Umstrittenes Bahnprojekt

Mehr als 60 Anzeigen nach Blockade in Stuttgart

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80 Menschen haben in Stuttgart die Baustelle für den neuen Bahnhof blockiert. Für die meisten endete die Aktion mit einer Anzeige der Polizei.

Am Morgen haben Stuttgart-21-Gegner erneut Bauarbeiten für das Milliarden-Bahnprojekt blockiert. Nach Polizeiangaben versammelten sich rund 80 Gegner an der Nordseite des Hauptbahnhofs und verhinderten die Einfahrt von vier Lastwagen. Bei der Auflösung der Blockade nahmen die Beamten zwei Männer im Alter von 54 und 55 Jahren vorläufig fest.

Die Polizei verdächtigt sie, einem Beamten mit einer Trillerpfeife direkt ins Ohr gepfiffen und einem Zweiten mit einer starken Taschenlampe in die Augen geleuchtet zu haben. Zudem hätten sie erheblichen Widerstand geleistet. Sie wurden wegen Körperverletzung angezeigt.

Weitere 61 Menschen wurden wegen Nötigung angezeigt, weil sie die Zufahrt zur Baustelle trotz Aufforderungen der Polizei nicht geräumt hatten und weggetragen werden mussten. Knapp zweieinhalb Stunden sei die Baustelle des Energiekonzerns EnBW von den Demonstranten blockiert worden, berichtete die Polizei.

Das Unternehmen soll am bereits abgerissenen Nordflügel des alten Bahnhofsgebäudes im Auftrag der Bahn eine Starkstrom-Kabeltrasse verlegen, um Platz für eine Technikzentrale zu schaffen. Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 war nach eigenen Angaben auch am Dienstag nicht an der Blockade beteiligt.

Bereits am Montag hatten rund 50 Demonstranten die Bauarbeiten zur Verlegung des Bahnhofs unter die Erde behindert. Abends hatten erstmals im neuen Jahr bei der „Montagsdemo“ Tausende lautstark für einen Baustopp und eine Kopfbahnhoflösung protestiert. Für Stuttgart 21 soll der alte Kopfbahnhof der Landeshauptstadt durch eine unterirdische Durchgangsstation ersetzt und mit einer geplanten Schnellbahntrasse nach Ulm verbunden werden. Die Bauherren Bahn, Bund, Land, Stadt und Region Stuttgart planen mit rund 4,1 Milliarden Euro. Die Kosten der Neubaustrecke schätzen sie auf rund 2,89 Milliarden Euro. Die Gegner gehen von weit höheren Kosten aus.

Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) erneuerte am Dienstag sein Versprechen, den Schlichterspruch von Heiner Geißler „eins zu eins“ umzusetzen. Er kritisierte aber die Demonstranten: „Jeder, der das Feuer jetzt wieder anheizt, muss die Verantwortung dafür auch tragen.“

( dpa/AFP/cn )