Er geht mit der Musikindustrie hart ins Gericht: Kurz vor Veröffentlichung seines neuen Albums “Williamsburg“ hat Sänger Marius Müller-Westernhagen die Gier der Plattenfirmen kritisiert. Für ihren Niedergang seien sie selbst und nicht das Internet verantwortlich, sagte er im Interview der Zweitschrift “stern“.
Mit der Musikindustrie geht Westernhagen hart ins Gericht. Dass die Branche in der Krise stecke, läge nicht am Internet, sondern an der Gier der Plattenfirmen. Der Rockstar im "stern": „Wenn man nur den Kommerz im Sinn hat, wenn es nur darum geht, die große Masse zu befriedigen, dann kann man kein wertvolles Produkt schaffen. Die Qualität leidet und am Ende liegt alles am Boden.“
Gegen das Downloaden von Musik habe er nichts: „Man kann nicht wie ein alter Mann da sitzen und sagen: 'Früher war alles besser'“, sagte der 60-Jährige dem Musikmagazin „Melodie & Rhythmus“. Einer der Nachteile des Downloadens sei aber, dass die Kunst des Albums langsam kaputt gehe.
„Einzelne Songs runterzuladen ist für mich, als schnitte man im Museum ein Stück eines Bildes ab.“ Für jemanden, der ein Album geschaffen habe, sei das schmerzlich. Müller-Westernhagen betonte: „Ich möchte eine Dramaturgie mit Prolog und Epilog, einen musikalischen und textlichen Bogen.“
Der Musikunternehmer Tim Renner entwickelte für Müller-Westernhagen ein neuartiges Plattenfirmen-Konzept: Rent a Record-Company. „Motor bewältigt für meine neue Platte das Administrative und das Marketing. Und wenn ich mich dann wieder zurückziehe, bleibt Tim zwar mein Manager, aber ich brauche Motor nicht mehr“, erklärte der Sänger, der am Freitag (23. Oktober) sein neues Album “Williamsburg„ veröffentlicht.
Zudem möchte Müller-Westernhagen verhindern, dass seine Tochter Mimi zur Klatsch-Ikone wird. „Ich habe natürlich Angst, dass die Medien aus ihr eine Art It-Girl machen. Dass sie ohne eine Leistung über Partys stolziert und durch Klatschspalten geistert“, sagte Westernhagen im Interview des "stern".
Für Unstimmigkeiten in Sachen Medienpräsenz hatten Mimis Nacktfotos im deutschen Playboy gesorgt. „Die Fotos sind ja tatsächlich hochästhetisch“, so Westernhagen im stern, „aber im Endeffekt ist das egal, weil die Leute nicht differenzieren, ob das künstlerisch ist. Es sind Nacktfotos im ,Playboy'. Natürlich bin ich da empfindlich. Welcher Vater wäre das nicht?“
Mimi selbst sieht das eher gelassen: „Wir hatten die Kontrolle über die Fotos. Sonst hätte ich es nie gemacht.“ Mimi Westernhagen, die ihr musikalisches Debüt als Sängerin der Band „Battlekat“ hatte, arbeitet derzeit an einem Soloalbum. Bis das erscheint, rät ihr Vater zu Zurückhaltung.
Vaterschaft sei etwas, dass sich für ihn erst über die Jahre entwickelt habe, sagte Westernhagen. „Ich bin nicht gut mit Babys, die machen mir irgendwie Angst.“ Streng durchgreifen musste Papa Westernhagen aber nur gelegentlich. „Als Mimi ein Jahr vor ihrem Abschluss die Schule verlassen und plötzlich Musikerin werden wollte, musste ich meine Autorität zeigen. Ich sagte ihr: ,Nur über meine Leiche.'"
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