- Der britische Premierminister Boris Johnson spricht in einem Interview über die Notfallpläne in seinem Todesfall
- Offenbar hatten sich die Ärzte auf seinen Tod vorbereitet
- Er war an Covid-19 erkrankt
- Johnson lag sogar im Krankenhaus
- Am Montag will Johnson die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen
Boris Johnson hat nach seinem Krankenhausaufenthalt wegen einer Covid-19-Erkrankung über Pläne für einen möglichen Todesfall gesprochen. „Es war ein schwieriger Augenblick, das bestreite ich nicht. Sie hatten eine Strategie, um mit einem Szenario wie bei „Death of Stalin“ umzugehen“, sagte Johnson in einem Interview der Boulevardzeitung „The Sun“.
Damit spielte der Premier wohl auf den Film „The Death of Stalin“ (2017) an, in dem es um die Ereignisse um den Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin im Jahr 1953 geht.
„Ich war nicht in einer besonders guten Verfassung, und ich wusste, dass es Notfallpläne gab“, sagte der 55-Jährige weiter. Die Ärzte hätten sich schon darauf vorbereitet, wie sie notfalls seinen Tod verkünden würden, sagte Johnson.
Sie hätten ihm „Liter um Liter“ Sauerstoff gegeben, sagte der Premierminister. Er habe sich in der schwierigen Zeit auf der Intensivstation immer wieder gefragt, wie er aus dieser Situation herauskommen würde. „Ich hatte noch nie etwas so Ernstes wie das hier.“
Boris Johnson wollte Schwere der Erkrankung „nicht wahrhaben“
Zunächst habe er die Schwere seiner Erkrankung „nicht wahrhaben“ wollen, räumte Johnson ein. Obwohl er sich „ziemlich k.o.“ gefühlt habe, habe er versucht, weiter zu arbeiten. Rückblickend sei es die richtige Entscheidung der Ärzte gewesen, „mich (ins Krankenhaus) zu zwingen.“
Am 27. März hatte Johnson seine Corona-Erkrankung öffentlich gemacht und erklärt, dass er nur unter milden Symptomen leide. Nach einer Woche in häuslicher Quarantäne hatte er die Infektion jedoch immer noch nicht überwunden. Am 5. April war er für Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht und binnen 24 Stunden auf die Intensivstation verlegt worden, wo er drei Tage verbrachte.
Boris Johnson übernimmt wieder Regierungsgeschäfte
Nach seiner Krankenhausentlassung am 12. April hatte sich der britische Premierminister zwei Wochen lang auf dem Landsitz Chequers. Mit dabei, seine Verlobte Carry Symonds, die vor wenigen Tagen einen Jungen zur Welt brachte.
Das Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert nordwestlich von London ist seit etwa 100 Jahren der Landsitz des jeweiligen Premiers.
Am Montag hatte Johnson dann wieder die Amtsgeschäfte aufgenommen – und einer vorzeitigen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen direkt eine Absage erteilt.
„Ich verstehe eure Ungeduld“, sagte Johnson mit Blick auf Forderungen von Unternehmen und auch aus der eigenen Partei, die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zu lockern. Eine zweite Erkrankungswelle müsse aber verhindert werden. In den kommenden Tagen will Johnson nun doch einen Zeitplan für Lockerungen vorlegen.
Boris Johnson dankt Krankenhauspersonal
Bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er sich kämpferisch gezeigt. „Wir werden dieses Coronavirus besiegen, und wir werden es gemeinsam besiegen“, sagte der mit Anzug und Krawatte gekleidete 55-Jährige in einem von der Downing Street am Sonntag veröffentlichten Video. Noch sei die Krise nicht zu Ende, sagte er weiter. „Doch wir machen nun Fortschritte in diesem unglaublichen Kampf“.
Der britische Premier hatte in einer emotionalen Nachricht den Mitarbeitern des Londoner Krankenhauses gedankt. „Ich kann ihnen nicht genug danken. Ich verdanke ihnen mein Leben“, sagte er in einer knappen Mitteilung. Er hob insbesondere zwei Krankenschwestern aus Neuseeland und Portugal hervor, die in den kritischsten 48 Stunden nicht von seinem Bett gewichen seien.
Wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, erhielt Johnson im Krankenhaus täglich Briefe und Baby-Ultraschallbilder von seiner damals noch schwangeren Verlobten sowie Tausende Karten mit Genesungswünschen. Zudem habe er sich mit Sudoku und Filmen wie „Tatsächlich Liebe“ die Zeit vertrieben.
Boris Johnson und schwangere Verlobte mit Coronavirus infiziert
Johnson hatte seine Infektion am 27. März bekannt gemacht und sich in Selbstisolation in seiner Dienstwohnung zurückgezogen. Von dort hatte er zuerst weiter gearbeitet. Selbst Kabinettssitzungen hatte er per Videokonferenz geleitet.
Nicht nur Johnson, auch seine Verlobte Carrie Symonds hatte Symptome der Lungenkrankheit Covid-19. Sie hatte nach eigenen Angaben eine Woche im Bett verbracht, um sich zu erholen. Das hatte die 32 Jahre alte ehemalige Kommunikationschefin der Konservativen Partei am Samstag per Twitter mitgeteilt. Getestet worden war sie aber nicht.
„Nach sieben Tage Ausruhen fühle ich mich stärker und bin auf dem Weg der Besserung“, so Symonds. Schwanger zu sein mit Covid-19 sei offensichtlich beunruhigend, hatte sie hinzugefügt und eine Online-Infobroschüre mit ihren Followern geteilt. „Bitte lesen Sie das und befolgen Sie die aktuellsten Leitlinien, die ich sehr beruhigend fand.“
Johnson und Symonds hatten erst Ende Februar ihre Verlobung und die Schwangerschaft bekanntgegeben.Prinz Charles, der ebenfalls positiv auf das Virus getestet worden war, hatte Covid-19 nach häuslicher Isolation auf Schloss Balmoral ohne größere Probleme überstanden.
Merkel, Trump und viele andere wünschten Johnson schnelle Genesung
Wünsche für die rasche Genesung Johnsons waren unter anderen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und US-Präsident Donald Trump gekommen. Die Kanzlerin wünsche dem britischen Premier „viel Kraft und gute Besserung“ und hoffe, dass er das Krankenhaus bald verlassen könne, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt.
Von der Leyen hatte dem Premier ebenfalls eine „schnelle und vollständige Genesung“gewünscht. Ihre Gedanken seien bei Johnson und seiner Familie, hatte sie getwittert. Macron erklärte, Johnson habe ebenso wie das britische Volk „in diesem schweren Moment meine ganze Unterstützung“.
Auch US-Präsident Donald Trump hatte Johnson eine rasche Genesung ausgerichtet. „Ich bin voller Hoffnung und sicher, dass er in Ordnung sein wird“, so Trump. „Er ist ein starker Mann.“
Unterdessen überstieg die Zahl der Virus-Toten in Großbritannien die Marke von 20.000 (Stand 27. April). Johnsons Regierung steht unter großem Druck, die Zahl der Tests zu erhöhen und medizinisches Personal mit Schutzausrüstung zu versorgen. Sein Kurs der Verharmlosung rächt sich jetzt. (dpa/afp/jha/br)
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