Gesundheitsminister Daniel Bahr plant eine Gesetzesänderung, um mehr Organspender zu mobilisieren. Alle Versicherten sollen dann über ihre Krankenkasse nach ihrer Spendebereitschaft befragt werden.
Deutschland braucht mehr Organspender - und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) plant bis Frühjahr 2012 eine Gesetzesänderung, um das zu erreichen. Alle Krankenversicherten sollen danach über ihre Krankenkasse nach ihrer Spendebereitschaft befragt werden. "Jeder soll zumindest einmal im Leben mit dieser Frage konfrontiert werden", sagte eine Ministeriumssprecherin. Jeder sei in seiner Entscheidung aber frei. Wer auf die Hinweise und Informationen nicht reagiere, solle nicht belangt werden.
Bundesgesundheitsminister Bahr, dessen Plan sich an eine Initiative von 1997 anlehnt, sprach von einem "Herzensanliegen". Er forderte die Krankenkassen auf, ihre Mitglieder offensiv über Organspenden zu informieren. So könnte etwa bei der Ausstellung einer Versichertenkarte ein Antrag für einen Organspendeausweis mitverschickt werden. "Jeder, der einen Ausweis hat, ist ein Lebensretter", sagte Bahr. Wichtig sei, dass niemand zu einer Entscheidung gedrängt werde. "Das ist eine so sensible Frage, da darf es zu keinem Zwang kommen."
Von rund 12.000 Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, sterben jährlich etwa 3000. Seit Jahren hat sich an dieser unbefriedigenden Situation nichts Entscheidendes geändert: Gab es 2001 nur 1073 Menschen, die nach ihrem Tod Organe spendeten, waren es im vergangenen Jahr 1296. Am häufigsten wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organspende Nieren (2250 Mal) und Lebern (1114 Mal) verpflanzt.
Nach den Plänen des Bundesgesundheitsministers sollen die gesetzlichen Krankenkassen verpflichtet werden, alle Versicherten über 16 Jahren bei der bevorstehenden Ausgabe der Elektronischen Gesundheitskarte über die Organspende zu informieren und zu einer Erklärung über die Spendebereitschaft aufzufordern. Die Privatkassen, die sich an der Ausgabe der Gesundheitskarte nicht beteiligen, sollen ihre Versicherten ebenfalls informieren müssen, geht aus dem Vorschlag des Ministers für eine Änderung des Transplantationsgesetzes hervor.
Nach den Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums könnte die Bereitschaft zur Organspende auch auf der neuen Elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Dies sei eine rein freiwillige Option, sagte die Sprecherin. Klar sei aber, dass Privatkassen davon unabhängig ihre Versicherten über einen Organspenderausweis informieren müssten. "Die neue Gesundheitskarte ist ja nicht der einzige Weg zur Befragung der Mitglieder."
Die gesetzlichen Krankenkassen stimmen Bahrs Plan grundsätzlich zu. Man werde die rund 70 Millionen Versicherten auf Grundlage des Gesetzes wie gewünscht über die Möglichkeiten der Organspende informieren, etwa auch über Mitgliederzeitschriften, sagte Florian Lanz, Sprecher des Kassen-Spitzenverbandes.
Der Privatkassenverband PKV betrachtet den Vorschlag des Bundesgesundheitsministers "mit großem Interesse". Um ihn praktikabel umzusetzen, müsse er aber noch solide fachlich geprüft werden, sagte PKV-Sprecher Stefan Reker.
dpa