Für sein Lebenswerk erhält der französische Dokumentarfilm-Regisseur und Produzent Claude Lanzmann im kommenden Jahr den Goldenen Ehrenbären der Internationalen Filmfestspiele Berlin.
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick würdigte Lanzmann am Donnerstag als „einen der großen Dokumentaristen“. „In seiner Darstellung von Unmenschlichkeit und Gewalt, von Antisemitismus und seinen Folgen hat er eine neue filmische wie ethische Auseinandersetzung geschaffen.“ Kosslick fügte hinzu: „Wir fühlen uns geehrt, ihn ehren zu dürfen.“
Im Rahmen einer Hommage an Lanzmann wird sein Gesamtwerk bei den 63. Internationalen Filmfestspielen Berlin präsentiert, die vom 7. bis zum 17. Februar 2013 stattfinden.
Als epochales Meisterwerk der Erinnerungskultur gilt Lanzmanns Film „Shoah“ von 1985. Der neuneinhalbstündige Dokumentarfilm über den Völkermord an den europäischen Juden wurde unter anderem 1986 im Forum der Berlinale gezeigt und mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.
Der 1925 als Sohn jüdischer Eltern in Paris geborene Lanzmann kämpfte im französischen Widerstand gegen das NS-Regime, studierte in Frankreich und Deutschland Philosophie und hatte 1948/49 eine Dozentur an der neugegründeten Freien Universität Berlin inne.
Bis Anfang der 1970er Jahre arbeitete Lanzmann vor allem als Journalist, bis heute ist er Herausgeber der von Jean-Paul Sartre begründeten Zeitschrift „Les Temps Modernes“. Zu seinen weiteren Filmen zählen die Dokumentation „Pourquoi Israël“ („Warum Israel“, 1973) und „Sobibor, 14 octobre 1943, 16 heures“ („Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr“).