Das Konzerthausorchester spielte Werke von Wagner und Gubaidulina unter Leitung von Marc Albrecht.

Ein kurzes, sehr konzentriertes Programm spielt das Konzerthausorchester am Gendarmenmarkt am Karfreitag – der Dirigent Marc Albrecht ist der richtige Mann dafür am Pult. Albrecht ist bald 60 Jahre alt und immer noch ein ungewöhnlicher und in vielen Aspekten überraschender Musiker. Gleich beim „Parsifal“-Vorspiel legt er das Dirigierhandwerk an den Tag, das ihn zunächst mal als exquisiten Opernkapellmeister auszeichnet.

Ein Sinfonieorchester kann unter ihm sogar das heikle „Parsifal“-Vorspiel auf hohem Niveau präsentieren – ein Stück, das zweifellos auch für das Konzerthausorchester ungewohnt ist. Was entscheidet über das Gelingen dieser zwischen Zartheit und klobiger Statik schwankenden Musik? Dass sich eine Trompete durch den Nebel der schwirrenden Streicher erhebt, ohne in ihrer Identität kenntlich zu werden. Dass das Orchester in den zahlreichen weihevollen Pausen eine Spannung durchhält, die sie wie ein unsichtbares Band umschließt. Dies alles auch bei einem Nicht-Opernorchester sofort fabelhaft gelingen zu lassen, macht einen wirklich meisterlichen Dirigenten aus.

Geiger Daniel Hope beweist im Zusammenspiel seine Virtuosität

Spannung über weite Strecken und Pausen halten: Das ist auch im ersten Violinkonzert „Offertorium“ der großen alten tatarischen Komponistin Sofia Gubaidulina eine der zentralen Herausforderungen. Bereits beim Spiel des Cantus Firmus aus Johann Sebastian Bach „Musikalischem Opfer“ lösen sich einzelne Mitglieder des Konzerthausorchesters nahtlos ab. Man bekommt gerade noch mit, dass der Ball des Themas am Ende beim Violinsolisten Daniel Hope landet. Virtuosität kann Hope in diesem Stück nur beweisen, indem er sich ganz auf die Zusammenarbeit mit dem Orchester im Dienst dieses emotional vereinnahmenden, schwierigen Stücks einlässt.

Es lohnt sich. Nicht zuletzt mittels des innerlichen, weichen Tons von Daniel Hopes Geige und der Ernsthaftigkeit der Interpretation bleibt Gubaidulinas Stück nicht bei der Anspielung auf den Opfergedanken der Eucharistiefeier stehen – sondern wird ein dichtes sinnliches Erlebnis.

Der „Karfreitagszauber“ aus dem dritten Akt von Wagners „Parsifal“ beschließt den kurzen Abend. Eine konzertante Darbietung dieses pantheistisch gedachten Bühnenzaubers hat seine Tücken und seinen Reiz: Einerseits wird Wagners „unendliche Melodie“, aufs Konzertformat gestutzt, von recht billig klingenden Anfängen und Enden gerahmt. Andererseits kann man im Konzertsaal namentlich in Marc Albrechts Dirigat transparent durch das Dickicht der Stimmen hindurchhören.