Comedy im Tipi

„Scooped“ ist wie Didi Hallervorden auf Englisch

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Peter E. Müller

Foto: Promo

Das britische Comedy-Stück „Scooped“im Berliner Tipi persifliert das Krimi- und Grusel-Genre. Es gibt Hochkomisches, aber auch platten Slapstick. Das erinnert an einen gaaanz langen Hallervorden-Sketch.

Es ist jede Menge los auf dem etwas heruntergekommenen britischen Landsitz der Murdstons in Northumberlandshirehampton. Hausherr Forbes Murdston ist eine so attraktive wie zwielichtige Gestalt. Sein knurriger Butler Klaus ist ein Unheil verheißender Bursche und das schlichte Blondchen Laura du Ray, das sich auf diesem unheildräuenden Anwesen als Sekretärin bewirbt, hat einiges durchzustehen, bevor sich ein vermeintliches Happy End Bahn bricht.

Das britische Comedy-Theaterstück „Scooped“, was so viel wie eingepfercht oder eingesperrt bedeutet, ist eine kuriose, überkandidelte Persiflage auf das gute alte Krimi- und Schauer-Genre, die den Darstellern reichlich Raum für komödiantisch-clowneske Glanznummern bereitet. Das britische Comedy-Quartett Spymonkey hat mit diesem skurrilen Stück zuletzt Erfolge im Leicester Square Theater in London gefeiert und gastiert damit nun erstmals in Deutschland, im Tipi am Kanzleramt.

Obwohl die Schauspieler einige erklärende Worte auf Deutsch einfügen, sollte man schon einigermaßen des Englischen mächtig sein, um der verwirrenden Geschichte folgen zu können. Wobei diese letztlich nur den Rahmen bietet für schrille, schräge und auch mal klamottige Comedynummern, die am Freitagabend durchaus für reichlich Lacher beim Premierenpublikum im ausverkauften Zeltpalast sorgen.

Das Bühnenbild ist einem klassischen britischen Landsitz nachempfunden, wie geschaffen für eine Agatha-Christie- oder Edgar-Wallace-Inszenierung. Hier landet die schlichte, sexuell unausgelastete und von Blähungen geplagte Laura (Petra Massey), um sich auf Empfehlung des Familienanwalts Roger Parchment (Aiton Basauri) als Privatsekretärin beim zurückgezogen lebenden Tragödienschreiber Forbes Murdston (Toby Park) zu verdingen. Doch höchst mysteriöse Dinge geschehen in dem verwunschenen Anwesen.

Schnell stellt sich heraus, dass Butler Klaus (Stephan Kreiss) die Fäden in der Hand hält und die Geschicke nach Gutdünken lenkt. Und dass sich hinter Hausherr Forbes offenbar eine ziemlich gespaltene Persönlichkeit verbirgt. Gerade noch scheint sich zwischen Laura und Forbes eine Liebesbeziehung anzubahnen, da versucht er im nächsten Moment, sie umzubringen. Schon klar, irgendetwas läuft gewaltig schief im Hause Murdston.

Dralle Komik und der Wille zum Lachen

Geister treiben ihr Unwesen. Im Traum erscheinen Laura chassidische Juden und chinesische Kung-Fu-Kämpfer. Irgendwann tanzt die ganze Truppe nackt bis auf ein Feigenblatt über die Bühne, wobei sich Laura nicht einmal ein Feigenblatt leisten kann. Es gibt Zauberkunststückchen und kleine artistische Einlagen, künstliche Enten rasen durch den Herrensitz und ein ausgewachsenes Pferd am Fenster zum Hof setzt den Anwalt mit einem gezielten Huf-Punch kurzzeitig außer Gefecht.

„Scooped“ bietet dralle Komik der bodenständigen Art, ist so albern wie die alten britischen „Carry On“-Filme und so derb wie eine Jerry-Lewis-Komödie. Es gibt hochkomische Momente ebenso wie platten Slapstick, der den erklärten Willen zum Lachen erfordert. Von der hohen Kunst britischer Comedy von Peter Sellers über die Pythons bis zu Rowan Atkinson ist dies alles freilich weit entfernt. „Scooped“ hat eher die Güteklasse eines ganz, ganz langen frühen Didi-Hallervorden-Sketches.

Die vier Darsteller, teils in verschiedenen Rollen, geben alles. Da wird die Hausbar zum Musikinstrument, da fliegen die Toupets, da wird gestolpert, gestürzt und wieder aufgestanden. Es wird getanzt. Es wird gesungen. Und plötzlich ploppen Tischtennisbälle ins Publikum. Wo die herkommen, das sollte jeder selbst live erleben. Noch bis zum 26. Januar ist „Scooped“ im Tipi am Kanzleramt zu Gast.