Die radikal-islamischen Salafisten wollen offenbar auch in der Hauptstadt Gratisausgaben des Korans verteilen - an prominenter Stelle.
Radikal-islamische Salafisten wollen auch in Berlin Gratis-Exemplare des Korans verteilen. Auf ihrer Internet-Seite kündigten sie für diesen Sonnabend einen Stand am Potsdamer Platz in Mitte an. Angaben, zu welcher Uhrzeit die Aktion beginnt, lagen am Freitag noch nicht vor. Die Organisatoren der Koran-Aktion „Lies!“ haben bundesweit 38 „Info-Stände“ bei den zuständigen Ämtern angemeldet. Als Initiator gilt der Kölner Prediger Ibrahim Abou Nagie. Politiker verschiedener Parteien befürchten, dass radikale Salafisten die kostenlose Verteilung des Korans für extremistische Zwecke missbrauchen.
Salafisten sind in Deutschland eine nicht mehrheitsfähige Sekte
Die Berliner Polizei wird die Aktion am Potsdamer Platz nicht begleiten. Die Koranverteilung sei keine Versammlung oder Demonstration, sagte ein Polizeisprecher zur Begründung. Aber der polizeiliche Staatsschutz arbeite mit dem Verfassungschutz zusammen und habe die Islamistenszene im Blick.
Der Vorstandsvorsitzende der türkisch-islamischen Sehitlik-Gemeinde in Neukölln, Ender Cetin, sieht die Salafisten in Deutschland als nicht mehrheitsfähige Sekte. „Wir empfinden die Salafisten als rückständige, ultraorthodoxe Strömung im Islam, mit denen die meisten Muslime nicht konform gehen“, sagte Cetin der Nachrichtenagentur dpa. „Der Islam ist vielfältig. Das Problem ist, dass die Salafisten keine Vielfalt zulassen.“ Deshalb hätten sie auch keine Chance, sich durchzusetzen.
Die Koran-Ausgabe, die von den Salafisten verbreitet wird, ist aus Sicht Cetins allerdings eine gelungene Übersetzung ins Deutsche. Er habe sie selbst gelesen, sagte der Vorstandsvorsitzende eines der größten Moschee-Vereine in Berlin.
dpa/dapd/nbo