Ein kleines Haus weniger in der reichen Berliner Ausstellungslandschaft: Am Donnerstag gab die Nolde Dependance am Gendarmenmarkt bekannt, dass sie ihr lichtes Ausstellungshaus zum 30. März 2014 aufgeben wird. Nach knapp sieben Jahren Ausstellungstätigkeit, in 16 Ausstellungen wurde fast das komplette Werk Emil Noldes (1867–1956) aus dem Bestand der Nolde Stiftung Seebüll in allen Facetten – von Porträts über Landschaft bis zum Meer – vorgestellt.
In seinem Haus in Seebüll lebte und arbeitete der Künstler, in den dunklen Wintermonaten zog es ihn aber ab 1905 regelmäßig in seine Stadtwohnung nach Berlin. Ähnlich wie die „Brücke“-Expressionisten, zu deren Künstlergruppe er kurzzeitig gehörte, faszinierte ihn der lebendige Moloch der Stadt. Das „Berliner Schaufenster“ hieß dann auch die Dependance an der Jägerstraße in Mitte.
Rund 35.000 Besucher, Nolde-Fans wie Touristen, besuchten in den letzten Jahren das Ausstellungshaus. Die derzeitige, noch bis30. März laufende Ausstellung „Emil Noldes späte Liebe. Das Vermächtnis an seine Frau Jolanthe“ ist somit das letzte Projekt im Haus. Die Geschichte von Jolanthe Nolde, der zweiten Berliner Ehefrau, war eher unbekannt. Sie hatte 1948 mit 26 den 80 Jahre alten Künstler geheiratet.
Man wolle sich nun, so die Begründung des Direktors Christian Ring, ganz auf Seebüll als Zentrum der Forschung konzentrieren, die anstehende Sanierung des Nolde-Hauses vorantreiben und vor allem an Kontakte im internationalem Ausstellungsbereich anknüpfen. Eine Schau in Oslo habe gezeigt, dass eine Nolde-Schau dort „etwas Besonderes“ sei. Tatsächlich hat es ein kleineres Haus wie die Nolde-Stiftung nicht leicht in einer Stadt wie Berlin. Die Auswahl ist groß, die Konkurrenz stärker als anderswo.
Und Klassische Moderne gibt es auch im Brücke-Museum und in der Neuen Nationalgalerie, und die großen Museen ziehen ohnehin die großen Besucherströme ab, zumal wenn sich ein Haus wie dieses speziell auf das Werk nur eines Künstlers konzentriert. „Das Haus hat sich hier etwas schwer getan“, bestätigt Ring. André Schmitz, Kulturstaatssekretär, bedauerte gestern die Entscheidung der Stiftung.
Nolde Museum Berlin, Jägerstr. 55. Täglich 10-19 Uhr. Noch bis 30. März 2014.