Kommentar

Berlins Nahverkehrsplan ist ein Quantensprung

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Joachim Fahrun
Die Koalition sollte ihre ihre Position zu U-Bahnen überdenken, meint Joachim Fahrun.

Die Koalition sollte ihre ihre Position zu U-Bahnen überdenken, meint Joachim Fahrun.

Foto: Maurizio Gambarini

Der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist längst an seine Grenzen gestoßen, meint Joachim Fahrun.

Berlin. Wer regelmäßig zu den Stoßzeiten in Berlins Bussen und Bahnen unterwegs ist, für den ist heute ein guter Tag. Der Senat wird mit dem neuen Nahverkehrsplan einen Quantensprung beschließen für ein System, das durch das Wachstum der Einwohner und Touristen an seine Grenzen stößt.

Es rächt sich, dass seit vielen Jahren weder das Netz nennenswert erweitert noch das Angebots sonst irgendwie verbessert wurde. Als Finanzsenator Thilo Sarrazin vor 15 Jahren den ersten Verkehrsvertrag mit der BVG abschloss, herrschte noch der Geist des Sparens in einer von der Haushaltskrise gebeutelten Stadt. Jetzt aber müssen die Weichen gestellt werden für die Mobilität einer wachsenden Metropole.

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Zehn neue Tramlinien beziehungweise Verlängerungen

Straßenbahnen sollen dabei die Hauptlast bewältigen. In den nächsten acht Jahren soll es zehn neue Linien beziehungsweise Verlängerungen geben. Dabei ist es richtig, überlastete Buslinien durch die deutlich leistungsfähigeren Trams zu ersetzen.

Gleichwohl sollte die Koalition noch einmal über ihre Position zu U-Bahnen nachdenken. Ja, diese unterirdischen Linien sind teuer. Aber wer zum Beispiel einen komplett neuen Stadtteil und ein modernes Industrie- und Wissenschaftsgebiet auf dem Noch-Flughafengelände in Tegel plant, sollte eine möglichst gute Anbindung sicherstellen, auch unter der Erde.

28 Milliarden Euro kosten in 16 Jahren

Die Kosten für die Nahverkehrs-Offensive sind erheblich. 28 Milliarden Euro in den nächsten 16 Jahren. Auf die einzelnen Jahre heruntergerechnet nehmen sich die 1,76 Milliarden Pro Jahr angesichts eines 30-Milliarden-Haushaltes jedoch verkraftbar aus. Zumal Bund und EU mit Fördermitteln helfen werden.

Niemand wird ernsthaft behaupten, dass es zum Senatsplan sinnvolle Alternativen gebe. Den Verkehr der Zukunft mit noch mehr Autos auf den Straßen bewältigen zu wollen, wäre absurd.

Es muss komfortabler werden, Busse und Bahnen zu nutzen, auch und gerade außerhalb des S-Bahnrings. Deshalb sind auch neue Modelle wie Rufbusse so wichtig. Sie schaffen neue Argumente, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Nun wird das alles noch ein paar Jahre dauern. Aber der Weg ist klar beschrieben.