Katja Suding

"Guttenberg sollte die Konsequenzen ziehen"

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Jörn Lauterbach und Sophia Seiderer

Katja Suding hat die FDP in die Hamburger Bürgerschaft zurückgeführt. Ein Gespräch über Guido Westerwelle, Karl-Theodor zu Guttenberg und die Frauenquote.

Seit einigen Tagen ist Katja Suding Fraktionsvorsitzende der Hamburger FDP, die sie mit einem Stimmanteil von 6,7 Prozent nach sieben Jahren Abstinenz in die Bürgerschaft geführt hat. Nun wird sie wohl auch nach dem Parteivorsitz greifen.

Morgenpost Online: Frau Suding, hat sich Ihr Bundesvorsitzender Guido Westerwelle dafür bedankt, dass Sie ihn mit dem Wahlerfolg aus der Schusslinie gezogen haben?

Katja Suding: Zunächst einmal haben sich neben vielen anderen die FDP-Landesverbände gefreut, die jetzt im Wahlkampf sind. Für sie war es ein sehr schönes Signal. Herr Westerwelle hat sich bei mir für das Ergebnis und für den Einsatz, den wir hier in Hamburg geleistet haben, bedankt.

Morgenpost Online: Und dafür, dass Sie ihm den Job gerettet haben?

Suding: Ich habe ihm nicht den Job gerettet, er ist Parteivorsitzender. Es steht auch nicht zur Debatte, ob er das weiterhin bleibt.

Morgenpost Online: Es sitzen jetzt neun Abgeordnete in der Hamburger FDP-Fraktion, die keiner kennt. Alle kennen nur Sie. Ist das nicht schwierig?

Suding: Das stimmt ja so nicht. Natürlich ist es so, dass der Wahlkampf sehr auf mich zugeschnitten war. Aber auch Anna von Treuenfels, die sich gegen die Primarschulreform engagiert hat, hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Thomas-Sönke Kluth ist seit 30 Jahren in der Politik, und besonders im Osten Hamburgs ist er prominent. Beide haben viele Persönlichkeitsstimmen bekommen.

Morgenpost Online: Was für eine Art Opposition schwebt der FDP vor?

Suding: Sicherlich werden wir weder Frontal-Opposition machen, noch werden wir alles abnicken. Wir werden die Arbeit der Regierung kritisch und pragmatisch begleiten.

Morgenpost Online: Ist es das Ziel, eigene Regierungsfähigkeit in den vier Jahren herauszuarbeiten und damit an die SPD und die Wähler ein Signal zu senden?

Suding: Unser Ziel ist es, durch eine gute Oppositionsarbeit die Grundlage für eine Regierungsbeteiligung für 2015 zu legen.

Morgenpost Online: Wie sehen Sie die Lage der anderen Oppositionsparteien?

Suding: CDU und GAL haben beide eine schwere Niederlage einstecken müssen und müssen sich jetzt neu aufstellen und sortieren. Sie werden also erst einmal mit sich selbst beschäftigt sein. Der FDP als drittstärkster Oppositionspartei wird daher eine wichtige Rolle zufallen.

Morgenpost Online: Im Wahlkampf hat die FDP am Ende über höhere finanzielle Mittel verfügt, als zu erwarten war. Hat die Partei sich hoch verschuldet, oder gab es private Gönner, von denen man nichts wusste?

Suding: Die FDP hat sich nicht hoch verschuldet. Der Wahlkampf hat gerade gegen Ende an Fahrt gewonnen. Da gab es viele, die uns unterstützt haben, weil sie gesehen haben, dass es sich lohnt. Wir konnten also auf Mittel zurückgreifen, die wir am Anfang des Wahlkampfs noch nicht hatten.

Morgenpost Online: Wird Ihr Erfolg auch einen Wechsel an der Parteispitze nach sich ziehen?

Suding: Die Fraktion macht die Arbeit im Parlament. Natürlich muss die inhaltliche Diskussion auch in der Partei stattfinden. Mehr als in den letzten Jahren. Als Fraktionsvorsitzende bin ich Mitglied des Präsidiums. Mir ist es dabei wichtig, dass wir die inhaltliche Diskussion in der Partei weiterführen.

Morgenpost Online: Als Parteivorsitzende?

Suding: Wir werden sehen, wie wir unsere Ressourcen aufteilen. Es sind ja noch ein paar Wochen bis zum Parteitag im April.

Morgenpost Online: Ein anderes Thema: Ihr Parteikollegin, die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin, hat sich deutlich zur Frauenquote geäußert. Sie haben sich da im Wahlkampf eher zurückgehalten. Wäre eine Frauenquote vielleicht doch eher der richtige Weg?

Suding: Ich habe mich nicht zurückgehalten. Ich habe klar gesagt, dass wir die Frauenquote nicht brauchen. Silvana Koch-Mehrin hat aber recht, dass es in der Vergangenheit nicht optimal geklappt hat. In Hamburg sind wir aber auf einem extrem guten Weg. Bei nicht mal 25 Prozent weiblichen Mitgliedern haben wir im Landesvorstand etwas mehr als 40 Prozent Frauen, sind dort also deutlich überrepräsentiert. In der Fraktion sind von drei Vorstandsmitgliedern zwei weiblich. Ich weiß aber, dass es in anderen Landesverbänden anders ist. Eine festgelegte Frauenquote von 40 Prozent halte ich allerdings für das falsche Instrument, denn ich denke, dass sich die selbstbewussten und gut ausgebildeten Frauen in den nächsten Jahren auch ohne Quote durchsetzen werden.

Morgenpost Online: Es gibt auch Äußerungen aus Ihrer Partei, die ein Ultimatum an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg beinhalten. Halten Sie ihn noch für tragbar?

Suding: Herr zu Guttenberg hat einen großen Fehler gemacht und hat das auch mit Sicherheit schon damals gewusst. Vielleicht hat er darauf spekuliert, dass es niemandem auffällt. Als es dann bekannt wurde, hat er versucht, es zu vertuschen. Er sollte die Konsequenzen ziehen.