Im Internet wird weiter nach mutmaßlichen Plagiaten in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gesucht. Nach Angaben der Plattform Guttenplag finden sich auf mehr als 70 Prozent der Textseiten kopierte Passagen.
Die Zahl stammte vom Dienstag: 286. Auf insgesamt 286 Seiten der Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg finden sich nach Angaben der Internet-Plattform GuttenPlag Kopien von unterschiedlichem Grad. Der reine Text der Arbeit umfasst dabei 393 Seiten; Inhaltsverzeichnis, Anhänge, Literaturverzeichnis und Stichwortverzeichnis wurden nicht untersucht. Bei Zählung der Seiten ergibt sich somit für die Macher des GuttenPlag-Wiki eine Quote von mehr als 72,77 Prozent der Seiten, auf denen mutmaßlich Plagiate zu lesen sind.
Auf GuttenPlag - ein sogenanntes "Wiki", dessen Nutzer Inhalte lesen und auch bearbeiten können - werden angeblich kopierte Passagen aus zu Guttenbergs Dissertation und die mutmaßlichen Originale gegenübergestellt. Die Verdachtsfälle wurden untersucht, mutmaßliche Plagiate anschließend abhängig vom Ausmaß der angeblichen Kopie in verschiedene Klassen eingeteilt, vom "Komplettplagiat" über die "Verschleierung" (umformulierte Orginialtexte, deren Urheber nicht angegeben wurden) bis hin zum "Bauernopfer" (der Urheber wird nur für einen unbedeutenden Textteil ausgewiesen, während wesentliche Passagen ohne Nennung übernommen wurden).
In einem Zwischenbericht am Montag hatten die Macher des Guttenplag-Wikis die mutmaßlichen Plagiate noch genauer zugeordnet, nämlich nach Zeilen. Den Angaben zufolge weist die Dissertation „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU“ des Verteidigungsministers nach den Maßstäben der Internet-Aktivisten zu einem Füntel Plagiate auf. Es seien „bis jetzt 3521 von 16.325 Zeilen, das sind 21,5 Prozent der Doktorarbeit (jeweils inkl. Fußnoten) als Plagiate identifiziert“ worden, heißt es in dem am Montagabend veröffentlichten Zwischenbericht des GuttenPlag-Wikis.
11.115 Zeilen sind laut der Mitteilung „Komplettplagiate aus anderen Quellen“ - das sind 27 Seiten reiner Text. Weitere 1437 Zeilen werteten die Plagiate-Sucher als „verschleierte Plagiate“, also umformulierte fremde Passagen, die „keinesfalls durch vergessene Anführungszeichen entstanden“ seien. Auf 410 Zeilen seien „Übersetzungsplagiate“ fremdsprachiger Texte gefunden worden. Dabei wurden Übersetzungen erstellt, ohne die Quelle zu nennen. Hinzu kämen weitere Stellen, an denen eine Fußnote angegeben worden sei, die sich jedoch auf einen unbedeutenden Teil des Originaltexts beziehe, während größere Abschnitte daraus ohne Zitatnachweis übernommen worden seien.
dpa/dapd/dino