Berlin. Alba Berlin hat den gebürtigen Berliner Maodo Lo verpflichtet.
Alba Berlin hat damit sechs deutsche Nationalspieler in seinem Kader.
Die weiteren Zugänge sind bisher Louis Olinde, Ben Lammers und Simone Fontecchio.
Alba Berlin darf laut spanischen Medien hoffen, dass Aito Reneses ein weiteres Jahr Cheftrainer bleibt.
Die Fans von Alba Berlin dürfen sich auf den vierten Zugang für die kommende Saison freuen. Bayern München verkündete am Mittwochvormittag etwas früher als abgesprochen auf seiner Homepage, dass Maodo Lo den Verein nach zwei Jahren verlässt und sich den Berlinern anschließt. Die Bestätigung des Double-Siegers Alba folgte schon wenige Minuten später. Der 27-Jährige unterschreibt in Berlin für ein Jahr.
Der Sohn der bekannten deutschen Künstlerin Elvira Bach und des Senegalesen Allioune Lo ist in der Hauptstadt geboren und der vierte gebürtige Berliner im Team neben Kapitän Niels Giffey, Tim Schneider und Jonas Mattisseck. Weitere deutsche Nationalspieler in der Alba-Mannschaft sind Johannes Thiemann und Louis Olinde. Auch letzterer wechselt erst zur kommenden Saison nach Berlin, genau wie der Italiener Simone Fontecchio und der Amerikaner Ben Lammers.
Lo kehrt mit Wechsel zu Alba Berlin in seine Heimatstadt zurück
„Es war eine sehr schwere Entscheidung für mich, die Zeit des Überlegens war wirklich sehr schwierig“ – mit diesen Worten verabschiedete sich Lo aus München. Nun mache für den Point Guard, dessen Vertrag ausgelaufen war, nur ein Wechsel nach Berlin Sinn: „Inmitten dieser verrückten und ungewissen Zeit in Kombination mit einigen familiären Umständen bei mir ist es viel wert für einen Berliner Jungen wie mich, zu Hause zu sein.“ Über seine Meinung zu seinem neuen Arbeitgeber wird er in einer Alba-Mitteilung so zitiert: „Ich kenne die Philosophie aus den letzten Jahren, und es hat mir immer sehr gefallen, mit welcher Begeisterung und wie attraktiv das Team gespielt hat.“ Außerdem wolle er sich als Basketballspieler weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen. „Bei Alba“, glaubt Lo, „habe ich die besten Möglichkeiten dazu.“
Es ist schon reichlich kurios, dass der nach NBA-Star Dennis Schröder aktuell beste Spielmacher Deutschlands erst mit 27 Jahren für den Verein in seiner Heimat aufläuft. Doch jahrelang blieb Maodo Lo weitgehend unter dem Radar der Talentesucher. Er begann seine Karriere beim DBV Charlottenburg und spielte in der Spielgemeinschaft Central Hoops auch in der Jugend-Bundesliga. Als 18-Jähriger zog Lo in die USA, wo er 2016 an der renommierten Columbia University seinen Abschluss machte.
Lo fügt Alba Berlin schmerzliche Niederlage gegen München zu
Auch danach war Berlin nicht die erste Wahl. 2016 unterschrieb der mittlerweile zum A-Nationalspieler aufgestiegene Point Guard für drei Jahre bei Brose Bamberg, wurde nach zwei Spielzeiten von Bayern München aus diesem Vertrag freigekauft. An der Isar blieb er ebenfalls zwei Jahre. Mit beiden Klubs wurde Lo deutscher Meister, mit den Franken auch Pokalsieger. Die gesamten vier Jahre entwickelte er sich in der Euroleague weiter. In der durch Corona abgebrochenen, vergangenen Saison kam er auf durchschnittlich 9,0 Punkte, 3,3 Assists und 1,9 Rebounds bei einer 43-prozentigen Dreierquote.
