RTL-Tanzshow

"Let's Dance" als Erziehungscamp für Promis

| Lesedauer: 6 Minuten
Ligia Dana Tudorica

Die einen verlieren auf dem Parkett Pfunde, die andere ihre Profil-Neurose. "Let's Dance" ist so etwas wie ein Bootcamp für schwer erzieh- und trainierbare Prominente.

„Vom Saulus zum Paulus“ – eine Person wandelt sich positiv. Den Kandidaten der aktuellen Staffel der RTL-Tanzshow "Let’s Dance scheint dieses Motto auf die Stirn geschrieben: Der Zuschauer wird Zeuge so mancher extremen Veränderung. Zum Beispiel zeigt die mollige Sängerin Maite Kelly eindrucksvoll, dass sie auch ohne ihre singende Groß-Familie eine gute Figur macht. So mitreißend schwebt sie über das Parkett, dass sie mittlerweile zur Top-Favoritin der Staffel avancierte.

Auch der nicht weniger beleibte Lindenstraßen-Schauspieler Moritz A. Sachs hat außerhalb seines gewohnten Umfelds den Rhythmus gefunden und kann sich mit Recht zu dem talentiertesten männlichen Tanzwettbewerb-Teilnehmern zählen. Selbst die vermeintliche Berufs-Ehefrau Liliana behauptet sich ohne einen ehemaligen Welt-Fußballer an ihrer Seite und mutiert zur leistungswilligen Tänzerin.

Zwar vermag sie auch in diesem Format nicht auf Peinlichkeiten zu verzichten und inszenierte am Rande bereits in der letzten Woche mit dem nötigen Druck auf die Tränendrüse die unsägliche Show von den vertauschten Großmüttern. Man meinte, es handele sich um ein Eigentor, als sie das Foto ihrer eigenen Oma angeblich mit dem Foto der bekannten russischen Volksschauspielerin Elina Bystrizkaja verwechselte.

Doch eine Begründung war schneller gefunden als die Schrittkombination im Quickstep: Wohnungschaos und Umzugsstress. Da kann man seine Großmutter schon mal nicht wieder erkennen.

Sylvie van der Vaarts Aufruf "Ganz ehrlich, du zuhause, du verzeihst Liliana diesen Fehler“ funktionierte. Bereitwillig vergaben ihr die RTL-Zuschauer und wählten sie und ihren Partner Massimo Sinato eine Runde weiter. Der argentinische Tango, den die beiden auf Parkett legten, erreichte übrigens mit 23 Punkten die zweithöchste Punktzahl in der Sendung.

Genauso viele Punkte machte auch Lindenstraßen-Liebling Moritz A. Sachs und seine Tanzpartnerin Melissa Ortiz-Gomez. An seiner Jive-Choreografie hatte der Schauspieler so hart gearbeitet, dass er von Melissa dafür mit einer Einladung zu einem leckeren Essen belohnt wurde.

Trotzdem hat Sachs seit Beginn der Show schon ganze neun Kilo abgespeckt. Eer erzählte Moderator Daniel Hartwich glücklich, er wolle noch weiter abnehmen. Mit dem Tanzen würde das schließlich großen Spaß machen.

Neue Trainingstechnik für schwer Erzieh- und Trainierbare

Jurorin Motsi Mabuse war schlichtweg überwältigt von seiner Performance und skandierte "Komm, Moritz! Komm, Moritz!“ Zuvor war sie begeistert von ihrem Platz aufgesprungen, weil sie Joachim Llambis harte Kritik nicht stehen lassen wollte. Optimistisch wie die Tänzerin sich stets präsentiert, schob sie das Genörgel ihres Co-Jurors auf sein eventuell missglücktes Frühstück zurück.

