- Bei einem Konzert in Berlin verlässt Helge Schneider nach nur 30 Minuten die Bühne
- Zuschauer hatten das Konzert im Tempodrom zuvor mit "Lauter"-Rufen gestört
- Erst nach einigen Minuten setzt der Musiker und Entertainer seine Show fort
Berlin. Helge Schneider hat die Faxen dicke. Schwer genervt von einigen Zuschauern macht er deshalb nach nur 30 Minuten erst mal Pause. Eine erzieherische, denn nach knapp vier Minuten geht es weiter. Ein Moment, den man in dieser Form wohl nur bei den wenigsten Künstlern erleben dürfte. Doch der Komiker hat dabei das Gros des Publikums hinter sich. Angefangen hat alles mit einigen „Lauter“-Rufen, woraufhin der Musiker höchstselbst den Regler hochgepegelt hat. Danach gibt es ein paar kichernde „Leiser“-Rufe. Nur einige stören weiterhin mit dem permanenten „Lauter“. Helge Schneider verweist darauf, dass der Ton ab einer bestimmten Lautstärke nicht besser, sondern schlimmer wird. Und geht ab.
Danach sind die Schreihälse tatsächlich still, vermutlich vor Verblüffung, während der Rest des Publikums im fast ausverkauften Tempodrom aufatmet. Der außergewöhnliche Vorfall erinnert an einen Konzertabbruch von Helge Schneider im Juli 2021. Bei dem sogenannten "Strandkorb Open Air" in Augsburg hatte sich der Entertainer darüber geklagt, nicht genügend Kontakt zum Publikum zu haben.
Schneider hatte dem Publikum damals erklärt: "Das macht wirklich keinen Spaß. Man kriegt keinerlei Kontakt zum Publikum. Hier laufen auch andauernd Leute rum. Bitte habt Verständnis dafür – ich als Künstler kann unter diesen Umständen überhaupt nichts mehr machen." Und er schob hinterher: "Da könnt ihr auch nichts für, das System ist einfach fadenscheinig und dumm."
Helge Schneider: Erst Abbruch, dann geht's ansatzlos weiter
Nach dem außergewöhnlichen Vorfall in Berlin nun geht es bei Helge Schneider dann aber ansatzlos weiter. Der 67-Jährige zelebriert seine neuste Show „Der letzte Torero! – Big L. A. Show“ an zwei Abenden mit fantasievoll ausgeschmückten Conférencen zu alten Hits und neuen Songs von seinem aktuellen Album „Torero“. Letztere tragen übrigens alle englische Titel, damit Schneiders Kinder und Enkelkinder überhaupt noch verstehen, worum es geht. Darin trifft derber Alltag auf elegante Arrangements.
Wie „Love On The Couch“. Oder abgekürzt „L. O. T. C.“, weil es so schön modern ist. Eine herrliche Parodie auf den schwülstigen Schlafzimmer-Soul von Barry White, an dessen laszivem Raunen sich Helge Schneider auch kurz versucht. Er groovt aber lieber mit der Hookline „Erdnussflips, knackig und frisch“. Besingt noch, wie er unter der Decke Würstchenduft pupst, weil sie es gut und kuschelig bei ihm haben soll.
Name | Helge Schneider |
Geburtstag | 30. August 1955 |
Geburtsort | Mühlheim an der Ruhr |
Familie | sechsfacher Vater |
Aktuelle Tour | „DER LETZTE TORERO - BIG L.A. SHOW“ |
Konzert in Berlin: Alles drin, was man von Helge Schneider erwartet
Eine Performance, in der alles drin ist, was man von Helge Schneider erwartet. Grotesker Humor plus Meta-Ebene und Subtext nebst brillanter Musik. An diesem Abend bevorzugt Jazz, also das ureigene Genre von Meister Schneider. Mit dabei hat er eine Band vom Arbeitsamt. Die Jungs standen alle um sieben Uhr morgens auf der Matte und haben für die gute Laune vor der Show einen Schnaps bekommen. Natürlich alles Quatsch. Neben Helge Schneider an allen Tasteninstrumente sowie Saxophon, Trompete und Xylophon stehen unter anderem seine exzellenten Musiker Sandro Giampietro an der Gitarre und Reinhard Glöder am Bass auf der Bühne. Auch interessant: Helge Schneider – Der „Katzeklo“-Sänger ist zurück
Mit dabei ist auch der zauselige Sergej Gleithmann, Schneiders Lieblings-Sidekick, der dem Chartbreaker „Katzeklo“ neuen Drive geben darf. Weitere Evergreens wie „Telefonmann“ oder „Texas“ werden ebenfalls aufgefrischt. Da rutscht schon mal ein kurzer Scat für Jazzfans rein oder die ikonischen ersten Takte von Beethovens „Für Elise“. Eine Melodie, die Schneider 250 Jahre vorweggenommen wurde.
Neulich hat ihn Bob Dylan angerufen und gefragt, ob er den Text von „My Baby Left Me“ nutzen darf. Der besteht nur aus der Titelzeile, die Helge Schneider jedes Mal schmerzlich berührt, wie er verrät. Er als sagenhaft prominenter Musiker ist unfassbar stolz darauf, dass andere Künstler weltweit seine Songs spielen. Allerdings mit anderen Melodien und anderem Text. Egal. Schneiders originelle, zeitlose in eingängige Lieder gegossene Komik kann man ohnehin nicht covern. Lesen Sie auch: Helge Schneider orgelt und kalauert, bis der Saal kreischt
Helge Schneider im Tempodrom in Berlin: Diese Songs hat er gespielt
- The Guilty Doctor
- Texas
- L.O.T.C.
Danach Abbruch. Rückkehr nach einigen Minuten. Rest des Konzerts ohne Pause.
- Der Telefonmann
- Horses
- A Night in Tunesia (Charlie Parker Cover)
- The Wizard
- American Bypass
- 100.000 Rosen
- She's Gone
- Easy Living (Jazz Cover)
- The Last Torero
- Lullaby of Birdland (Jazz Cover)
Zugabe:
- Future