Besonders schmerzlich war seine Treffsicherheit ausgerechnet im Euroleague-Aufeinandertreffen mit Alba, als er innerhalb von acht Sekunden zwei Dreier verwandelte, damit die Bayern in die Verlängerung rettete. Am Ende gewann München 77:76. Doch die größeren Schmerzen mussten Lo und die Bayern aushalten, als sie bei der Saison-Finalrunde im heimischen Audi Dome im Viertelfinale scheiterten, während Alba das Double perfekt machte.
Alba Berlin setzt auf weitere Zusammenarbeit mit Trainer Reneses
Nun ist den Berlinern mit der Verpflichtung eines der begehrtesten deutschen Profis ein Coup gelungen – normalerweise folgen die Spieler eher dem großen Geld in der umgekehrten Richtung. „Maodo will die Situation bei uns erst kennenlernen“, begründet Sportdirektor Himar Ojeda die für Alba-Verhältnisse kurze Vertragslaufzeit, „nun können wir ihm zeigen, wer und wie wir sind.“ Man sei überzeugt, dass der neue Spieler gut in die Philosophie des Vereins passe. Das betrifft sicher sowohl seine Spielweise als auch die Tatsache, dass nun so viele gebürtige Berliner und deutsche Nationalspieler im Team stehen wie lange nicht mehr. Was wiederum beweist, wie attraktiv Alba in der jüngeren Vergangenheit wieder für einheimische Profis geworden ist.
Außerdem stehen die Chancen gut, dass Lo und seine neuen Kollegen auf eine weitere Saison mit Meistermacher Aito Garcia Reneses bauen können. Wie mehrere spanische Medien übereinstimmend berichten, soll der 73 Jahre alte Trainer den Bundesligisten auch in der kommenden Saison führen. Allerdings wohl nur unter der Bedingung, dass er nicht mehr bei allen Auswärtsspielen dabei sein muss. Dazu äußerte sich Ojeda gegenüber der Berliner Morgenpost. Er habe dem Coach angeboten, was „ich ihm auch schon in den letzten Jahren angeboten habe“, nämlich dass Reneses später zur Saisonvorbereitung kommen könne (was er 2019 auch annahm) und nicht ständig mit dem Team reisen müsse. Fakt war aber, dass der Cheftrainer trotzdem immer am Flughafen war, wenn es losging, selbst als er Augen- oder Rückenprobleme hatte.
Alba Berlin fehlen noch ein Schütze und ein „Big Man“
Ojeda sagte weiter, es gebe „noch keine konkrete Absprache mit Aito, ob er noch ein Jahr weitermacht. Ich bin aber optimistisch“. In jedem Fall werde er alles versuchen, damit der beliebte Trainer der Organisation Alba erhalten bleibt. Wie schon im vergangenen Sommer angedacht, sei auch denkbar, dass Assistenztrainer Israel Gonzalez (45) noch mehr als bisher in die Verantwortung genommen werde, wie er das bereits an der Seite von Reneses 2016/17 bei CB Gran Canaria getan hat, als der Cheftrainer wegen einer Operation wochenlang ausfiel.
Alba hält nun noch nach zwei Verstärkungen Ausschau, bestätigt Ojeda. Einen „Big Man“, also einen Brettspieler suche Alba noch, obwohl mit Ben Lammers und Johannes Thiemann bereits zwei Center im Kader stehen. „Vielleicht auch einen Shooting Guard“, sagt Ojeda, also einen Mann für die Position zwei im Basketball. Möglich, dass Stefan Peno in Berlin bleibe. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass Alba sehr an einer Verpflichtung des 23 Jahre alten Israelis Tamir Blatt von Hapoel Jerusalem gelegen ist. „Er ist interessant für uns und passt zu uns“, ist der Sportdirektor überzeugt. Aus dem großen Alba-Nachwuchs dagegen wird in der kommenden Saison niemand Neues in den Profi-Kader nachrücken. Als Reserve stehen wie bisher Malte Delow, Lorenz Brenneke und Kresimir Nikic bereit.
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