Moderator Daniel Hartwich sah sich sogar im weiteren Verlauf des Abends genötigt, das gefürchtete Jurymitglied mit seinem Lieblingsopfer erneut bekannt zu machen: "Darf ich vorstellen? Checker – Mecker. Mecker – Checker. “ Nach dem erneuten Kennenlernen gab es für den Checker Thomas Karaoglan und seine ungewöhnliche Tangoversion zu "Push it“ von Salt’n’Pepa einen ganzen Punkt mehr von "Nicht-mehr-Mecker“-Llambi. Eine neue Trainingstechnik von Partnerin Sarah Latton, speziell entwickelt für schwer Erzieh- und Trainierbare, sah besonders den Einsatz von schwarzem Klebeband von rechts nach links über die große Klappe vom Checker vor.

Das scheint gefruchtet zu haben, denn Joachim Llambi zeigte sich beeindruckt vom Wandel des ehemaligen DSDS-Kandidaten. Trotzdem, mit zwei Punkten stufte das strenge Jury-Mitglied dessen Leistung eindeutig realistischer ein als sein Mitjuror Roman Frieling. Der Tanzlehrer vergab völlig aus der Luft gegriffen erstmalig in dieser Staffel mit 10 Punkten die Höchstwertung. Davor hielt er noch eine flamboyante Rede zum Thema Ungerechtigkeit und meinte damit die angeblich bis dato ungerechte Behandlung des Checkers durch seinen Kollegen Llambi.

Tänzerin Motsi Mabuse platzte nach dem Auftritt von Maite Kelly deshalb der Kragen. Wenn überhaupt, hätten, im Vergleich zu den restlichen Tanzpaaren, Maite und ihr Partner Christian Polanc die Höchstpunktzahl verdient. Die bekamen die beiden dann auch.

Trotz Nichterhalt der Note zehn konnten Maite und Christian ihre Favoritenrolle festigen. So gingen sie mit 30 Punkten und der bisherigen Höchstpunktzahl der vierten Staffel bei der Jury und den Zuschauern in Führung.

Rausgewählt wurde Ex-Tatort-Kommissarin Andrea Sawatzki. Der Jive zum Song "Elektrisches Gefühl“ der Band Juli konnte die Juroren und das Fernsehpublikum nicht vollständig von ihrer Verwandlung in eine Tänzerin überzeugen. Joachim Llambi brachte es auf den Punkt, als eine der besten Schauspielerinnen hierzulande könne sie eine gute Show liefern, aber der Tanz käme dabei zu kurz.

Fernanda Brandao im Lambada mit Llambi

Zusätzlich wirkte sie neben Tanzpartner Stefano Terrazzino als würde sie ihn in der Körpergröße überragen. Insgesamt gaben sie auf der Tanzfläche kein harmonisches Paar ab. Ganz im Gegensatz zum Einspieler, das die Beiden gutgelaunt und foppend beim Training zeigte. Gelobt wurde vor allem ihr sexy Overall, der ihr von Juror Harald Glööckler den Beinamen "Mrs. 100.000 Volt“ einbrachte.

Unter Strom standen vor allem die Füße von Fernanda Brandao. Außer Wettbewerb lief dann auch die kleine Tanzeinlage der DSDS-Jurorin, die gemeinsam mit ihren Kandidaten die Show besuchte. Sie wünschte sich einen "Lambada mit Llambi“. Ganz Gentleman erfüllte dieser ihren Wunsch und ließ zu wenigen Takten rhythmisch seine Hüften kreisen. Der Zuschauer bekam eine Ahnung, der vollständige Beweis seiner Tanzkünste steht noch aus.

Vielleicht werden die Zuschauer in dieser fünften Staffel Zeuge der Wandlung von "Saulus“ Joachim zum "Paulus“ Llambi. Dann müsste er sich gemeinsam mit seiner Tanzpartnerin Fernanda der Kritik seiner Kollegen aussetzen. Spätestens an der spontanen Aktion des spitzzüngigen Jurors ließ sich erkennen, diese Tanzshow scheint tatsächlich alle Teilnehmer ein bisschen besser zu machen – nur nicht das Deutsch von Moderatorin Sylvie van der Vaart.