Bierbikes auf den Straßen und Dauerlärm auf den Partymeilen. Droht Berlin zum Ballermann zu verkommen? Die Tourismuswerber sehen das keineswegs so. "Das trifft für die Stadt nicht zu“, sagte der Geschäftsführer der Tourismuswerbegesellschaft VisitBerlin, Burkhard Kieker. Bettler in Mickymaus-Kostümen vor dem Brandenburger Tor oder Bierbikes seien Phänomene, gegen die man sicher vorgehen müsste. Das sei aber mehr eine Sache der Ordnungshüter. Es würde zudem dem Markenkern der Stadt widersprechen, wenn "wir Berlin quasi schockgefrieren.“
Berlin sei eine Stadt des ständigen Wandels, und "die alte Diva muss erst noch lernen, damit umzugehen“, sagt Kieker. Berlin nehme eine ähnliche Entwicklung wie New York. Auch hier sei die Szene ständig unterwegs und suche sich neue Orte. "Das ist ganz normal, das macht die Stadt ja auch so spannend.“
Berlin dürfe sich aber nicht zu einer Stadt ohne Berliner entwickeln und damit seinen Charme verlieren, warnt Kieker auch mit Blick auf die zahlreichen illegalen Ferienwohnungen. Da sei die Politik aufgefordert, den nötigen Regelungsrahmen zu schaffen zum Beispiel mit einem Zweckentfremdungsverbot.
"Berlin braucht durchaus Ferienwohnungen, aber nicht durchgehend in ganzen Straßenzügen.“ Das Angebot müsse ausgewogen sein. Dem Wildwuchs müsse Einhalt geboten werden.
Der Sommer verlief nach Kiekers Angaben über den Erwartungen – auch trotz des eher schlechten Wetters. Von Januar bis Juli sei ein Gästeplus von 8,5 Prozent verzeichnet worden. Insgesamt seien in diesem Zeitraum 5,5 Millionen Besucher gekommen. "Und dabei sind nur die Leute erfasst, die in Hotels einen Zettel ausfüllten.“ Zugleich wurden rund 12,5 Millionen Übernachtungen in Hotels und Herbergen registriert, 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr. "Es kommen mehr Menschen nach Berlin, sie bleiben aber kürzer.“
Besonders beliebt war die Hauptstadt Kieker zufolge bei Briten (plus 10,4 Prozent), Russen (plus 35 Prozent), Schweizern (plus 16,7 Prozent) und Finnen (plus 31,2 Prozent). Für das kommende Jahr rechnet der Tourismusexperte vor allem mit vielen Besuchern aus Indien. Grund könnte der neueste Bollywoodfilm "Don 2“ sein, der zu 80 Prozent in der Hauptstadt gedreht wurde.