In Heinrich Bölls Satire von 1952, „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, ist es ein Alptraum, der zum Zerfall eines ganzen Familienclans führt. Heutzutage aber hat sich Weihnachten, vor allem in seiner anglophonen Praxis, so modernisiert, dass von seinem „Konsum“ weit über die eigentliche Jahreszeit hinaus kein Schrecken mehr ausgeht: Weihnachtsfilme wie „Love Actually“ kennen kein Verfallsdatum.
„Last Christmas“ versucht das Rezept aus Romantik und Besinnlichkeit zu wiederholen. Emilia Clarke, bislang bekannt als „Mother of Dragons“ aus „Game of Thrones“, spielt Kate, die sich ihren Lebensunterhalt im grünsamtigen Weihnachtself-Kostüm als Verkaufsaushilfe eines Christmas-Souvenir-Geschäfts verdient.
Erste Bilder: der Trailer zum Film
Kate träumt davon, Schauspielerin zu werden, aber eine schwere Krankheit hat die junge Frau aus der Bahn geworfen. Kopflos hetzt sie im vorweihnachtlichen London zwischen Job und Vorstellungsauftritten hin und her und verdirbt es sich durch Nachlässigkeiten mit Freunden und Familie.
Mut zum Kitsch, Kritik am Brexit
Eines Abends läuft sie Fahrradfahrer Tom (Henry Golding) vor den Lenker. Kate will mit ihm flirten, aber Tom entzieht sich und weist ihr statt dessen auf sanfte Weise neue Richtungen in ihrem Leben.
Den Mut zum Kitsch verbindet der Film nicht nur einfallsreich mit einer George-Michael-Hommage, sondern auch mit einer expliziten Kritik am Brexit und der wachsenden Ausländerfeindlichkeit im Vereinigten Königreich. Emma Thompson, die auch am Drehbuch mitschrieb, hat zwar einen recht unschönen Auftritt als Kates jugoslawische Mutter, aber im Fluss der vom Film so erfolgreich erzeugten Weihnachtsstimmung kann man darüber gut hinweg sehen.
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Romanze GB 2019, 103 min., von Paul Feig, mit Emilia Clarke, Henry Golding, Michelle Yeoh