Die von Joachim Gauck getrennt lebende Ehefrau Hansi hat mit großer Zurückhaltung auf die Debatte über das Privatleben des designierten Bundespräsidenten reagiert. Zu einer möglichen Scheidung sagte Hansi Gauck der Rostocker "Ostsee-Zeitung" "Bisher war das so nicht abgesprochen." Sie fügte hinzu: "Warum wird das jetzt wichtig?"
Die Gesellschaft sei doch offen auch für andere Partnerschaften. "Guido Westerwelle ist Außenminister und wird von seinem Lebenspartner begleitet", sagte Hansi Gauck. Wenn die Scheidung jetzt "von weiter oben" verlangt werde – "ich weiß es nicht", sagte sie.
Hansi Gauck ist dem Bericht zufolge mit vielen ehrenamtlichen Helfern im Rostocker "Marientreff"-Verein tätig. Die Begegnungsstätte befindet sich an der Marienkirche, wo Joachim Gauck im Herbst 1989 als Pastor zu Tausenden Rostockern sprach.
Seit der Nominierung Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten gibt es eine Debatte über die persönlichen Lebensverhältnisse des evangelischen Theologen und Bürgerrechtlers. Der 72-Jährige führt seit zwölf Jahren eine Fernbeziehung mit der Nürnberger Politikjournalistin Daniela Schadt (52).
Von seiner Frau Hansi, mit der er vier Kinder hat, lebt der Pastor seit 1991 getrennt, ist aber nicht geschieden. Im Wahlkampf um das Bundespräsidentenamt gegen Christian Wulff (CDU) hatte Gauck vor zwei Jahren eine schnelle Heirat ausgeschlossen, "eine spätere nicht unbedingt".
"Gauck benennt seine Lebenssituation offen"
Die Diskussion über die "wilde Ehe" Gaucks wurde unter anderem vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück (CSU), kritisiert. Glück sagte der "Passauer Neuen Presse": "Herr Gauck benennt seine Lebenssituation offen, das ist zu respektieren."
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hatte zuvor Gauck aufgefordert, seine persönlichen Lebensverhältnisse "so schnell als möglich zu ordnen" und zu heiraten. Dies liege in Gaucks eigenem Interesse, "damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird", so Geis, der dem konservativen Forum Deutscher Katholiken angehört.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt nannte eine Heirat von Gauck und Schadt "nicht notwendig". "Ob jemand, und wie jemand verheiratet ist und wann er heiratet, ist seine ganz private Entscheidung", sagte der Politiker im ZDF-"Morgenmagazin". Über die Lebensverhältnisse müssten diejenigen entscheiden, die es anginge, sonst niemand. "Da geben wir überhaupt keine Ratschläge."
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sagte dem Sender N24: "Ich würde daraus keine Staatsaffäre machen." Zugleich ermunterte er Gauck indirekt und mit leichter Ironie, sich von seiner getrennt von ihm lebenden Ehefrau scheiden zu lassen und seine langjährige Lebensgefährtin zu heiraten.
"Ich unterstelle mal, dass er seine Lebenspartnerin auch liebt. Und da bin ich dann wiederum auch konservativ, die Frau, mit der ich zusammenlebe und auch weiter zusammenleben will, die kann ich doch auch heiraten."