Der Verzicht auf den überzogenen Brandschutz im Bahnhof ist vernünftig, bedurfte aber eines Gipfeltreffens. Ein kommentar von Joachim Fahrun.

Beim BER haben wir ja schon allerlei Merkwürdiges erlebt. Da hätte es das staunende Publikum kaum überrascht, wenn eine termingerechte Eröffnung des neuen Berliner Flughafens diesmal an einer reichlich überzogenen Behördenvorgabe gescheitert wäre. Wobei termingerecht angesichts diverser Verschiebungen des BER-Starts natürlich nur relativ ist.

Es bedurfte offenbar großer Anstrengungen und des persönlichen Einsatzes der höchsten politischen Ebenen, um das Problem zu lösen. Um der Erkenntnis Raum zu verschaffen, dass man keinen Brandschutz für Szenarien vorausberechnen muss, die komplett unrealistisch sind. Dass so viele Passagiere mit der Bahn zum BER anreisen, dass gleich fünf Züge zur selben Zeit in die Station rasen müssen, ist nicht zu erwarten. Daher macht es auch keinen Sinn zu simulieren, ob die Brandschutzanlage so gut arbeitet, um auch für diesen Fall zu verhindern, dass im Brandfall Rauch aus dem Terminal auf die unterirdischen Bahnsteige gesaugt wird.

Was dem gesunden Menschenverstand auf Anhieb einleuchtet, muss für Juristen in den Genehmigungsbehörden aber erstmal auf höchster politischer Ebene verabredet werden. Jetzt kann das Bauordnungsamt schon mal die nicht für das letzte Extremszenario getestete Entrauchungsanlage genehmigen, der Bau daran kann weitergehen. Und es gibt wieder Hoffnung auf einen BER-Start im Herbst 2017.

Dass eine solche pragmatische Lösung einen dramatischen Gipfel inklusive umfangreicher Vorabsprachen benötigte, belegt ein weiteres Mal ein zentrales Problem des BER-Projekts. Die Gesellschafter ziehen eben nicht immer an einem Strang, es geht nicht allen stets darum, das vermaledeite Vorhaben endlich zu einem Ende zu bringen und den Hauptstadtflughafen zu eröffnen. Wenn solche Gipfeltreffen das ändern, darf der Regierende Bürgermeister gerne weitere solcher Runden einberufen.