Stars in Berlin

Pitt und DiCaprio stellen in Berlin neuen Tarantino-Film vor

| Lesedauer: 10 Minuten
Haben den ersten gemeinsamen Film gedreht: Leonardo DiCaprio (l.) und Brad Pitt in Berlin auf der Dachterrasse des Soho House in Mitte.

Haben den ersten gemeinsamen Film gedreht: Leonardo DiCaprio (l.) und Brad Pitt in Berlin auf der Dachterrasse des Soho House in Mitte.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Der Star & sein Double: Leonardo DiCaprio und Brad Pitt stellen in Berlin Quentin Tarantinos Film „Once Upon A Time… in Hollywood“ vor.

Brad Pitt als Stunt-Double für Leonardo DiCaprio? Auf die Idee muss man erst mal kommen. Aber dafür gibt es ja Quentin Tarantino, der für schräge Ideen bekannt ist. Der hat in seinem neuen Film „Once Upon a Time… in Hollywood“ tatsächlich den einen zum Double des anderen degradiert. Und das ist überhaupt die allererste Zusammenarbeit der beiden Spitzenstars. Noch nie haben sie in einem Film zusammengearbeitet.

Das hätten sie eigentlich schon tun sollen. Auch in einem Tarantino-Film: dem in Berlin gedrehten „Inglourious Basterds“. Aber DiCaprio musste damals aus dem Projekt aussteigen, seine Rolle übernahm dann ein gewisser Christoph Waltz, der damit eine Weltkarriere startete und aus dem Stand einen Oscar bekam. Letzteres dürfte DiCaprio ziemlich gewurmt haben.

Erste Eindrücke: der Trailer zum Film

Dafür war er in Tarantinos nächstem Film „Django Unchained“ mit dabei. Der aber war ohne Pitt. Nun also die beiden zusammen. Als Star und Stunt. Es wäre durchaus reizvoll, sich die Besetzung auch anders herum vorzustellen. Aber wie ähnlich sind sich die beiden? Es trennen sie immerhin elf Jahre.

Ein Stuntdouble wünscht sich Pitt auch für seinen Alltag

Am 1. August haben die Schauspieler mit ihrem Regisseur den Film, der am 15. August ins Kino kommt, in Berlin vorgestellt. Und ein erster Blick aufs Podium der Pressekonferenz, die etwas unterirdisch im Kellergeschoss des Soho House absolviert wurde, zeigt: Doch, eine gewisse Ähnlichkeit ist da.

Zwar ist der 55-jährige Pitt deutlich athletischer als der 44-jährige DiCaprio. Aber in ihren Gesichtern finden sich doch ähnliche Züge. Und auch in ihrem Outfit haben sie sich etwas angepasst. Beide kommen recht schwarz gewandet, mit dicken Sonnenbrillen.

„Once Upon A Time… in Hollywood“ ist Tarantinos Liebesbrief an das Filmgeschäft im Allgemeinen und die Traumfabrik in L.A. im Speziellen. Der Film spielt 1968, Sharon Tate und die Manson-Sekte kommen auch darin vor.

Ein Gespann wie Newman und Redford?

Aber vor allem geht es um einen verkrachten Schauspieler, der seine besseren Tage schon hinter sich hat, und sein Stuntdouble, der wegen der Krise des Stars nicht mehr allzu viel zu tun hat, dafür aber viel mehr für ihn sein muss: Chauffeur, Hausmeister, bester Kumpel – und zuweilen auch Psychocouch.

Ein wunderbares Buddy-Movie. Von dem manche schon behaupten, das Gespann DiCaprio/Pitt käme an Paul Newman und Robert Redford heran. Aber stimmt das? Sind sie auch in echt ziemlich beste Freunde? Oder gar, in Anlehnung an Brangelina, ein Pittaprio?

Sie nehmen nebeneinander Platz. Frotzeln nicht miteinander und lassen immer den anderen höflich vor. Vor allem aber lassen beide lieber den Regisseur zu ihrer Rechten reden, aus dem es wie aus einem Wasserfall sprudelt. Pitt wie DiCaprio sind deutlich weniger schlagfertig als im Film.

Pitt und DiCaprio wünschen sich selbst Doubles für sich

Vielleicht ist man auch ein bisschen verwöhnt. Tarantino ist ja berühmt für seine einmaligen Dialoge. Vielleicht hätte er Mann auch ein paar witzige One-Liner für die Pressekonferenz verfassen sollen. So plätschert das Treffen der Spitzenstars eher unaufgeregt vor sich her. Da hat der letzte Superstar in Berlin, Will Smith, vor zwei Monaten noch eine ganz andere Performance hingelegt.

Pitt ergeht sich immerhin allgemein über Freundschaft: dass wir alle unsere Freunde bräuchten, um durchs Leben zu kommen. Und DiCaprio ergänzt, dass Pitt und er eigentlich vom ersten Tag am Set schon spielten, als ob sie ewig miteinander vertraut seien. Weil das Script eben so perfekt geschrieben war.

