Nach dem Ende von Oasis beweist Noel Gallagher mit seinem ersten Soloalbum, was er Liam Gallagher voraus hat. “High flying birds“ ist besser als erwartet.

Eigentlich wollte er nie Soloplatten aufnehmen. Aber nach der Trennung von Oasis blieb Noel Gallagher nichts anderes übrig. Irgendetwas musste er ja tun. Auf der faulen Haut rum liegen sei nicht das seine, ließ der mehrfache Millionär kürzlich verlautbaren. Und drum ist er jetzt wieder da, alleine, im Gepäck ein neues Album: "High Flying Birds".

Der Name scheint Programm. Ist er doch eine Anspielung an die "Byrds" und ihren großen Psychedelic-Hit "Eight Miles High". Und genau so kommt Noel Gallagher um die Ecke. Als Kulturbewahrer der Sixties, als Symbiose von Beatles und Stones, als ewiger Verweigerer musikalischen Fortschritts.

Eine bessere B-Seiten-Sammlung

"High Flying Birds" klingt nach Byrds 2.0, nach mehrfachem Remastering alter LSD-Hits. Neu ist das alles nicht. Man kennt Gallaghers Rezept für aufgewärmte Oldies bereits von zahlreichen B-Seiten aus Oasis-Zeiten. Eine Songstruktur aus drei, maximal vier Akkorden, einem gefühligen Gitarrensolo zwischendrin, das ganze garniert mit den altbekannten und unvemeidlichen Synthie-Streichern, wie etwa im Opener "Everybody's on the Run".

Aber das Album ist keine Notaufnahme, keine "Ich-muss-es-mir-und-allen-anderen-beweisen"-Therapieproduktion. "High Flying Birds" geht als bessere B-Seiten-Sammlung durch. Die erste Single-Auskopplung "The Death of You and Me" erinnert sogar an das fulminante "The Importace of Being Idle", den letzten Nummer-Eins-Hit von Oasis.

Weitere Höhepunkte: "AKA... What a Life", "Dream On" und das von Fans lang ersehnte "Stop the Clocks", vom dem man lange vermutete, bei dem Song handele es sich lediglich um ein gut gestreutes Gerücht der Oasis-Verleger, das Noel Gallaghers genialische Songwriter-Qualitäten und dessen unerschöpflichen kreativen Output unterstreichen sollte.

Im Bruderkrieg steht es 1:0

Der Song war so was wie "Chinese Democracy", das Guns n' Roses-Album, von dem man gar nicht mehr dachte, dass es eines Tages erscheinen würde. Nun ja, ein zweites Wonderwall, wie viele dachten, ist "Stop the Clocks" nicht geworden.

Dennoch: Noel Gallagher gelingt ein sehr hörbarer Solo-Einstand. Im Bruderkrieg mit Liam und dessen Combo "Beady Eye" gewinnt Noel klar. Eins zu null.