Heavy Metal

Mastodon – mit Barbarossabart zu neuen Ufern

Michael Pilz

Die Sludge-Metaller aus Atlanta zeigen mit "Live At The Aragon", dass sie mittlerweile Kunsthandwerker und Historiker sind.

Das Album „Crack The Skye“ von Mastodon war keine Platte, sondern ein geschlossenes Werk. Im Herbst 2009 wurde es aufgeführt, im Aragon, dem ehrwürdigen Ballhaus von Chicago. Notentreu, im Bühnenbild mit russischen Ikonen und monströsen Zarenbildern illustriert und dargestellt von Musikern, die aussahen wie ihren eigenen Songs entsprungen.

Mastodon wird von Brent Hinds geführt, bei dem die Tätowierungen aus Platzgründen schon von der Stirn unter die wirren Haare wuchern. Hints trägt einen Barbarossabart und eine Flying-V-Gitarre. Vor drei Jahren hatte er sich eine Schlägerei mit Shavo Odadjian von System Of A Down geliefert und verloren.

Eine der besten Bands der Welt

Als die Hirnblutung gestoppt, der Nasenbruch verheilt und Hints zumindest äußerlich wieder der Alte war, begeisterte er sich und seine Band plötzlich für progressive Rockmusik. Für merkwürdige Melodien, verdrehte Rhythmen, Banjos und die russische Literatur. Aus Mastodon, vier urwüchsigen Sludge-Metallern aus Atlanta, waren Kunsthandwerker und Historiker geworden. Und eine der besten Bands der Welt.

Gewaltige Kompositionen wie „Ghost Of Karelia“ brachten Mastodon tatsächlich unfallfrei zuwege in Chicago. Dafür spielten sie zum Schluss „The Bit“, ein schmutziges Stück der Melvins, ihrer Lehrmeister, die heute selber staunen, was aus Mastodon geworden ist.

Mastodon: Live At The Aragon (Reprise)

( mp )