Fast jedes dritte Einfamilienhaus in Deutschland ist renovierungsbedürftig. Obwohl die meisten Eigenheime gar nicht so alt sind, verfallen die Fassaden, knarren die Fenster und lecken die Rohre. Besonders schlimm ssteht es um die Heizungsanlagen und Öltanks der deutschen Eigenheime.
Fast jedes dritte Einfamilienhaus in Deutschland ist renovierungsbedürftig. Obwohl der Bestand noch relativ jung ist, weisen die Eigenheime einen hohen Instandhaltungsbedarf auf. Zudem besteht auch noch ein erheblicher Modernisierungsbedarf in energetischer Hinsicht: Rund 50 Prozent der zwischen 1949 und 1960 errichteten Einfamilienhäuser sind bislang nicht umfassend saniert worden und entsprechen damit nicht den heutigen Anforderungen der Technik. Dies geht aus dem jüngsten Bericht der Prüforganisation Dekra hervor, die in den Jahren 2005 und 2006 bundesweit rund 4000 Einfamilienhäuser unter die Lupe genommen hat.
Dabei zeigt sich allerdings, dass der Instandhaltungsstau je nach Region sehr unterschiedlich ausfällt. So ist er in Sachsen, Hessen sowie Teilen von Sachsen Anhalt und Nordrhein-Westfalen sehr hoch. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Instandhaltungsstau wiederum geringer. "Bei 28 Prozent der untersuchten Eigenheime haben wir festgestellt, dass die notwendigen Instandhaltungsarbeiten nicht durchgeführt wurden", sagt Lothar Kreutz, Geschäftsführer der Dekra Real Expertise GmbH (Saarbrücken) im Gespräch mit Morgenpost Online. "Vor allem Fenster, Rohrleitungen, Dächer und der Fassadenanstrich waren verschlissen und nicht erneuert", ergänzt Chefgutachter Siegfried Seifert, der die Untersuchung betreut hat.
Allein um den Gebrauchswert der Eigenheime zu sichern – denn das ist der Sinn der Instandhaltung –, müssten die Eigenheimbesitzer zwischen 5000 bis 20.000 Euro investieren. Im vergangenen Jahr hatte die Prüforganisation bereits festgestellt, dass deutsche Eigenheimbesitzer für ausstehende Instandhaltungsarbeiten im Durchschnitt 120 Euro je Quadratmeter ausgeben müssten.
Dies könnte ein kleines Konjunkturprogramm für das deutsche Bauhandwerk sein. Doch gerade der finanzielle Aufwand ist der Haupthinderungsgrund für die notwendigen Arbeiten am Eigenheim. Meist sind ältere Bauten betroffen, die Finanzkraft der Eigentümer schwach.
Die Dekra-Experten gehen insgesamt von einer durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Eigenheims von 80 Jahren aus. Vor allem bei älteren Jahrgängen werden sich daher die notwendigen Instandhaltungen nicht mehr rechnen, weil auch die Ansprüche der Hauskäufer deutlich gestiegen sind. Doch der Bestand ist generell noch relativ jung. "Die durchschnittliche Restnutzungsdauer der von uns untersuchten Objekte beträgt 58,5 Jahre", berichtet Seifert. Fast 30 Prozent der untersuchten Häuser hatten nach den Erhebungen der Dekra noch eine Restnutzungsdauer von 71 bis 80 Jahren. "Vor allem beim Wechsel der Eigentümer wird investiert, vor und nach dem Verkauf", sagt Seifert.
Nur bei guter Substanz können Häuser nämlich mit einigem Erfolg an den Markt gebracht werden. So ist es zu erklären, dass es in Baden-Württemberg und Bayern einen geringeren Instandhaltungsstau gibt, weil in diesen Bundesländern Wohnhäuser häufiger die Eigentümer wechseln.
Der Marktwert eines Einfamilienhauses in Deutschland liegt nach dem aktuellen Dekra-Bericht - natürlich je nach Lage - zwischen 163.000 Euro und 312.000 Euro. Dabei unterscheidet sich die Situation in Ostdeutschland jedoch deutlich von der in Westdeutschland. Ein Objekt in guter Lage in den neuen Bundesländern hat den Erhebungen nach einen durchschnittlichen Marktwert von 230.000 Euro. In Westdeutschland sind es dagegen 357.000 Euro. Demnach liegt der durchschnittliche Marktwert für gute Lagen im Westen um über 55 Prozent über dem im Osten. Die niedrigsten Marktwerte mit 142.000 Euro bis 168.000 Euro finden sich in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.
Ölpreise erzwingen Modernisierung
Instandhaltung ist aber noch nicht Modernisierung. Geht es bei Ersterer um die Sicherung der Bausubstanz und die Bewohnbarkeit, müssen Hauseigentümer bei der Modernisierung künftig noch tiefer in die Tasche greifen, um ihre Häuser, wie vom Gesetzgeber gefordert, auch energetisch zu sanieren. "Allein schon die höheren Ölpreise zwingen die Hauseigentümer zur Modernisierung", sagt Dekra-Manager Kreutz. Bei 28 Prozent der untersuchten Eigenheime sei wie beim Instandhaltungs- zugleich auch ein Modernisierungsstau festgestellt worden.
Besonders bei Eigenheimen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und auch Bayern gebe es einen hohen Modernisierungsbedarf unter energetischen Gesichtspunkten, berichtet Kreutz. "Es besteht ein hoher Investitionsbedarf insbesondere bei der Heizungstechnik und der Wärmedämmung, um diese Objekte energetisch fit zu machen." Dies gelte vor allem für Objekte, die zwischen den Jahren 1946 und 1960 gebaut wurden. Hier wurde bislang die Hälfte der Häuser noch nicht umfassend saniert. Wie hoch dieser Modernisierungsaufwand je Eigenheim ist, hatten die Dekra-Experten allerdings nicht ermittelt.
Da ein Drittel der untersuchten Einfamilienhäuser nicht unterkellert war, könnte die zusätzliche Unterbringung moderner Heizungsanlagen noch einen erheblichen zusätzlichen Investitionsbedarf hervorrufen. Die Dekra-Experten haben nämlich festgestellt, dass seit dem Jahr 2000 zunehmend Eigenheime ohne Keller errichtet werden. "Da die Hauseigentümer sich jetzt um Energieausweise bemühen müssen, steigt aber der Zwang zur Modernisierung", sagt Dekra-Manager Kreutz.