den Ausgleich nicht

Als Mathias Gidsel (mit neun Toren bester Werfer der Füchse) mit einem Doppelschlag direkt nach Wiederanpfiff auf 12:14 (31. Minute) verkürzte, war die Hoffnung da, dass sich die Berliner noch einmal zurückkämpfen. Doch zu viele technische Fehler ließen die Kieler wieder davoneilen.

Es war einer dieser Tage, an denen auch die Selbstverständlichkeiten nicht funktionieren wollten. Hans Lindberg vergab gleich zwei Siebenmeter (34. und 49. Minute). Selbst zehn Paraden von Dejan Milosavljev reichten nicht. Zweimal hatten die Füchse innerhalb kürzester Zeit sogar die Chance auf den Ausgleich. Doch erst vergab Gidsel (42.), dann scheiterte Matthes Langhoff völlig frei an THW-Keeper Samir Bellahcene (45.).

„Wenn wir die reinmachen, sehen unsere Chancen deutlich besser aus, dann kommt vielleicht auch etwas Ruhe in die Halle und Kiel ins Nachdenken“, sagte Trainer Siewert. „Aber das ist uns nicht gelungen. Und dann haben wir abreißen lassen müssen. Mit so einer Angriffsleistung ist es schwer, in Kiel Punkte zu holen.“ Stattdessen gab es eben die erste Niederlage.

Die Spitze der Liga rückt wieder näher zusammen

Eine Niederlage, die sie bei den Füchsen jetzt nicht alles hinterfragen lässt. Es ist eine Niederlage, die irgendwann kommen musste. Die eingepreist war. Und die den Titelkampf in der Bundesliga noch enger macht.

„Es war ein wirklich schweres Spiel, wir haben das ganze Spiel gekämpft, aber das war nicht genug, weil wir zum ersten Mal in dieser Saison viele Probleme im Angriff hatten“, analysierte Toptorschütze Mathias Gidsel. „Minus drei Punkte nach zwölf Spielen, aber weiter geht‘s.“

Schon am Dienstag wartet die nächste Herkulesaufgabe. In der European League steht das Auswärtsspiel bei Dinamo Bukarest (18.45 Uhr, Dyn und DAZN) an. Das Ziel: Platz eins in der Gruppe behaupten.

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