Wer in das thüringische Städtchen Arnstadt reist, kommt nicht um die Begegnung mit seinem wahrscheinlich berühmtesten einstigen Bewohner herum: Johann Sebastian Bach. Ein Reisebericht auf den Spuren des großen Komponisten.
Der späte Winterabend hat sich über die Stadt gelegt. Die Bürgersteige sind schon lange hochgeklappt. Das Nachtleben ist es nicht, das Touristen ins gemütliche thüringische Städtchen Arnstadt zieht. Aber die Ruhe täuscht.
Trotz vorgerückter Stunde ist gerade ein bunter Trupp erlebnishungriger Gäste vom Museum "Haus zum Palmbaum" im historischen Zentrum der Stadt aufgebrochen. Es sind nur wenige Schritte über den dreieckigen, verschneiten Marktplatz, und Stadtführerin Renate Friedel ruft zum ersten Stopp. Schwach beleuchtet von Laternen lümmelt da ein Jugendlicher auf einem Steinsockel.
Was soll denn das? Das fragte sich auch manch Arnstädter, als dieses recht unkonventionelle Denkmal Bachs vor einigen Jahren seinen Weg in die Stadt fand. Kein Wunder, wie stellt man sich Johann Sebastian Bach vor? Natürlich als gesetzten Herren mit großer weißer Perücke. Doch als Bach nach Arnstadt kam, war er gerade mal 18 Jahre alt. Und gesetzt? Nach urkundlichen Überlieferungen war er alles andere als das.
Eher sehr temperamentvoll und nicht nur voller Taten-, sondern auch voller Freiheitsdrang. Nicht nur das "Bachbild" hat sich in der Stadt verändert, auch Arnstadt selbst. Die Altstadt erstrahlt in neuem Glanz. Gerade hat das Rathaus eine Verjüngungskur erhalten, und die touristischen Angebote haben sich auch gewandelt. Immer mehr Gäste entscheiden sich dabei für eine der lebendigen Reisen auf den Spuren von Bach.
Auf den Spuren des jungen Musikers
Wenn man davon ausgeht, dass auch Bach gern Bier getrunken hat, so ist die Verbindung zum edlen Gerstensaft leicht zu knüpfen, und der Hotelpark Stadtbrauerei Arnstadt kommt ins Spiel. Im historischen Bauensemble der ehemaligen Felsenkeller-Brauerei, einem Platz mit 600-jähriger Brautradition, wartet mit dem "Brauhaushotel" ein perfekter Ausgangspunkt für Arnstädter Impressionen auf den Spuren von Bach und Bier. In einem weitläufigen Parkgelände gelegen und trotzdem nur wenige Fußminuten von der historischen Altstadt entfernt, entstanden in den letzten Jahren 49 komfortable Doppelzimmer und neun Studios. Einige liegen, den Duft des Bieres fast noch in der Nase, direkt über dem alten Sudhaus. Bis 1992 wurde in der Stadtbrauerei Bier gebraut und seit einigen Jahren wieder.
Den gastronomischen Mittelpunkt des Hotelparks bildet die Gaststättenbrauerei. Verließen früher mehr als 100 000 Hektoliter die Brauerei, braut man hier heute rund 1300 Hektoliter im Jahr. Gerade die richtige Menge für den eigenen Bedarf. Nur wenige Flaschen gehen über den Ladentisch. Gemeinsam mit seinen Schankmädchen lädt der Arnstädter Bierrufer nicht nur zu urigen Brauereitouren ein, sondern zieht mit seinen Gästen gern durch die Stadt, in der es früher 130 Brauhöfe gab und die jetzt in der Winternacht erstarrt.
Und noch mehr Bach
Am kommenden Tag führen Bachs Spuren die Gäste vor die Tore der Stadt. Das Bachhaus in Wechmar wartet mit Einblicken in die Urväterheimat der Musikerfamilie Bach, und auch die Traukirche in Dornheim ist für Bachliebhaber ein Muss. Wer leiblichen Genüssen nicht abgeneigt ist, kann sein Arnstädter Biererlebnis mit einem Besuch im 1. Deutschen Bratwurstmuseum abrunden. Also auf nach Holzhausen am Fuße der mächtigen Wachsenburg.
Der passende Klecks auf die Bratwurst findet sich in Kleinhettstedt. In der dortigen Kunstmühle produziert Friedrich Morgenroth Senf wie zu Urgroßmutterzeiten. An die 20 Sorten stehen bereit und geben der Bratwurst zum Bier den letzten Pfiff. Dabei ist das historische Mühlenensemble, seit knapp 300 Jahren in Familienbesitz, allein schon einen Abstecher wert.