Chorin. Der neue künstlerische Leiter Peter Sauerbaum stellt das Programm des Musikfestivals vor. Erstmals gibt es ein Festkonzert in Berlin.

Die malerische Klosterruine ist das Markenzeichen: Der Choriner Musiksommer gehört zu den alteingesessenen Festivals im Land Brandenburg. Zur Pressevorschau auf die 56. Saison, die vom 22. Juni bis 25. August 2019 laufen wird, stellte sich am Dienstag auch der neue künstlerische Leiter vor. Wobei es sich bei Peter Sauerbaum um einen alten Berliner Bekannten handelt.

Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Sommerfestivals im Berliner Umland mit künstlerisch und kulturpolitisch versierten Topleuten aufrüsten. Die Kammeroper Schloss Rheinsberg wird seit Oktober vom früheren Staatsopern-Intendanten und Kölner Kulturdezernenten Georg Quander geleitet. Peter Sauerbaum, der für Chorin antritt, war nach der Wiedervereinigung eine schillernde Figur in der Berliner Kulturpolitik, er nennt sich selber scherzhaft „einen bewährten Feuerwehrmann“.

Der Jurist wirkte Anfang der 90er-Jahre beim gerade angetretenen Daniel Barenboim an der Staatsoper, dann überführte er das Berliner Ensemble vom Staatstheater in eine privat geführte GmbH. Er war der Mann, der die „Fünf-Intendanten-Zeit“ aushalten musste. Anschließend war er parallel Geschäftsführer der Stiftung Jüdisches Museum, das er miteröffnete, und Controller bei Thomas Langhoff am Deutschen Theater. In Krisenzeiten wurde er amtierender Intendant an der Deutschen Oper. Er hat die Stiftung „Oper in Berlin“ mit vorangetrieben.

Auch vier polnische Ensembles werden erwartet

„Das ist keine Feuerwehr“, betont er jetzt mit Blick auf den Choriner Musiksommer. Das Festival kenne er seit 2006, als er Intendant des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt an der Oder wurde. „Der Musiksommer war eine feste Größe für uns“, sagt Sauerbaum und fügt hinzu, er sei jetzt eigentlich nur zur einen Tür hinaus- und in die nächste hineingegangen. Der neue Chorin-Chef bringt Humor und eine Portion Nachdenklichkeit mit.

Dem Festival scheint es gut zu gehen. Im vergangenen Sommer kamen 25.000 Besucher. Bei einem Etat von 560.000 Euro sind diesmal 20 Konzerte geplant. Das Festival ist vor allem der Klassik und Romantik verpflichtet und künstlerisch exquisit besetzt.

Neben großen Berliner Orchestern werden vier Ensembles aus Polen erwartet. Das Festival hat erstmals einen Kompositionsauftrag vergeben: Der Berliner Peter Gotthardt – der die Filmmusik zu Defa-Klassiker „Die Legende von Paul und Paula“ schrieb – arbeitet an einem Stück für Klavier und Chor. Zudem will das Festival expandieren. Erstmals gibt es am 20. Januar einen „Choriner Winter“ im Konzerthaus Berlin, dort also, wo das älteste Stammorchester des Festivals residiert. Zum Auftakt wird das „Ensemble Voix et Violes“ spielen. Aber auch in Brandenburg wolle man, so Sauerbaum, dem Festival künftig ein Brüderchen schenken.

Choriner Musiksommer, Tel. 03334-818472