Lebhafter wird es erst, als man sie mit etwas frecheren Fragen herausfordert. Was sie in ihrem Alltagsleben von einem Stuntdouble machen ließen, wenn sie denn eines hätten? „Eigentlich alles“, meint Pitt und grinst. Ihm hätten schon viele Leute vorgeschlagen, ein Double zu engagieren, wenn draußen viele Paparazzi warteten, sagt DiCaprio. Und stöhnt. „Aber sowas funktioniert ja eh nicht.“

Quentin Tarantino denkt daran, aufzuhören

Und da im Film ständig geraucht wird - was sind denn privat ihre übelsten Angewohnheiten? Im Haar rumzuzwirbeln, meint DiCaprio. Auch im richtigen Leben: Zigaretten, gesteht Pitt. Brave Nettigkeiten,. Erst Tarantino sorgt für Lacher. Er weiß halt Pointen zu setzen. Und gesteht als letzter: „Nasenbohren.“

Überhaupt scheint es, dass die Fans von DiCaprio und Pitt eher in der Minderheit sind. Das Interesse liegt klar bei Quentin Tarantino. Ängstlich kommt die Frage, ob es denn stimme, dass Tarantino nach diesem Film höchstens noch einen machen will. Ja und nein. Tatsächlich denkt der Kultregisseur übers Aufhören nach. Zehn Filme, das wäre doch ein guter Schlusspunkt. Aber welcher könnte der letzte sein?

Ein dritter „Kill Bill“? Oder lieber „Star Trek?“

Man munkelt, er solle beim neuen „Star Trek“ Regie führen. Und ja, das würde er gerne machen. Das Skript sei sehr gut. Dann gibt es aber auch Gerüchte, er bastele an einem dritten „Kill Bill“. Und auch da ist was dran. „Ich weiß noch nicht, was ich tun will“, zuckt er mit den Achseln. „Vielleicht wird es auch keins von beidem. Vielleicht ploppt noch mal eine ganz andere Idee auf.“ Viele Vielleichts. Vielleicht macht er dann ja doch noch weiter.

Aber wie sieht überhaupt die Zukunft des Kinos aus? Momentan werden ja nur noch Fortsetzungen, Remakes und Comicfilme gedreht. Eine Originalidee wie „Once Upon...“ ist da schon die traurige Ausnahme. Und dann gehen ja immer weniger Leute ins Kino und gucken lieber Serien auf Streamingplattformen. Das sei ein großes Problem, gibt Pitt zu. Wir befänden uns gerade in einer Zeitenwende, „aber wir werden da mit der Zeit und mit dem Wandel gehen.“

Nostalgischer Rückblick auf eine Industrie im Aufbruch

Und das Kino, hier wird auch DiCaprio leidenschaftlich, wird immer bleiben. Es sei die großartigste Kunstform der Welt. Und das Erlebnis, einen Film mit einem großem Publikum zu teilen, sei durch nichts zu ersetzen. Aber die richtig tollen Filme, gibt er zu, die werden halt seltener.

In dem Sinne ist „Once Upon a Time… in Hollywood“ denn auch ein sehr nostalgischer Film. Weil er sich zurück in die 60er-Jahre träumt, als die Traumfabrik kurz vor einem Aufbruch, einer neuen Ära, dem New Hollywood stand.

Das Ausharren der Fans im Regen wurde belohnt

Etwas nostalgisch ging es auch am Abend bei der Premiere im Sony Center am Potsdamer Platz zu. Marvin Reich hatte Filme mit Leonardo DiCaprio und Brad Pitt dabei und wartete hinter der Absperrung auf die Schauspiel-Stars.

Wie Reich warteten Hunderte Fans in Scharen rund um das Sony Center. Für 18 Uhr waren die Schauspieler angekündigt. Als nach einer Viertelstunde die Protagonisten des neuen Hollywood-Films in Autos mit abgedunkelten Scheiben vorbei an der Menge gefahren wurden und es auch noch zu regnen anfing, setzte erstes Murren ein.

Das verstummte aber prompt, als Brad Pitt, Leonardo DiCaprio und Margot Robbie eine halbe Stunde später als erwartet unter lautem Gekreische den roten Teppich betraten und sich in der kommenden Stunde viel Zeit für ihre Fans nahmen. Auch Regisseur Quentin Tarantino war gelaunt und posierte geduldig für Fotos.

Autogramme und Selfies mit den Idolen

Vor allem hatten es die Zuschauer wie Marvin Reich aber auf Brad Pitt und Leonardo DiCaprio abgesehen. „Sie sind Idole für mich, weil sie so wandelbar sind und qualitativ wirklich sehr gut spielen“, meinte der 20-jährige Reich, der selbst im Theater schauspielert. Am Ende hielt er signierte Filme wie Brad Pitts „Fight Club“ von 1999 in Händen.

Auch Jeannine Fuhlbrügge und Saskia Radetzki erhielten sowohl Fotos als auch Autogramme und sagten strahlend: „Schön, dass beide endlich einen gemeinsamen Film gedreht haben.“

Doch auch wer kein Autogramm bekam, war nicht zwingend traurig. „Es ist auch lustig, die Leute zu beobachten. Und wir haben immerhin ein Foto schießen können“, so Sylvia Günther und Jeanette Grünwald.

Auf dem roten Teppich mit den Stars

Ein besonderes Erlebnis war der Abend auch für die Besucher, die eines der begehrten Premierentickets hatten. „Ich bin Mitarbeiter im Cinestar-Kino und wurde eingeladen, das ist schon sehr aufregend“, sagte Lars Graap. Auch DiCaprio-Fan Eileen Regenberg durfte ebenso wie ihre Begleiterinnen und Brad Pitt-Fans Luisa Naumann und Jana Haase auf demselben Teppich laufen wie ihr präferierter Schauspieler: „Einfach unglaublich“, fand die 34-Jährige. (tki)