Es sind keine rote Rosen, die für sie regnen. Aber doch rote Papierrosenblätter. Und es ist ein sehr emotionaler Abend für Katharina Thalbach. Hier im Schiller Theater ist am 11. September zum letzten Mal ihre Erfolgsproduktion „Mord im Orientexpress“ gespielt worden. Danach aber wird sie nicht nur vom Publikum frenetisch gefeiert. Sie erhält dann auch noch vom Berliner Theaterclub den Goldenen Vorhang als beliebteste Schauspielerin des Jahres 2022. Nachdem der Preis pandemiebedingt zwei Jahre gar nicht verliehen werden konnte.
Ein sehr bewegender Abend für Katharina Thalbach
Sie fällt fast um, als sie die schwere Siegertrophäe entgegennimmt. Aber das ist natürlich nur Theater. Denn sie weiß ja, wie schwer der Preis wiegt. Weil sie ihn schon zum fünften Mal bekommt. Das erste Mal 1993, danach drei Mal, 1998, 2009 und 2011, für Produktionen der Ku’damm-Bühnen, wie jetzt auch der „Orientexpress“. Und da schließt sich für die 68-Jährige ein Kreis, wie sie mit bewegter Stimme zugibt.
Sie hat hier im Schiller Theater schon einmal einen letzten Vorhang erlebt, als die Staatliche Bühne 1993 vom Senat eingespart wurde. Thalbach gehörte damals zum Ensemble und erlebte die Schließung als schmerzhaften Einschnitt. Sie war dann noch mal hier, als das Maxim Gorki Theater ausgelagert wurde. Damals sei das Haus „komplett leergeplündert“ gewesen. Eine Schande, die sie empörte.
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Umso schöner der Umstand, dass die Ku’damm-Komödie, seit ihr Domizil radikal umgebaut wird, hier übergangsweise unterkam. Die Thalbach hat hier für die Komödie noch einmal „Hase Hase“ inszeniert, das Stück, das ihr Vater 1992 als eine der letzten Produktionen des Schiller Theaters mit ihr in der Titelrolle inszeniert hatte.
Auch an neuer Stätte wird der „Orientexpress“ wieder einfahren
Und dann kam „Mord im Orientexpress“, eine Wunschproduktion von ihr, und so aufwändig, dass sich die Woelffer-Bühne dafür hoch verschulden musste. Doch kurz vor der Premiere im März 2020 kam der Lockdown. Das Stück durfte erst am 24. Juli 2021 Premiere feiern. Seither aber war fast jede Vorstellung ausverkauft.
Nun muss die Ku’damm-Komödie zum Jahresende wieder raus aus dem Schiller Theater, weil die Komische Oper hier behelfsweise einzieht. Aber der „Orientexpress“ wird auch an der nächsten Zwischenstation der Komödie, wo immer die sein wird, wieder einfahren. Katharina Thalbach bedankt sich glücklich und ausdrücklich beim Publikum, das der Bühne in dieser schweren Zeit die Treue gehalten hat. Und sie winkt zum Abschied: „Tschüss. Kommt wieder. Aber woanders.“