Berlin. Es sind verstörende, fürchterliche Aufnahmen. Ein Soldat kastriert einen gefesselten Gefangenen bei lebendigem Leib. Danach wird der Misshandelte durch einen Kopfschuss ermordet. Erstmals veröffentlicht wurde dieses Video vor wenigen Tagen auf prorussischen Telegram-Kanälen, wo die Tat teils schadenfreudig kommentiert wurde. Der Täter soll ein im Donbass eingesetzter russischer Soldat sein; ukrainische Medien haben ihn bereits identifiziert. Sein Opfer sei, heißt es, ein ukrainischer Kriegsgefangener.
Wann und wo das Video aufgenommen wurde, ist unklar. Klar ist: Es zeigt ein ungeheuerliches Ausmaß an Verrohung in diesem Krieg. einem Krieg, der ohnehin mit einer erschütternden Brutalität geführt wird. Kriegsverbrechen sind auf beiden Seiten dokumentiert. Auf russischer Seite gehen die Kriegsverbrechen jedoch in die Tausende und anders als Kiew lässt Moskau diese Verbrechen nicht ahnden. Im Gegenteil: Sie scheinen gar System zu haben. Lesen Sie auch: Ukraine: Zehntausende russische Soldaten tot oder verletzt
Kriegsverbrechen in der Ukraine: Moskau muss Taten ahnden
Der Beschuss ziviler Infrastruktur wie der Bahnhof in Kramatorsk, die Geburtsklinik in Mariupol oder das medizinische Zentrum in Winnyzja mit jeweils Dutzenden Toten kann militärischen Fehlern geschuldet sein – verbrecherisch bleibt er dennoch. Die dokumentierten Plünderungen, Vergewaltigungen und Morde an Zivilisten während der russischen Besatzung von Kleinstädten wie Butscha oer Borodjanka nahe Kiew sind definitiv keine Fehler gewesen, sondern absichtliche Verbrechen. Auch interessant: Ukraine-Krieg: Sophia, 13, schrammt knapp am Tod vorbei
Moskau ist in der Pflicht, diese Taten zu ahnden. Das aber ist illusorisch. Damit es eine Chance auf eine internationale Strafverfolgung einzelner Täter geben kann, müssen diese Verbrechen dokumentieren werden. Sie dürfen nicht ungestraft bleiben.
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Dieser Artikel erschien auf morgenpost.de.