Peter Zander
Es war ein Schock des letzten Dortmund-„Tatorts“, als am Ende Martina Boenisch (Anja Schudt) den Serientod starb. Das traf die Zuschauer, weil es niemand vorab verraten hat, völlig überraschend. Es trifft aber auch ihre Kollegen, wie jetzt im neuen Fall „Du bleibst hier“ zu sehen ist.
Am schlimmsten trifft es Faber (Jörg Hartmann), der völlig aus der Bahn geworfen ist: Nachts schläft er in seinem Manta, mitten im Wald, wäscht sich in einem Staubecken, was hochgefährlich und verboten obendrein ist. Er hat einen Zauselbart und wirkt völlig verwahrlost. Ein echter Robinson Crusoe. Nur nicht auf einsamer Insel, sondern am Rande der Stadt.
Faber hat plötzlich einen Vater - und der steht unter Mordverdacht
Seine Kollegen Herzog (Stefanie Reinsperger) und Pawlak (Rick Okon) müssen erst mal allein ermitteln. Und diesmal haben sie noch nicht mal eine Leiche, nur eine Blutlache im Westpark, eine große allerdings, deren DNA auf einen kaltblütigen Vermieter weist, der im Kiez nicht beliebt war, weil er angestammte Bewohner verdrängte.
Der ist nun verschwunden. Wie kurz davor schon ein Drogendealer im Kiez verschwand. Mit dem aber hatte zuvor ein älterer Mann eine heftige Auseinandersetzung: Fabers Vater Josef (Wolfgang Rüber). Da steht auch dessen Sohn wieder auf der Matte. Aber nicht, um seinen Kollegen zu helfen, sondern um den Vater zu decken. Zu dem er nie Kontakt pflegte. Und den er, wie er jetzt feststellen muss, gar nicht kennt. Sollte wirklich er mit dem Mord zu tun haben?
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Die Folge „Du bleibst hier“ ist ein sehr besonderer, sehr persönlicher „Tatort“, bei dem Jörg Hartmann auch erstmals das Drehbuch schrieb. Es geht um Trauer. Und es geht um Leerstellen. Menschen, die plötzlich aus dem Leben gerissen sind. Das gilt für die Verschwundenen, aber auch die gestorbene Kollegin.
Die taucht sogar, das darf man hier verraten, noch ein letztes Mal auf. Wie eine Erscheinung aus dem Jenseits. Oder doch eher einer Imagination des etwas abgedrifteten Faber. Mitten in einer Kirche, in der er ihr gedenkt. Und als ein letzter Gruß.
Aber auch die persönlichen Geschichten der anderen Kollegen werden hier fortgesponnen: die terroristische Mutter, wegen der Rosa Herzog ins Visier genommen wird. Und der nach wie vor hilflose Vater Jan Pawlak, der fest darauf hofft, dass seine drogenabhängige Frau nach der Haft clean ist. Die dann aber einen Tag früher entlassen wurde und sich nicht gemeldet hat.
Es bleibt also spannend im „Dortmunder „Tatort“ - und disparat.