Mit noch nie öffentlich ausgestellten Exponaten zeigt das Neue Museum in Mitte ab Dezember die schöne Königin in einem neuen Licht.

Am 6. Dezember 1912 wurde die Büste der Königin Nofretete in Tell al-Amarna geborgen. 100 Jahre später widmen Papyrussammlung und Ägyptisches Museum der gesamten Amarna-Ära eine umfassende Sonderausstellung: „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“ wird von 7. Dezember bis 13. April 2013 im Neuen Museum auf der Museumsinsel zu sehen sein. Durch 600 zusätzliche Objekte soll die Ära des Königspaars Echnaton und Nofretete in einem größeren Zusammenhang erlebbar werden.

Der Name „Amarna“ bezeichnet die Ruinen der altägyptischen Stadt Achet-Aton, dem heutigen Tell al-Amarna. Der Ort wurde von Pharao Echnaton (1351–1334 v. Chr.) gegründet, um dort in einer neuen Hauptstadt Tempel für die „Lichttheologie“ seiner einzigen Gottheit Aton bauen zu lassen. Dieser monotheistische Anbruch überdauerte kaum 15 Jahre. Unter der Rückbesinnung auf die alte religiöse Tradition unter Tutanchamun wurde Achet-Aton allmählich aufgegeben. Es ist eine kurze Ära, jedoch ein hochinteressantes Teilstück ägyptischer Geschichte.

Die Ausstellung zeichnet ein archäologisch fundiertes Bild von Grabungen und dem Fundkontext der Büste der Nofretete in der Bildhauerwerkstatt des altägyptischen Handwerkers Thutmosis nach. Neben dem archäologisch geprägten Hauptthema wird auch eine Darstellung der Inszenierungsgeschichte der Nofretete-Büste vom archäologischen Objekt zum vielfach vermarkteten Schönheitsideal nicht fehlen. Der Kitsch soll eigens hinterfragt werden.

Echnatons Büste frisch präpariert

„Wir möchten feiern“, sagt Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. „100 Jahre Nofretete natürlich, aber auch die Präsentation noch nie gezeigter Funde, die durch internationale Leihgaben bereichert werden.“ Denn etwa die Hälfte der rund 600 Exponate ist noch nie öffentlich gezeigt worden. Neben einigen komplett erhaltenen Gefäßen lag der Großteil der Keramik aus den Villen und Häusern des Fundortes zwar vorsortiert, aber unrestauriert in den Depoträumen. „Wir wollen dezidiert eine Ausstellung ungezeigter Funde der Berliner Stücke machen“, sagt auch die Direktorin des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, Friederike Seyfried.

Die größten Themenelemente der Ausstellung sind die dynastischen Hauptfiguren. Echnatons Büste, ursprünglich wohl das wertvollere Pendant zur Nofretete, befindet sich in der Restaurierungsphase und soll zur Eröffnung am 6. Dezember frisch präpariert den königlichen Bereich komplettieren. Ebenfalls neu im ansonsten gestaltungsgleichen Raum der Nofretete ist ein bronzenes Replikat, das von Besuchern, anders als das Original, berührbar und damit auch für Sehbehinderte erlebbar werden soll.

In neuem Glanz erstrahlt auch ein großer Fundus an blau und polychrom bemalter Keramik aus der Residenzstadt. Weitere Themen sind Handwerkstechniken, Materialstudien über Keramik-, Leder- und Metallarbeiten. „Wir haben einige besondere Stücke vorbereitet, die eine Vertiefung der Geschichte möglich machen“, sagt Ausstellungsarchitekt Duncan McCauley. Die Erzählung erfolgt auf der Ebene der Exponate durch interaktive Darstellungen, Medieninstallationen, Video- und Audioguides.

Und natürlich spielt – angesichts des Titels der Ausstellung – das Licht in den Ausstellungsräumen eine besondere Rolle. „Unsere zentrale Aufgabe war, dem Thema Licht im Raum Präsenz zu geben“, sagt McCauley. So zum Beispiel durch eine Sonnenkeil-Installation, ein Kernstück der Schau. Eintrittskarten für die Ausstellung gibt es ab sofort im Vorverkauf online sowie an allen Kassen der Staatlichen Museen zu Berlin.