Manchmal muss man sich über deutsche Politiker wundern. So auch im Streit um das Denkmal für die friedliche Revolution in der DDR. Der Bundestag beschließt solch ein Projekt. Es wird diskutiert, Künstler und Architekten reichen in Wettbewerben 900 Entwürfe ein. Eine Fachjury wählt einen Plan aus, der wird realisierungstauglich gemacht, sechs Jahre später liegt eine Baugenehmigung vor für die begehbare Waage der Stuttgarter Planer von Milla & Partner.
Denkmal in Berlin: Eine Waage für die Einheit
In einer nächtlichen Sitzung entscheidet dann aber eine kleine, in kulturellen und geschichtspolitischen Fragen einigermaßen unkundige Gruppe von Haushaltspolitikern, dass es anders kommen soll. In Berlins Mitte sollen anstatt des modernen Entwurfes eines experimentellen Denkmals für die gemeinsame Stärke des Volkes lieber des Kaisers Säulengänge wieder erstehen.
Die Debatte um das Einheitsdenkmal geht von vorne los
Man muss kein Fan des als „Einheitswippe“ geschmähten Entwurfs sein, um solch eine Volte für unakzeptabel zu halten. Die von den Architekten glaubhaft bestrittene Kostenexplosion ist nicht der wahre Grund. Wer keine 14 Millionen Euro für das Denkmal ausgeben will, darf auch keine 18,5 Millionen Euro für die Kolonnaden lockermachen. Das ganze Verfahren neu aufzurollen, wie es Kulturstaatsministerin Monika Grütters nun nach einiger Eierei vorschlägt, macht keinen Sinn. Wer soll sich noch an Wettbewerben des Bundes beteiligen, wenn deren Ergebnisse ohne Begründung im Papierkorb landen?
Es war der Wunsch des deutschen Parlaments, der DDR-Revolution und der Einheit ein Denkmal zu widmen. Der zum Sieger gekürte Entwurf ist spannend und kann eine Attraktion in Berlins Mitte werden. Ein Monument zum Mitmachen und Nachdenken über die glücklichste Zeit der jüngeren deutschen Geschichte könnte 2019 zeitgleich mit dem Humboldt Forum eröffnen. Wir sollten es bauen.