Berlin. Von „Stellvertreter“ bis zu „Monsieur Claude und seine Töchter“: Intendant Dieter Hallervorden stellt Spielzeit-Pläne vor.

Dieter Hallervorden ist im dunkelblauen Anzug und mit Krawatte erschienen, „aber nicht nur für Sie, meine erste Frau feiert heute Geburtstag“, frotzelt er. Er hat ins Foyer des Schlosspark Theaters geladen, um sein Programm für die kommende Spielzeit vorzustellen. Es ist seine zehnte, und es läuft, wie man so sagt, durchwachsen. In jeder Saison, erzählt Hallervorden, habe er rund 100.000 Euro aus der eigenen Schatulle zuschießen müssen, und er wolle ja seinen eigenen Nachfahren nicht bloß leere Taschen vererben. Er ermuntert deshalb die anwesenden Pressevertreter, bei der Politik um finanzielle Unterstützung zu werben.

Das Schlosspark Theater, das Hallervorden 2008 von der Stadt anmietete und das sich heute mit einer Mischung aus Geldern der Lotto-Stiftung, privaten Zuwendungen und dem Privatvermögen des Intendanten am Leben erhält, scheint durch schwere Gewässer zu steuern.

Und in der Tat gibt es eine Reihe von Argumenten, die für den Erhalt des Hauses unweit des Steglitzer Kreisels sprechen. Da ist zum einen die Lage: Auch wenn sich Berlin über einen Mangel an Bühnen sicher nicht beklagen kann, nimmt sich die Spielstättendichte im Südwesten der Stadt doch eher bescheiden aus. Und zum anderen ist da die Neigung des Hauses zum Boulevardesken, über die man in kulturpolitischen Kreisen gern die Nase rümpft, ohne die aber weite Teile der Berliner Theaterkultur und -geschichte gar nicht zu denken sind.

Kein lupenreines Boulevardtheater

Und dabei ist das Schlosspark Theater noch gar nicht einmal ein lupenreines Boulevardtheater, wie Hallervorden auf der Pressekonferenz betont. Immer wieder werden auch Ausflüge ins bitterernste Fach unternommen. In der kommenden Spielzeit ist das sicherlich am besten anhand des „Stellvertreters“ zu belegen – jenes viel gespielten Dramas aus der Feder Rolf Hochhuths, das die Passivität der katholischen Kirche in der Zeit des Holocaust beleuchtet.

Regisseur Philip Tiedemann hat das Stück für den Abend im Schlosspark Theater von seinen ursprünglich fast vier auf knappe zwei Stunden verdichtet – und mit der Besetzung der Papstrolle hat das Haus einen kleinen Überraschungscoup gelandet: Georg Preuße, der einem breiteren Publikum vor allem als Travestiekünstler unter dem Namen Mary bekannt wurde, wird als Pius XII. auf der Bühne zu sehen sein.

Natürlich geht es bei den übrigen Eigenproduktionen der kommenden Spielzeit auch gern kurzweilig-komödiantisch zu: In „Der letzte Raucher“ etwa, einem Soloprogramm für Johannes Hallervorden, den Sohn des Intendanten, der damit die Champagnerhalle bespielen wird. Er steht ebenfalls in Joe DiPietros Stück „Was zählt, ist die Familie!“ auf der Bühne, das unter der Regie von Anatol Preissler inszeniert wird und in dem auch Anita Kupsch und Dagmar Biener zu sehen sein werden. Philip Tiedemanns zweite Regiearbeit „Monsieur Claude und seine Töchter“, in der auch Brigitte Grothum spielt, adaptiert den gleichnamigen Film von Philippe de Chauveron und Guy Laurent. Die Spielzeit verspricht unterhaltsam zu werden.

Schlosspark Theater, Schloßstraße 48, Steglitz.