Berlin. Berichte über einen ukrainischen Durchbruch bei Bachmut mehren sich – ein russischer Blogger zeigt sich alarmiert. Moskau dementiert.
Die heftigen Kämpfe in der ostukrainischen Stadt Bachmut halten weiter an. Der Chef der in der Stadt kämpfenden Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte in den vergangenen Tagen mehrfach vor einer drohenden Einkesselung der russischen Truppen aufgrund von ungesicherten Flanken gewarnt. Bachmut steht derzeit fast vollständig unter russischer Kontrolle. Nun bekräftigte auch ein russischer Kriegskorrespondent und Blogger diese Einschätzung.
Kämpfe in Bachmut nehmen zu – wohl hohe Todeszahlen
Wegen der ukrainischen Angriffserfolge an den Flanken der in der Stadt kämpfenden Söldnertruppe Wagner drohe eine umfassende Einkesselung, schrieb Jewgeni Poddubny, der für das russische Staatsfernsehen arbeitet, am Donnerstag auf Telegram. Es habe zudem auch ukrainische Durchbrüche in der Umgebung von Soledar gegeben, das nur wenige Kilometer nordöstlich von Bachmut liegt. Dort sei es ukrainischen Kampfgruppen gelungen, die russischen Linien zu durchbrechen. "Die Lage ist schwierig", schrieb Poddubny. Die russischen Streitkräfte hatten Soledar erst Ende Januar nach wochenlangen schweren Kämpfen eingenommen. Auch andere prorussische Kriegsblogger berichteten von ukrainischen Durchbrüchen bei Bachmut.
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Der ukrainische Armeesprecher Serhij Tscherewatyj berichtete am Abend von verzweifelten Versuchen der russischen Einheiten, das weitere Vordringen der Ukrainer mit massiven Artillerieschlägen und Luftangriffen aufzuhalten. Die Intensität der Kämpfe habe zugenommen, sagte Tscherewatyj nach Angaben der Agentur Unian. Allein am Donnerstag seien 165 russische Soldaten getötet und weitere 216 verwundet worden, behauptete er.
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Russland dementiert Durchbruch, Ukraine spricht von kleineren Geländegewinnen
Das russische Verteidigungsministerium hingegen dementierte Berichte über einen Durchbruch ukrainischer Truppen. "Die Erklärungen, die vereinzelte Telegram-Kanäle über "Durchbrüche der Verteidigungslinien" an mehreren Stellen verbreiten, entsprechen nicht der Wirklichkeit", teilte das Ministerium in der Nacht zum Freitag auf Telegram mit.
"Die Gesamtlage im Gebiet der Spezialoperation ist unter Kontrolle." Bezüglich Bachmut sprach das Verteidigungsministerium lediglich von der "Fortsetzung der Befreiung des westlichen Teils von Artjomowsk (sowjetische Bezeichnung der Stadt) mit Unterstützung der Luftwaffe und Artillerie". Details gab es aus Moskau nicht.
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Aus dem ukrainischen Verteidigungsministerium hieß es am Freitag, es habe kleinere Geländegewinne unweit von Bachmut gegeben. "Unsere Verteidiger sind im Abschnitt Bachmut um zwei Kilometer vorgerückt", schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Freitag bei Telegram. In der Stadt selbst seien innerhalb dieser Woche keine Positionen aufgegeben und dem russischen Feind große Verluste zugefügt worden. Die Angaben konnten ebenso wenig überprüft werden wie die der Gegenseite.
Bachmut hatte früher mehr als 70.000 Einwohner. Die Stadt steht zu 95 Prozent unter russischer Kontrolle und ist inzwischen fast völlig zerstört.(csr/dpa)
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