Kommentar

Teurer Umbau: Der ZOB wird zum kleinen BER

Thomas Fülling
Thomas Fülling

Thomas Fülling

Foto: Sergej Glanze/BM Montage

Immer wieder werden Bauprojekte nicht rechtzeitig fertig und verteuern sich. Das liegt an falschen Entscheidungen, so Thomas Fülling.

Der Steuerzahlerbund spricht bereits vom „kleinen BER“. Gemeint ist der Zentrale Omnibusbahnhof ZOB in Charlottenburg. Seit dem Sommer 2016 wird der Fernbushalt neben dem Funkturm saniert und modernisiert. Die Fertigstellung wurde schon vier Mal verschoben, die Baukosten haben sich seither verdreifacht. Berlins berühmter Pannenflughafen in Schönefeld lässt grüßen.

Das Schlimme ist: Weder der BER, noch der ZOB sind unrühmliche Einzelfälle. Immer wieder werden öffentliche Bauprojekte nicht rechtzeitig fertig und verteuern sich obendrein um viel Geld. Land und Bund gehen dabei oft gleichermaßen leichtfertig mit dem Geld der Steuerzahler um, wie die Beispiele Staatsoper oder Humboldt Forum zuletzt zeigten. Die konkreten Ursachen mögen unterschiedlich sein, die Auswirkungen sind immer gleich: Es wird am Ende deutlich teurer.

Das ist jedoch kein Naturgesetz, gegen das es einfach kein Ankommen gibt. Notwendig sind reale Kostenkalkulationen schon vor Baubeginn, die ausreichend Risiken berücksichtigen, die es gerade bei der Sanierung von Altbauten gibt. Immer wieder werden Baupläne mittendrin geändert. So auch geschehen beim ZOB, für den die Senatsverkehrsverwaltung gegen den Rat der Experten zunächst eine Light-Variante auf den Weg brachte. Kurz nach dem Baustart wurde dies richtigerweise korrigiert. Die Baukosten verdoppelten sich dadurch.

Das Hauptproblem aber ist, dass die öffentliche Hand in Berlin nicht antizyklisch in Gebäude, Straßen und Brücken investiert, wie es Nationalökonomen empfehlen. Wer kräftig baut, wenn alle anderen auch kräftig bauen, bekommt bei Ausschreibungen gar keine oder nur sehr teure Angebote von der Bauindustrie und dem Handwerk. Doch so lange Politiker für derart falsche Weichenstellungen nicht haften, wird sich daran wohl leider nichts ändern.

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