Pyeongchang 63 Stimmen, München 25 Stimmen – das nennt man, wie das kanadische IOC-Mitglied Richard Pound treffend bemerkte, einen Kantersieg . Die Münchner sind jedoch mit ihrer Bewerbung um die Austragung der olympischen Winterspiele 2018 nicht gescheitert, weil diese schlecht gewesen wäre . Vielmehr sind sich Fachleute einig, dass es technisch die beste Bewerbung seit den krachend gescheiterten Initiativen für Berchtesgaden (1992), Berlin (2000) und Leipzig (2012) gewesen ist.
Nun wähnten sich die Kampagnenunterstützer zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Wettstreit mit Pyeongchang entpuppte sich als ein ungleicher, weil die große Mehrzahl der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) das Beharren der über einen Zeitraum von zehn Jahren um die Spiele werbenden Südkoreaner schlussendlich honorierte.
Wird auch Deutschland ein solches Beharren an den Tag legen wollen und sich erneut um das Milliardengeschäft mit den fünf bunten Ringen bemühen? Zwar sagt der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach zurecht: “Es ist zu früh für Entscheidungen. Enttäuschung ist der falsche Ratgeber.” Dennoch ist es die spannende Frage, die bereits jetzt gestellt und diskutiert wird, und über die Sport, Politik und Wirtschaft in nächster Zukunft zu entscheiden haben werden.
Sollte Deutschland sich nach der dritten, deutlich gescheiterten Bewerbung innerhalb von 18 Jahren erneut zu einer Kandidatur entschließen, wäre die wahrscheinlichste Variante, erneut mit München ins Rennen zu gehen. Und zwar für die Winterspiele 2022, die dann in vier Jahren vergeben werden.
Schwer vorstellbar, dass Bach, wenn er denn willens ist, für eine solche Initiative im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem er vorsteht, keine Mehrheit finden würde. Zumal Winterspiele aufgrund der in der Regel geringeren Anzahl von Bewerbern und der geringeren Kosten im Vergleich zum Sommer grundsätzlich einfacher ins Land zu lotsen sind.
Denkbar wäre aber auch, sich nach 2005 erneut um olympische Sommerspiele zu bewerben. Als Kandidaten kämen dafür – eine Erfahrung der desaströs schon in der Vorauswahl gescheiterten Leipziger Bemühungen – realistischerweise nur zwei Groß-, oder, wenn man so möchte: Weltstädte, in Frage: Berlin oder Hamburg.
Doch sowohl in der Haupt- als auch in der Hansestadt sind die Entscheider klug beraten, nun zunächst abzuwarten, ob München 2022 ein konsensfähiges nationales Thema wird. Bajuwarischen Bemühungen durch eigene Kampagnen zu torpedieren, wäre kontraproduktiv. Generell scheint sowohl eine Bewerbung Berlins als auch Hamburgs derzeit unrealistisch – die Kosten dafür sind immens, infrastrukturelle Pläne kompliziert zu bewerkstelligen, innerdeutsche Zweikämpfe Gift und die Erfolgsaussichten obendrein kaum abzuschätzen.
Zudem bedürfte es – siehe Pyeongchang oder Rio de Janeiro – womöglich eines sehr langen Atems. Wäre Deutschland dazu wirklich bereit?