Die Mehrheit der Bundesbürger sieht den Schlichterspruch zu Stuttgart 21 als Modell für andere strittige Großprojekte. Laut dem ZDF-Politbarometer meinen 74 Prozent, dass bei ähnlich umstrittenen Großprojekten künftig vor einer Entscheidung zuerst ein Schlichtungsprozess ähnlich dem in Stuttgart stattfinden sollte. Lediglich 20 Prozent finden das nicht notwendig, sechs Prozent haben keine klare Meinung.
Eine Mehrheit von 72 Prozent plädiert darüber hinaus dafür, dass die Entscheidungen zu strittigen Großprojekten in einer Volksabstimmung getroffen werden und nur 24 Prozent meinen, dass das die zuständigen Parlamente entscheiden sollten. Am Ende von neun Schlichtungsrunden mit Gegnern und Befürwortern des neuen Tiefbahnhofs hatte Schlichter Heiner Geißler am Dienstag vorgeschlagen, aus Stuttgart 21 durch eine Reihe von Nachbesserungen „Stuttgart 21 plus“ zu machen.
Bei den Umfragewerten der Parteien gab es laut Politbarometer keine großen Veränderungen. In der politischen Stimmung hat sich der seit Oktober kontinuierlich gewachsene Abstand zwischen Union und SPD stabilisiert: Die Union kommt demnach auf 37 Prozent, die SPD auf 28 Prozent, die Grünen liegen bei 21 Prozent und die FDP bei vier Prozent – alle unverändert. Die Linke erreicht sechs Prozent (minus 1 Prozentpunkt).
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen CDU/CSU auf 34 Prozent und würde sich damit um einen Prozentpunkt verbessern. Die SPD würde einen Punkt einbüßen und 27 Prozent erhalten. Die FDP käme unverändert auf fünf Prozent, auch die Linke blieb mit neun Prozent und die Grünen mit 20 Prozent stabil. Die sogenannte Sonntagsfrage berücksichtigt längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien.
Nach dem Platzen der schwarz-grünen Koalition in Hamburg glauben laut Politbarometer bundesweit nur 37 Prozent aller Befragten, dass es in absehbarer Zeit in einem Bundesland zu einer Neuauflage solch eines Bündnisses kommen wird, 55 Prozent erwarten das nicht. Am häufigsten glauben dabei die Anhänger der Grünen (51 Prozent), dass es in irgendeinem Bundesland eine Wiederbelebung dieses Koalitionsmodells geben wird. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte für das Politbarometer von Dienstag bis Donnerstag 1317 Wahlberechtigte.
Die Liste der zehn wichtigsten Politiker wird weiterhin von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg angeführt. Der CSU-Mann kommt nach Sympathie und Leistung auf der Skala von plus 5 bis minus 5 auf einen geringfügig verschlechterten Durchschnittswert von 2,4. Auf Platz zwei liegt jetzt Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU) mit unveränderten 1,0, knapp vor SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Danach kommen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit 0,9 und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit einem Wert von 0,5.