Nach der Verschiebung des BER-Eröffnungstermins fragt man sich, wann alle an einem Strang ziehen. Ein Kommentar von Joachim Fahrun.
2018! Erstmals hat Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) diese Jahreszahl für eine Eröffnung des Flughafens BER in den Mund genommen. Der Aufsichtsratsvorsitzende tat das in einer Form, die ihn eher als abgeklärten Pragmatiker dastehen lässt. Und nicht wie jemanden, der sich von einem erklärten Ziel verabschiedet, nämlich dem BER-Start im Herbst 2017. Er werde sich nicht um vier Wochen streiten, sagte Müller. Es komme nicht darauf an, ob es im Dezember 2017 oder im Januar 2018 passiere.
Müller bereitet den Boden für eine weitere Verschiebung des Starttermins. Dabei ist klar, dass niemand einen Flughafen mitten im Winter eröffnen würde. Dann besteht die Gefahr, bei Frost die Jets enteisen zu müssen und den Kinderkrankheiten eines derart komplexen Systems weiteres Chaos hinzuzufügen. Oder aber die BER-Eröffnung wird nur mit wenigen Maschinen am fertigen Nordpier stattfinden, während die großen Airlines erst im Frühjahr 2018 von Tegel zum BER wechseln, ohne dass Müller die Terminverschiebung vor den Wahlen im September einräumen müsste.
Auch in der Schuldfrage hat Müller eine neue Fährte gelegt. Nicht die Flughafengesellschaft sei verantwortlich, obwohl sie wesentliche Bauunterlagen verspätet bei den Ämtern eingereicht hat. Es liege aber nicht mehr an ihnen, so suggeriert der Aufsichtsratsvorsitzende, sondern an den Genehmigungsbehörden. Die will Müller nun an einen Tisch holen, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Man staunt, dass so etwas nicht schon längst geschehen ist.
Als Steilvorlage, um die Schuld für ein mögliches Verfehlen des 2017-er Ziels wegzuschieben, dienen Müller neue Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes. Diese Behörde unterliegt dem Einfluss des BER-Mitgesellschafters und Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU). Ein halbes Jahr vor Bauabschluss möchte sie plötzlich dringend wissen, ob die Entrauchungsanlage der Terminal-Halle garantiert, dass durchfahrende Züge keinen Qualm in den Bahnhof saugen. Man staunt erneut und fragt sich, wann am BER endlich alle an einem Strang ziehen und klare Worte gefunden werden.