Sanierung dauert länger

Umbau des Zentralen Omnibusbahnhofes wird noch teurer

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Thomas Fülling
Reisende am Zentralen Ombnisbusbahnhof (ZOB) an der Berliner Messe in Charlottenburg.

Reisende am Zentralen Ombnisbusbahnhof (ZOB) an der Berliner Messe in Charlottenburg.

Foto: Reto Klar

Die Kosten für die Sanierung des ZOB steigen auf 40 Millionen Euro. Die Fertigstellung verschiebt sich auf Spätsommer 2022.

Berlin. Das Schild am Messedamm verkündet noch Mai 2022 als Fertigstellungstermin. Doch der im Sommer 2016 begonnene Umbau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) in Charlottenburg wird sich weiter verzögern. Wie die zuständige Senatsverkehrsverwaltung auf Anfrage der Berliner Morgenpost mitteilte, wird der ZOB nun erst im Spätsommer 2022 fertig. Auch die Kosten für das wichtige Infrastrukturprojekt steigen noch einmal: Gerechnet wird im Senat nun mit Gesamtkosten in Höhe von „knapp 40 Millionen Euro“.

Diese Summe entspricht fast dem Dreifachen der anfangs für die Sanierung des Busbahnhofs kalkulierten 14,3 Millionen Euro. Angesichts stark steigender Fahrgastzahlen im Fernbusverkehr war zwischenzeitlich allerdings die Planung geändert worden. Wichtigste Korrektur: Statt zwei alte Gebäude zu sanieren, soll nun ein zweigeschossiger Neubau mit Ticketschaltern, Shops und modernen Sanitäranlagen errichtet werden. Auch eine neue Leitstelle für die täglich bis zu 800 Busabfahrten ist geplant. Der Kostenrahmen wurde daher 2017 auf 29,9 Millionen Euro erweitert.

Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) in Berlin ist größter Fernbusbahnhof Deutschlands

Doch auch diese Aussage hatte nicht lange Bestand. Im Mai 2018 informierte der Senat die Abgeordneten darüber, dass der ZOB-Umbau 37,3 Millionen Euro kosten wird. Die Kostensteigerung um aktuell weitere rund drei Millionen Euro ergebe sich aus den Ergebnissen der Ausschreibungen, so Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung. Die Preise für Leistungen des Bauhauptgewerbes seien stark gestiegen. Wie andere Bauvorhaben in Berlin auch werde der ZOB-Umbau daher teurer.

Der 1966 in Betrieb genommene ZOB am Funkturm ist die größte Fernbus-Station in Deutschland. Allein in den drei Wochen bis Heiligabend werden laut den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), die den Bahnhof über eine Tochter betreiben, mehr als 400.000 Reisende erwartet Für das gesamte Jahr rechnet die BVG am ZOB mit rund 5,6 Millionen Fahrgästen. Das entspricht rund einem Viertel der Passagiere am Flughafen Tegel. Aus Sicht der BVG ist das Ergebnis bemerkenswert, weil wegen des Umbaus derzeit nur 16 von 27 Haltestellen angefahren werden können. Weil der Service eingeschränkt ist, weichen viele Fahrgäste zudem auf andere Stationen etwa am Alexanderplatz oder am Bahnhof Südkreuz aus. Auch deshalb wird die Zahl der An- und Abfahrten in diesem Jahr wohl auf unter 160.000 sinken. Das ist ein Viertel weniger als im Rekordjahr 2016, als mehr als 214.000 Fernbusse den ZOB ansteuerten.

Offen ist, ob ein am Ende auf 33 Haltestellen erweiterter ZOB in der Größe noch gebraucht wird. Denn Flixbus, mit einem Marktanteil von mehr als 90 Prozent wichtigster Fernbusanbieter in Deutschland, kündigte an, sein Angebot auf den Prüfstand zu stellen, wenn nur die Bahn von der von der Bundesregierung angekündigten Mehrwertsteuersenkung auf Ferntickets profitieren werde. Rund 30 Prozent des Netzes könnten so unrentabel werden, sagte ein Flixbus-Sprecher der Morgenpost. Berlin als Fernbushauptstadt Europas wäre von Streckeneinstellungen besonders betroffen, sagen Branchenkenner.

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